Wohnen, wo einst Römer wirkten

Trier-Süd · Ein moderner Bau in einer Denkmalschutzzone: In Trier-Süd ist das möglich. Die K1-Immobilien GmbH & Co. KG errichtet in der Speestraße 13 ein Gebäude mit sieben Wohnungen. "In Spee" heißt das Projekt am Ende der Straße mit unter Schutz gestellten Häusern der vorletzten Jahrhundertwende.

 Neubau am Rande der Denkmalschutzzone: Auf dem Grundstück Speestraße 13 entsteht ein modernes Wohnhaus (links). TV-Foto: Cordula Fischer

Neubau am Rande der Denkmalschutzzone: Auf dem Grundstück Speestraße 13 entsteht ein modernes Wohnhaus (links). TV-Foto: Cordula Fischer

Trier-Süd. Bis Ende der 1990er Jahre waren die Architekten Engel und Engel-Tizian Eigentümer des Grundstücks in der Speestraße 13. Darauf befand sich ein seit Jahren leer stehendes Backsteinhaus. Ralf Kohlhaas, Geschäftsführer der K1-Immobilien GmbH & Co. KG hat das Grundstück samt den Plänen für einen Neubau von den Vorbesitzern erworben. Auf dem 443 Quadratmeter großen Grundstück (700 Quadratmeter Wohnfläche) entsteht ein modernes Gebäude mit drei Stockwerken, einem Penthouse und Aufzug sowie einer mehrgeschossigen Tiefgarage mit Parklift.
Archäologen graben Holz aus


"Eine richtige Entscheidung", findet Kohlhaas. Er halte nichts von einer Art Kulissenbau, wie man es etwa in Dresden praktiziert habe. "Es wäre nicht richtig gewesen, ein Haus im Stil einer Jugendstilvilla nachzubauen. So entsteht nun ein moderner Abschluss der Denkmalschutzzone. Es ist ein gutes und schönes Gebäude." Damit rechtfertigt er den Neubau in dieser Form gegen kritische Stimmen, die nach Bekanntwerden der Pläne in der Nachbarschaft laut wurden (der TV berichtete).
Bereits im Juli 2010 hat die Stadt die Baugenehmigung erteilt, auch die Denkmalpflege und der Architektur- und Städtebaubeirat stimmten den Plänen zu. Anfang 2011 rückte der Abrissbagger an. Seit Februar 2012 wird gebaut. Fertigstellung: Ende des Jahres. Alle Belange - auch die denkmalpflegerischen - seien im Vorfeld im Baugenehmigungsverfahren geprüft worden, teilte die Stadt auf TV-Anfrage mit.
Unter dem Titel "In Spee - Eine neue Zeit. Zeit für Neues" hat K1-Immobilien bereits sechs Wohnungen an "Eigentümer aus der Region" vermarktet, für die im Erdgeschoss sucht Kohlhaas noch Interessenten. Die können in Zukunft auf historischem Boden leben.
2,6 Millionen Euro investiert das Unternehmen in das Bauprojekt, dem Grabungen des Rheinischen Landesmuseums vorausgingen. "Im Zuge der Ausgrabungen gelang es, die Siedlungsentwicklung dieses moselnahen Stadtareals in ihren Grundzügen herauszuarbeiten: Die ältesten antiken Siedlungsspuren aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. sind eingebettet in feinkörnige Flussschlammablagerungen, die auf wiederkehrende Hochwasserereignisse hinweisen", teilt Stadtarchäologe Dr. Joachim Hupe mit. Das Grundstück befindet sich über einem ehemaligen römischen Entwässerungsgraben. Als "kleine Sensation" bezeichnet Hupe den Fund von "größeren Mengen von antiken Eichen- und Buchenhölzern (…), die im dauerfeuchten Milieu des Seeschlamms hervorragend konserviert waren".
Ebenfalls wurden Reste von Pfosten dokumentiert. Hupe schreibt die Funde einer Holzkonstruktion zu, bei der es sich "am ehesten um eine provisorische Grabenquerung oder eine Trittbefestigung des feuchten Untergrundes im Bereich des Entwässerungsgrabens gehandelt haben" dürfte. Die dendrochronologische Untersuchung lasse die Datierung "in die Zeit 60 nach Christus, also in die Regierung des Kaisers Nero (54-68 n. Chr.)" zu. Erst Jahrzehnte später wurden an dieser Stelle Häuser gebaut. So konnten die Archäologen "Baureste von zwei Kellern dokumentieren. Das Kalksteinmauerwerk der Keller war durch mittelalterlichen Steinraub teilweise bis in den Fundamentbereich ausgebeutet worden."
Im Mittelalter lag das Gebiet außerhalb der Stadtmauern und wurde bis in die frühe Neuzeit als Ackerland und Gartenfläche genutzt.Extra

 Relikt aus Römerzeiten: Das Rheinische Landesmuseum hat auf dem Grundstück Speestraße 13 gegraben. Die Archäologen haben antike Eichen- und Buchenhölzer im dauerfeuchten Erdreich gefunden.Foto: Chr. Schaufert, Rheinisches Landesmuseum

Relikt aus Römerzeiten: Das Rheinische Landesmuseum hat auf dem Grundstück Speestraße 13 gegraben. Die Archäologen haben antike Eichen- und Buchenhölzer im dauerfeuchten Erdreich gefunden.Foto: Chr. Schaufert, Rheinisches Landesmuseum

Dendrochronologie: Dieses Wort kommt aus dem Griechischen und ist zusammengesetzt aus den Begriffen für Baum, Zeit und Lehre. Es bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit dem Alter von Holz beschäftigt. Holz ist quasi ein Archiv der Umwelt. Bäume bilden Jahresringe, die zeigen, wie die Pflanzen gewachsen sind. Man sieht sie, wenn man einen Baum fällt, aber auch in Brettern und Balken. War es ein gutes Jahr mit viel Sonne und Regen, sind die Bäume viel gewachsen, die Jahresringe sind breit. Auch Umweltverschmutzungen lassen sich so ablesen. Wissenschaftler können das im Labor untersuchen und durch Vergleiche ermitteln, aus welchem Jahrhundert das Holz stammt, das Menschen unter anderem zum Bauen von Häusern oder Brücken verwendet haben. cofi

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