Wo Wallfahrer ihr Haupt betten

TRIER. Mit einem außergewöhnlichen Konzert eröffnete die Katholische Akademie ihre vierteilige Clubreihe über das Pilgerleben im Mittelalter. Der Spielkreis für Alte Musik Trier nahm die Gäste im romanischen Saal des Trierer Doms mit auf eine musikalische Wallfahrt nach Santiago de Compostela.

Voll besetzt ist der romanische Saal im Trierer Domkreuzgang. Ein Ort, wie geschaffen, sich der Faszination eines mittelalterlichen Massenphänomens zu nähern - dem Pilgertum. Zu Beginn der vierteiligen Reihe, mit der die Katholische Akademie Geschichte und Entwicklung beleuchten will, steht ein sinnlicher Zugang. Der Spielkreis für Alte Musik Trier hat Musik der Jakobspilger aus mehr als vier Jahrhunderten zusammengetragen, die von der Befindlichkeit der Wallfahrer, den Wallfahrtsorten und dem jeweiligen Stand der musikalischen Entwicklung künden. In der Einführung des Kölner Musikwissenschaftlers Professor Klaus Wolfgang Niemöller erfahren die Gäste, wie sich die Musik der Pilger von einstimmiger Gregorianik des Frühmittelalters bis hin zu komplexer Polyphonie im 16. Jahrhundert entwickelt hat. Sie erfahren, welche Rolle Instrumente in der Kirchenmusik gespielt haben, darunter Krummhörner, Rankett, Kortholt, Tenorpommer oder Psalter, die der Spielkreis für seine konzertante Pilgerreise einsetzt. Diese beginnt in Trier, in der Abtei St. Maximin und mit einem leisen gregorianischen Gesang, der abwechselnd vom sonoren Schnarren des Psalters und dumpfen Fiedelklängen begleitet wird. Vom Leben in Paris stark beeindruckt

Weiter geht es nach Luxemburg mit dem mehrstimmigen Lied "Ons Himmelsmamm", das das persönliche Verhältnis der Luxemburger zur Muttergottes ausdrückt. Die musikalische Ankunft in Paris lässt erahnen, wie sehr die Pilger vom sinnesfrohen Leben dort beeindruckt waren, denn von Trommeln begleitete Tanzrhythmen bestimmen ihre Lieder. Auch auf den weiteren Stationen durch Frankreich bis zum Ziel, dem spanischen Santiago de Compostela, wird deutlich, wie sich weltliche und geistliche Einflüsse mischen. Viele der Klänge sind ungewohnt, doch sie transportieren eine einzigartige Stimmung. Etwa das Gloria aus dem 15. Jahrhundert, das der Station Orléans und Jeanne d' Arc gewidmet ist. Die Musiker der Flöten, Krummhörner, Altpommern, Rankett, Fiedel und Hirtenschalmei haben sich im Raum verteilt und weben die Zuhörer in ein kanonartiges Wechselspiel mit den Sängern ein. Die sich darin äußernde Hochachtung gegenüber der Jungfrau von Orléans wird buchstäblich spürbar. Drei weitere Abende mit musikalischer Umrahmung, am 8. und 22. März, 5. April jeweils um 19 Uhr. Infos und Anmeldung unter Telefon: 0651/8105-233.

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