Wohnen statt Gastronomie

Trier/Köln · Das Ende einer Ära: Das Kolpinghaus Warsberger Hof hat sein Restaurant geschlossen. "Wir wollen uns nun auf unsere Kerngeschäfte Jugendwohnen und Jugendgästehaus konzentrieren und unsere Räume für private Veranstaltungen zur Verfügung stellen", kündigt Geschäftsführerin Alexandra Horster an.

Trier/Köln. Seit 1961 hat das Trierer Kolpinghaus sein Domizil im Warsberger Hof (Dietrich-/Wilhelm-Rautenstrauch-Straße). Hauptaufgabe: jungen Menschen fern der Heimat in der Ausbildungszeit eine preiswerte Unterkunft, Verpflegung und pädagogische Betreuung bieten. Doch das Kolpinghaus war auch eine für jedermann zugängliche gastronomische Einrichtung der Kategorie "günstig und gut". Der Restaurantbetrieb florierte, lange Zeit war der Warsberger Hof so eine Art Betriebskantine für Bistums- und Behördenangestellte, die hier ein subventioniertes Mittagessen erhielten.Gästehaus mit 150 Betten


Weil das Gastro-Geschäft so gut lief, leistete sich das Kolpingwerk 1995 eine große Investition: Die Küche wurde erneuert, der Restaurantbereich umgestaltet und um einen Glas pavillon und eine Außenterrasse zum Rautenstrauch-Park hin erweitert. Das kräftig ausgebaute Angebot vergrößerte nicht zwangsläufig auch die Nachfrage, überforderte aber den ehrenamtlichen Vorstand des Trägervereins Kolpinghaus Warsberger Hof. 2005 stieg der Bürgerservice Trier als neuer Betriebsträger ein - und 2012 wegen wirtschaftlicher Probleme wieder aus. Seither segelt der Warsberger Hof unter der Flagge der gemeinnützigen GmbH Kolping Jugendwohnen Köln.
Die hat nun die Notbremse gezogen. "Die A-la-carte-Gastronomie ist nicht gut gelaufen", resümiert Jugendwohnen-Geschäftsführerin Alexandra Horster (38). "Deshalb haben wir Ende 2014 den Restaurantbetrieb geschlossen." Stattdessen wolle man sich nun "konzentrieren auf das, was wir wirklich gut können: Hostel-Betrieb und Jugendwohnen".
Der Warsberger Hof verfügt über 150 Betten für ein Gästespektrum von Schulklassen über Jugendgruppen, Familien und Fahrradtouristen bis hin zu Pilgern. Unter die Kategorie Jugendwohnen fallen zwei Dutzend weitere Betten, die großteils reserviert sind für Blockschüler der Handwerkskammer Trier.
Ein drittes Betätigungsfeld soll der Veranstaltungsbereich werden. Darunter sind neben Konzerten und Kleinkunst auch private Feiern und geschlossene Gesellschaften gemeint: "Taufen, Hochzeiten, Kommunionen, Jubiläen - für all das wollen wir auch weiterhin zur Verfügung stehen."
Auch wenn das Team unter Betriebsleiterin Simone Ettl (38) durch betriebsbedingte Kündigungen von 20 auf 16 Mitarbeiter verkleinert worden ist: "Das Know-how haben wir - und die Räumlichkeiten ebenfalls."Extra

Ein lothringisches Adelsgeschlecht ist Namensgeber des Warsberger Hofs. Die Freiherren von Warsberg hatten große Besitztümer auch im Trierer Land. Den mittelalterlichen Adelshof an der Dietrichstraße nutzten sie vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert als Stadtsitz. Um 1720 erhielt er sein heutiges Aussehen. Ab 1824 war der Warsberger Hof für mehr als 100 Jahre das Domizil der von Kommerzienrat Wilhelm Rautenstrauch begründeten Kaufmannsdynastie. 1944 wurde der Hofkomplex durch Bombentreffer weitgehend zerstört und war bis 1959 eine Ruine. Seit 1961 ist er Kolpinghaus. rm.

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