Zeichen, Wunder, Perspektiven

Aufatmen bei Polizei und Denkmalschützern, Verwunderung bei der Stadt. Die Entscheidung des Landes, das Polizeipräsidium in bestehenden Gebäuden auf dem Ex-Post-Gelände unterzubringen und auf einen Neubau zu verzichten, löst unterschiedliche Reaktionen aus.

Trier. Die TV-Informationen waren so exklusiv, dass Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani sauer auf die Bitte um eine Stellungnahme reagierte. "Es gibt keinen Präsidiums-Neubau? Davon habe ich noch nichts gehört und finde es äußerst ärgerlich, das über die Presse zu erfahren." Grund der Verärgerung: "Wir haben viel Energie, Zeit und Arbeit aufgebracht für ein Projekt, das jetzt nicht kommt. Für die Polizei freut mich die neue Entwicklung aber."

In dieser Einschätzung liegt die Dezernentin auf einer Linie mit Triers Polizeipräsident Manfred Bitter: "Die vorgesehene Unterbringung des Präsidiums in bestehende Gebäude bedeutet, endlich eine Perspektive zu haben - zeitlich wie räumlich." Derzeit ist das Polizeipräsidium eine sehr dezentrale Angelegenheit. 400 Beamte arbeiten an neun über das Stadtgebiet verstreuten Standorten. Die weisen teils unwürdige Bedingungen auf. Davon hat sich Innenminister Karl Peter Bruch kürzlich mit eigenen Augen überzeugen können (der TV berichtete). Der Schimmel, der ihm an Wänden der Kriminaldirektion in der Güterstraße gezeigt worden sei, habe ihn dazu bewogen, "mit Nachdruck eine sehr zeitnahe Lösung" anzustreben. Und die ist verblüffend einfach. Mainz bringt die Trierer Polizisten in dem Ex-Post-Komplex am Hauptbahnhof unter. Konkret: Das siebengeschossige Hochhaus samt Anbauten wird von der Projektentwicklungs- und Bauträgergesellschaft Triwo gemietet; das für den Neubau gedachte Grundstück nebenan gehört seit zwei Jahren ohnehin bereits dem Land. Auch die dort stehenden Gebäude werden genutzt und eines möglicherweise aufgestockt, um auf die benötigten insgesamt rund 8000 Quadratmeter Nutzfläche zu kommen. Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, "aber wir haben mündlich zugesagt, dass wir die Triwo-Immobilie langfristig mieten werden", so Bruch zum TV.

Ein genauer Zeitrahmen ist noch nicht absehbar



Nun ist der Landes-Baubetrieb LBB am Zug. Für zeitliche Prognosen sei es noch zu früh, betont LBB-Sprecher Markus Ramp: "Wir haben gerade erst den Prüfprozess abgeschlossen. Jetzt geht es an die Umbau-Planungen." Selbstverständlich benötige man für das neue Konzept die Zustimmung der Stadt und wolle bald Kontakt zum Rathaus aufnehmen.

Franz Ronig, Ex-Bistumskonservator und graue Eminenz der Denkmalschützer-Szene, frohlockte, als er per TV-Anruf vom Verzicht auf einen Neubau auf dem geschichtsträchtigen Areal gegenüber der ehemaligen Abteikirche St. Maximin erfuhr. Mit anderen Denkmalschützern hat er gegen das Neubauprojekt gewettert. Gestern sagte er: "Mir fällt ein Stein vom Herzen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder."

Meinung

Naheliegende Lösung

Zwei Jahre hat Mainz herumgedoktert, um dann sein umstrittenes Vorhaben des Präsidiums-Neubaus auf archäologisch sensiblem Gelände fallenzulassen. Der nun aus dem Hut gezauberte "Plan B" bietet die Chance, 400 Beamte deutlich vor 2013 an einem nur wenige Meter entfernten Standort zusammenzuführen. Diese Lösung liegt - nicht nur räumlich - nahe. Weniger Kosten, weniger Bedenken, weniger Ärger. Dennoch gibt es einen Verlierer: Die Bundespolizei-Inspektion Trier muss nach einem neuen Standort Ausschau halten. Ein halbes Jahr verhandelte die Bundesanstalt für Immobilien-Aufgaben mit der Triwo über die Anmietung von vier der sieben Hochhaus-Etagen. Den Zuschlag bekommt nun das Land, das den gesamten Komplex wollte. Mit Ausnahme der Post-Schalterhalle und des Brieffach-Bereichs. Die bleiben Post-Kunden weiterhin erhalten. r.morgen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort