Zenturio macht alle froh
TRIER. Gladiator Valerius und Tribun Mallobaudes haben kollegialen Zuwachs erhalten: Nach Amphitheater und den Kaiserthermen gibt es Erlebnis-Führungen nun auch in der Porta Nigra. Dort ergründet ein Zenturio mit dem Publikum die wechselvolle Geschichte des Wahrzeichens der ältesten Stadt Deutschlands.
Der Zenturio hat sich fein gemacht und empfängt das Publikum in Paraderüstung. Und spannt lautstark "seine Leute" gleich ein: "Die ganze Mannschaft zwei Schritte vor!" So schnell kann's gehen. Eben noch Sparkassen-Direktor oder Stadtrats-Fraktionschef - und jetzt unter dem Kommando eines Zenturio, der weder sich noch seine Truppen schont. Die Premiere-Gäste der neuen Erlebnisführung "Das Geheimnis der Porta Nigra" lassen sich gerne "herumkommandieren", sprich: aktiv mit einbeziehen ins Geschehen. Das erhöht die Authentizität und den Reiz. Der Zenturio, der Befehlshaber einer hundertköpfigen römischen Soldatentruppe (Zenturie), hat eine ausgeprägte Abneigung gegen Germanen ("bescheuerte, unrasierte Barbaren"). Da ist es ihm eine Freude, in der nördlichen Torburg der römischen Stadtmauer Dienst zu verrichten: Erstens werden die Barbaren schon beim Anblick des monumentalen Gemäuers Knieschlottern bekommen, und dann lässt er die Angreifer von seinen Leuten noch mit (imaginären) Steinbrocken und siedendem Öl traktieren. Alexander Etzel-Ragusa beobachtet den polternden Zenturio und die Publikumsreaktionen ganz genau: Er hat im Auftrag der Landeseinrichtung Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA) die Porta-Erlebnisführung erarbeitet und inszeniert - und atmet auf: "Klappt ja bestens." Nicht zuletzt das Verdienst von Schauspieler Thomas Peters. Der 32-jährige "gebürtige und Wieder-Trierer" liefert eine engagierte Vorstellung ohne Hänger oder nennenswerte Schwachstelle. Geschichtsunterricht hautnah und mit dramaturgisch cleveren Brückenschlägen. Als Jenseitiger lässt der Zenturio die wechselvolle Geschichte des mit dem Untergang des römischen Imperiums überflüssig gewordenen Stadttors Revue passieren. Er gibt den von Dämonen geplagten Simeon, der seine letzten Lebensjahre in der Porta eingemauert verbringt, den leicht tuntigen Architekten, der im Auftrag der Erzbischöfe das Ex-Römertor zur Wallfahrts-Doppelkirche umbaut und erweitert und schließlich Napoleon, der (fast) alle Kirchenanbauten wieder abzureißen befiehlt. Eine Stunde lang dauert die Erlebnisführung auch in die bei "normalen" Besichtigungen nicht zugänglichen Porta-Bereiche. Zum Schluss gibt es noch einen Männer-Strip. Der Geist des Zenturio wechselt die Toga gegen neuzeitliche Klamotten, setzt eine Sonnenbrille auf und . . . Das ganze Geheimnis der Porta soll an dieser Stelle nicht ausgeplaudert werden. Thomas Peters und Regisseur Etzel-Ragusa erhalten viel Beifall. "Eine rundum gelungene Sache", freut sich auch BSA-Vize Albert Diehl. Infos/Buchungen: Tourist-Information Trier, Telefon 0651/9780829; Internet: www.geheimnis-portanigra.de