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Dichtung und Wahrheit. Ein treffender Begriff, wenn es um Komplimente geht. Denn nicht bei jedem Kompliment erschließt sich für den Hörer sofort, ob die Worte ernst gemeint sind, die ihm entgegengebracht werden.

Der erwünschte positive Effekt stellt sich nicht immer ein.

Die unterschiedlichsten Menschen versuchen, uns mit Komplimenten oder Lob zu bereichern. Ob die geäußerten Worte positiv oder negativ gewertet werden, selektiert der Mensch individuell. Denn es kommt bei einem guten Kompliment nicht nur auf die Wortwahl an. Alles spielt mit: Gestik, Mimik, Tonfall - wie bei jedem anderen sprachlichen Akt, müssen die Rahmenbedingungen des Sprechens stimmen, um ein Kompliment als Schmeichelei an die Frau oder den Mann zu bringen. "Die Voraussetzung ist, dass es ehrlich gemeint ist und von Herzen kommt", betont Salka Schwarz, Stilberaterin aus Berlin. Wenn diese beiden Eckpfeiler bestehen, löst jedes Kompliment beim Gegenüber Freude aus. Und genau das soll es erreichen. Vor allem auch an einem Tag wie heute, dem Valentinstag. Dem Tag der Liebenden.

Freude - leicht gesagt. Denn schnell bewirkt ein Kompliment nicht das, was es soll, nämlich Balsam für die Seele zu sein. Um jedoch die Seele des Gegenübers mit Worten zu streicheln, gilt es, strikte Regeln einzuhalten: Ehrlichkeit, Eindeutigkeit, Allgemeingültigkeit. Zweideutigkeiten und Spott sind zu vermeiden. Ebenso spielt nach Aussage der Stilberaterin Taktgefühl eine große Rolle. Ist die Situation die richtige? Will mein Gegenüber überhaupt nette Worte? Steht er mir nahe genug? Diese Fragen sollten erwogen werden, bevor man jemanden mit einem Kompliment konfrontiert. Wenn ein Kompliment glücklich machen soll, muss man sich laut Schwarz in den anderen hinein zuversetzen - ihn in seiner Privatsphäre nicht verletzen. Obacht gelte auch bei Komplimenten innerhalb klarer Hierarchien. So ist ein Kompliment zum Beispiel vom Lehrling zur Chefin bei der Arbeit zu vermeiden, da die Ebenen in diesem Moment nicht gleichwertig sind. Ebenso sind leere Floskeln zu vermeiden. In den USA gehören nett gemeinte Floskeln zum Alltag. Ein "You look great" ("Du siehst gut aus") oder ein "Hello, my Darling" ("Hallo, mein Liebling") sind in dort weit verbreitet. In Deutschland hingegen sollte man diese nicht nutzen, um Verwirrung und Unsicherheit zu vermeiden.

In einer Liebesbeziehung hingegen sind die kleinen Nettigkeiten des Alltags wichtig. Sie geben beiden Partnern ein Gefühl des Besonderen und der Einzigartigkeit - sie tun schlicht und ergreifend gut. "Es ist genauso wichtig, wie jeden Tag miteinander zu lachen", erklärt Salka Schwarz. Dabei sind keine großen Worte gefragt, einfache Komplimente seien in einer Partnerschaft oftmals die besten: "Du hast Frühstück gemacht? Du bist der Beste!" oder auch "Schön, dass du schon da bist!" sind bescheidene, aber wirksame Varianten, um dem Partner zu verdeutlichen, dass er der wichtigste Mensch im Leben ist.

Kritisch wird es, wenn Übertreibungen ins Spiel kommen. Denn ab diesem Moment wird ein Kompliment unglaubwürdig. Zu vermeiden sind somit Aussagen wie "Du siehst aus wie ein Topmodel" oder aber "Du bist vollkommen". Diese werden in fast allen Fällen als negativ, schlichtweg gelogen aufgefasst. Ebenso sind intime Anspielungen beschämend und unangenehm - und das nicht nur für Frauen. Anschauliches Beispiel ist hierbei das klischeehafte Kennenlernen in einer Bar oder einer Diskothek. Plumpe Anmachsprüche und platte Komplimente werden schier inflationär verteilt, nur um beim anderen Geschlecht Eindruck zu schinden. Die zu häufige und tölpelhafte Nutzung entwertet nämlich genau den positiven Sinn eines Kompliments. "Du bist so sexy", "Du hast wundervolle Beine" sind etwa Floskeln, die vermieden werden sollen. Schließlich bleibt der erhoffte Effekt bei der Wahl solcher Sätze meist aus. Ein wohlgewähltes "Du hast ein wunderschönes Lächeln" zaubert hingegen oftmals genau dieses auf die Lippen der Person des Interesses. Lächeln - ein wichtiger Faktor im Hinblick auf Schmeicheleien. Denn nur wer ein Kompliment mit einem Lächeln untermauert, wirkt laut Salka Schwarz glaubwürdig. Es geht schließlich nicht immer ums Aussehen. Viel wichtiger ist ein Lob, das gezielt die Leistung einer Person hervorhebt. "Sie haben diese Situation sehr gut gelöst", "Ihr Vortrag war durchaus interessant und aufschlussreich" bewirken im Alltag weitaus mehr als ausschließlich schönheitsidealistische Schmeicheleien. Somit sind ehrlich gemeinte Komplimente ein wertvolles Gut in unserer Gesellschaft - so lange sie richtig gebraucht werden. Und obschon man sich der einzelnen Regeln vielleicht nicht sicher ist, sollte man ein ehrliches und liebevoll gemeintes Kompliment nicht scheuen. Denn unser Partner wird es uns danken. Das unterstreicht auch Salka Schwarz: "Es kostet nichts, ist aber viel wert."

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