Zeitreise mit der Laterna Magica

TRIER. Für Projektionsbilder aus dem 19. Jahrhundert haben Karin Bienek und Ludwig Maria Vogl ein besonderes Faible. Das Ehepaar sammelt die Bilder nicht nur, sondern präsentiert sie auch im Rahmen eines Showprogramms. An der Uni Trier erforscht Ludwig Maria Vogl zudem die historischen Hintergründe seiner Sammlerobjekte.

Es sind Raritäten, die Karin Bienek und Ludwig Maria Vogl über Jahre hinweg auf Flohmärkten und bei Auktionen erstanden haben: Bemalte Glasplatten aus dem 19. Jahrhundert, die vor einiger Zeit noch auf dem Trödel zu finden waren und heute ein kleines Vermögen wert sein können. Doch die rund 2000 Sammlerobjekte verstauben nicht im dunklen Archiv. Karin Bienek und Ludwig Maria Vogl bilden gemeinsam das Licht- und Lustspieltheater "Illuminago". Als eines von drei Ensembles in Deutschland zeigen sie bei Vorstellungen eine Auswahl ihrer Bilder, die sie mit einer historischen Laterne, der Laterna Magica, vorführen. Vor 27 Jahren weckte eine derartige Show das Interesse des Ehepaares für die Projektionskunst, die sich bereits vor der Entstehung des Films entwickelte. "Meine Frau und ich waren seit dieser ersten Begegnung von der Laterna Magica fasziniert", erinnert sich Ludwig Maria Vogl. Nach ersten eigenen Aufführungen im Frankfurter Filmmuseum reiste das Ehepaar nach Großbritannien zum Erkunden der Laterna-Magica-Szene. "Das ist eine eigene Welt, die wir vorher nicht kannten", erzählt er rückblickend. Bereits quer über den Erdball sind die beiden mit ihrer Show gereist und hängten dafür ihre Tätigkeit in der Sozial- und Theaterarbeit an den Nagel. "Irgendwann kam der Moment, an dem wir merkten, dass uns die Beschäftigung mit der Laterna Magica sehr wichtig geworden ist", sagt Vogl. Das Ehepaar lebte mit dem ersten von zwei Kindern zehn Jahre lang allein von den Aufführungen. "Es war teilweise sehr schwierig, vor allem diese Seite der dauernden Unsicherheit", erinnert er sich. Das Wanderleben auf Dauer hat die Familie inzwischen aufgegeben. Heute lebt sie in Bad Camberg in Hessen. Dort in der Nähe, in Limburg, eröffnete Karin Bienek vor fünf Jahren ihren Laden "Guckkasten", wo sie visuelle Spielereien wie Kaleidoskope und Wundertrommeln verkauft. In die Rolle der Darsteller schlüpfen Karin Bienek und Ludwig Maria Vogl aber immer noch gerne. Im vergangenen Juni traten sie mit ihrem Programm in der Tuchfabrik auf. Bei solchen Abenden führt der 50-jährige Ludwig Maria Vogl als "Showman" an seiner Laterna Magica die Bilder vor. Mehr als 200 Jahre haben sie überlebt und erzählen auch heute noch in verblüffender Farbigkeit Märchen, zeigen Menschen, Tiere und Landschaften oder verzaubern durch Farbspiele. Karin Bienek singt und präsentiert den Serpentintanz. Dabei werden Farbspiele auf das weiße, wallende Seidenkleid der Tänzerin projiziert. Die "Illuminago"-Aufführungen sollen dem heutigen Zuschauer die Projektionskunst von damals nahe bringen. "Die Frage, was steckt geschichtlich dahinter, hat uns von Anfang an sehr beschäftigt", erzählt Ludwig Maria Vogl. Dieser Frage widmet er sich derzeit auch im Projekt "Fremdheit und Armut" an der Uni Trier, bei dem er den Einsatz von visuellen Medien in der Armenfürsorge um 1900 untersucht. Als Forschungsobjekt dienen ihm unter anderem die Bilder aus dem eigenen Archiv. Dieses will er in Zukunft noch weiter aufbereiten. Und auch mit "Illuminago" werde es noch lange Zeit Aufführungen geben, sagt Ludwig Maria Vogl, der mit seiner Frau Karin in diesem Jahr bereits das 20. Bühnenjubiläum begeht.

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