Wupptus-Begräbnis: 50 Portionen Heringe extra

TRIER. Wenn die Fastnacht in der kommenden Nacht zu Ende geht, vergießen die Narren Tränen. Erst recht, wenn dem noch eine standesgemäß närrische Beerdigung vorausgeht – wie traditionell am Dienstagabend bei der Karnevalsgesellschaft Trier-Süd. Im vergangenen Jahr allerdings überschattete ein Eklat das "Wupptus"-Begräbnis.

Wenn die KG Trier-Süd in der Nacht zum Aschermittwoch in die Halle am Bach einlädt, ist verkehrte Welt angesagt. Bevor das Karnevalssymbol "Wupptus" zu Grabe getragen wird, schlägt sich die närrische Trauergemeinde mit Heringen und Käsebroten schon mal kräftig den Bauch voll: erst der Leichenschmaus, dann die Beerdigung. Auch beim Begräbnis hält sich die karnevalistische Trauer in Grenzen. Während der ironischen Grabrede des KG-Vizepräsidenten Werner Franzen darf geschmunzelt werden, schließlich steht der Tag der "Wupptus"-Wiederauferstehung ja bereits fest: der 11.11.30 Jahre feiern die Anhänger der Karnevalsgesellschaft Trier-Süd so schon das vorübergehende Ende der Narrenzeit; traditionell mit dabei ist auch das Trierer Prinzenpaar. Als sichtbares Zeichen, dass an diesem Abend wirklich Schluss mit lustig ist, werden dem Prinzen die Straußenfedern abgezogen, und die Prinzessin setzt ihre Krone ab.

Im letzten Jahr allerdings sorgte das bis dahin allenthalben gelobte Prinzenpaar Erwin II. und Barbara I. für einen handfesten Eklat. Weil die närrischen Blaublüter, hauptberuflich beide in Diensten des Bischofs, die "Wupptus"-Beerdigung als "makaber und geschmacklos" empfanden, drohten sie einem ebenfalls anwesenden Team des Südwestrundfunks (SWR) mit rechtlichen Konsequenzen, sollten sie in dem an Aschermittwoch ausgestrahlten Fernsehbeitrag zu sehen sein.

Während der SWR in der Halle am Bach drehte, versteckte sich der Prinz hinter einem weißen Taschentuch und die Prinzessin hinter dem Rücken des Prinzen. Genutzt hat´s nichts - ebenso wenig wie die Drohung: Fernsehen und Trierischer Volksfreund berichteten ausführlich über das blaublütige Versteck-Dich-Spielchen.

Auch der Pfarrer hat herzhaft gelacht

Für die KG Trier-Süd hatte die Angelegenheit noch ein kirchliches Nachspiel: Ein durch die Berichterstattung aufmerksam gewordener Pfarrer rief an und bat, sich den Text der "Wupptus"-Grabrede einmal ansehen zu dürfen. "Wir sind hin, der Pastor hat sich das durchgelesen und richtig herzhaft gelacht", erinnert sich KG-Präsident Willi Faldey. Für die Trier-Süder Narrenschar keine Überraschung: Schon am Tag nach dem Eklat beim "Wupptus"-Begräbnis gab sich Faldey selbstbewusst: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen", sagte er damals unserer Zeitung, "auch im nächsten Jahr wird der Wupptus wieder nach alter Tradition begraben."

Heute um 20.11 Uhr ist es nun wieder so weit, wird das Karnevalssymbol in der Halle am Bach vorübergehend beerdigt. Zuvor gibt's wie immer Hering oder alternativ eine Limburger Käsestulle. Der einzige Unterschied zu den Vorjahren: Bereits im Vorfeld der Sitzung gab es dutzende Nachfragen nach Karten. "Ich habe sicherheitshalber schon mal 50 Portionen Heringe mehr bestellt", sagt Vize-Präsident und Grabredner Werner Franzen. Viele kämen jetzt wohl aus Neugierde, freut sich Franzen über den großen Zuspruch. Sogar mehrere Stadträte hätten sich angemeldet, ergänzt Faldey. Dass es zu einem ähnlichen Vorfall wie im vergangenen Jahr kommen könnte, glaubt der Vorstand nicht. "Prinzessin Gabi I. vom Rostijen Hoaken hat mir schon vor Wochen gesagt, sie freue sich riesig auf das Wupptus-Begräbnis", sagt Franzen.

Info: Die Halle am Bach fasst 300 Besucher. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn: 20.11 Uhr. Im Preis (7 Euro) ist das Essen enthalten.

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