Zeitzeuge aus dem Fluss

TRIER. (rm.) Eine "Urkunde" aus Holz: Kultur-Staatssekretär Roland Härtel überreichte OB Helmut Schröer eine Scheibe von einem Eichenpfahl der ersten Römerbrücke über die Mosel. Das Holz-Relikt dient als Beleg für die Gründung Triers im Jahr 17 vor Christus.

Zu den Diskussionen, die OB Helmut Schröer gerne führt, gehört die über das Alter Triers: "Wir behaupten ja nicht, das älteste Zeltlager auf deutschen Boden zu sein, sondern die älteste Stadt." Als anschauliche "Argumentationshilfe" dient dem Stadtoberhaupt künftig ein Geschenk der Landesregierung: Der Mainzer Kultur-Staatssekretär Roland Härtel überreichte Schröer eine so genannte Gründungsscheibe. Diese Holzscheibe stammt von einem Eichenpfahl der ersten römischen Moselbrücke. Die Römer fällten den Baum wie hunderte weitere Eichen im Winter 18/17 vor Christus und bauten damit eine Pfahljochbrücke über die Mosel - die Vor-Vorgängerin der immer noch bestehenden Römerbrücke aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts. Das genaue Baumfäll- und damit auch Brückenbau-Datum erbrachte die dendrochronologische Untersuchung von Pfählen, die 1963 aus der Mosel geborgen wurden. Die Errichtung des Flussübergangs betrachten Fachleute als Indiz für die gleichzeitige Gründung der Augusta Treverorum, der Stadt des Kaisers Augustus im Treverer-Land. Brücke und Straßennetz sind eng aufeinander ausgerichtet. Die von Staatssekretär Härtel überreichte, in durchsichtigem Gießharz eingebettete Scheibe nennt Schröer "quasi eine Stadtgründungsurkunde". Die will er "an exponierter Stelle im großen Rathaussaal" anbringen. Damit lasse sich so richtig schön protzen. Die Bedeutung des Präsents der Landesregierung unterstrich der große Auftrieb von Offiziellen, die sich bei der Überreichung die Ehre gaben: die Beigeordneten Peter Dietze und Ulrich Holkenbrink, für die Stadtratsfraktionen Gilbert Felten (CDU) und Hans Wintrath (UBM) sowie vom Landesmuseums die kommissarische Leiterin Karin Goethert und Mechthild Eiden-Neyses, Leiterin des Dendro-Labors, das Altersbestimmungen von Hölzern vornimmt und noch weitere "Gründungsscheiben" aus der Mosel aufbewahrt. Gut möglich, dass Schröer demnächst doch Anspruch darauf erhebt, Oberhaupt auch des ältesten befestigten Legionärs-Camps auf deutschem Boden zu sein: "Die Römer errichteten um 30/29 vor Christus ein Militärlager auf dem Petrisberg. Ich glaube, auch da kann keine andere Stadt mithalten."

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