Wohnstraße für ein Jahr von Bussen befreit

Igel · Klagen über Linienbusse in Wohnstraßen (TV vom 31. Juli) hatten in Igel eine breite öffentliche Diskussion ausgelöst. Für die hauptbetroffenen Bewohner der Secundinierstraße wird bald wegen anstehender Straßenarbeiten für gut ein Jahr Ruhe einkehren. Wie es später weitergeht, bleibt offen.

 Zentimeterfahren im Engpass: Die Linie 3 an der Einmündung Secundinier-/Kapellenstraße in Igel. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Zentimeterfahren im Engpass: Die Linie 3 an der Einmündung Secundinier-/Kapellenstraße in Igel. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Igel. Eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) steht bei den meisten Ortsgemeinden auf der Wunschliste. Kommt aber eine Gemeinde in den Genuss eines ÖPNV-Anschlusses mit kurzen Taktzeiten, hat sie schnell ein Problem: Verwinkelte Dorfdurchfahrten und enge Anliegerstraßen in den Wohngebieten sind nicht dafür ausgelegt, in kurzen Abständen von 15 Tonnen schweren Gelenkbussen durchfahren zu werden, die fast die gesamte Fahrbahnbreite für sich beanspruchen.

Ein Paradebeispiel dafür ist die Route der Linie 3 durch Igel. Da die "Drei" auch das Industriegebiet auf der Eurener Flur bedient, setzen die Trierer Stadtwerke (SWT) dort bedarfsgerecht schwere Gelenkbusse ein, die an Werktagen im 20-Minuten-Takt verkehren. Dies bedeutet eine Busdurchfahrt in zehn Minuten aus wechselnden Richtungen. Im Grunde ein Glücksfall für die Gemeinde Igel als Mitnutzerin der Linie 3. Allerdings rollen die SWT-Busse nicht einfach über Hauptstraße (B 49) durch Igel, sondern die Route führt vom Feilenkreuz über Secundinier- und Kapellenstraße durch zwei enge Wohnstraßen. "Bleiben wir auf der Hauptstraße, werden die Distanzen zwischen den Wohngebieten und den Haltestellen zu groß", heißt es beim SWT-Verkehrsbetrieb. Die Folge sei ein Fahrgästeschwund - die Linie werde unrentabel.

Indessen hat die Dauerbelastung auf den beiden Straßen ihre Spuren hinterlassen - die rund 450 Meter lange Secundinierstraße ist rissig, hat sich abgesenkt und muss komplett saniert werden.

Anwohner sind den ständigen Busbetrieb leid



Auch bei den Anrainern hinterließ der jahrelange Busbetrieb vor ihren Haustüren seine Spuren. Viele sind es leid, ihre enge Straße mit Gelenkbussen teilen zu müssen. Bei Gegenverkehr werden die Bürgersteige zu Ausweichflächen und Besucher, die ihre Autos auf der Straße abstellen, produzieren ungewollt Verkehrsblockaden. "Und alles für drei oder vier Fahrgäste, die hier täglich außerhalb des Schülerverkehrs ein- oder aussteigen", erklären die Anwohner.

Mitte dieses Jahres begehrten sie auf. Im Juli sprachen sich 27 von 40 betroffenen Haushalten gegen die Busdurchfahrten aus, vier waren dafür und neun enthielten sich (TV vom 31. Juli). Der "Aufstand in der Secundinierstraße" löste in Igel eine heftige Diskussion aus. Dies zeigten auch zahlreiche Leserbriefe und Blogs auf den TV-Webseiten. Viele Igeler gaben den Betroffenen recht - andere sprachen aber von "egoistischer Denkweise".

Voraussichtlich ab Januar, mit Beginn der Sanierungsarbeiten, werden die Busse notgedrungen auf die Hauptstraße ausweichen müssen.

Ob sie nach etwa einem Jahr Bauzeit wieder in die Wohnstraßen zurückkehren, ist offen. Das könnte auch davon abhängen, wie sich die Routenänderung auf die Fahrgastzahlen auswirkt.

Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig lädt am heutigen Dienstag, 23. November, 19 Uhr, zu einer Einwohnerversammlung ins Bürgerhaus, Trierer Straße 64, ein. Auf der Tagesordnung: Busdurchfahrten in der Ortslage Igel und die Sanierung der Secundinierstraße. Anwesend sind auch Bürgermeister Wolfgang Reiland (Verbandsgemeinde Trier-Land) und ein Vertreter des beauftragten Ingenieurbüros. Extra Schwere Linienbusse in engen Ortsstraßen sind nicht nur in Igel ein Problem. In Trier-Filsch entzweite die Frage "Busse im Ort oder nicht?" Ende der 90er Jahre die Bewohner. Inzwischen war dort Ruhe eingekehrt, doch nun regt sich Widerstand gegen eine Bustrasse durch ein Filscher Neubaugebiet. Im Ruwerort Kasel stöhnen die Anlieger nicht allein über den ständigen Durchgangsverkehr in der Hauptstraße. Zusätzlich belastend werden die dort hindurchgeführten Buslinien empfunden. Umgekehrt ist die Situation in Farschweiler (vorderer Hochwald). Dort wünscht die Mehrheit eine Linienführung durch den Ort. Aber aus Zeitgründen halten die meisten RMV-Busse weit außerhalb der Ortslage auf der als gefährlich geltenden B 52 Trier-Hermeskeil. (f.k.)

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