Zeugnis des Miteinanders von Christen und Juden

Schweich/Fell · Schweich/Fell Flucht, Heimatlosigkeit, Ausgrenzung, Verfolgung - die Themen jüdischer Geschichte sind hochaktuell und für den Feller Ortsbürgermeister Alfons Rodens eine eindringliche Mahnung, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus einzutreten. Um so wichtiger sei es, mit der ambitionierten Bildungsprojekts Dauerausstellung "Jüdisches Leben in und um Schweich" die Erinnerungskultur in Schweich sorgsam zu pflegen, betonte der Schweicher Stadtbürgermeister Lars Rieger bei der Vorstellung einer neuen Tafel für die Ausstellung in der Synagoge.


Bei seinen Recherchen hat der Leiwener Historiker Hermann Erschens erste Hinweise auf Juden in Fell Ende des 16. Jahrhunderts gefunden, als sich der Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann von Schönenberg darüber beklagte, dass sich immer noch Juden in Fell und anderen Orten des Erzstifts trotz seiner Anordnung, sie auszuweisen, aufhielten. In Fell, so fand der Historiker heraus, werden im 18., 19. und 20. Jahrhundert die Familien Jacob, Schweich, Levy, Ackermann und Meyer erwähnt, die als Metzger, Bäcker, Viehhändler, Kleinkrämer und Kaufleute tätig waren.
Die jüdische Gemeinde Fell war zu klein, um eine eigene Synagogengemeinde zu bilden, man gehörte zur Kultusgemeinde Mehring und zum Oberrabbinat Trier. Ob das Haus in der heutigen Brückenstraße 9 eine Synagoge oder nur ein Betsaal war, ist unklar. Auch eine eigene jüdische Schule gab es nicht. Auf dem Jüdischen Friedhof stehen immer noch 17 Grabsteine mit hebräischen Inschriften, der älteste Grabstein stammt aus dem Jahre 1799, der jüngste aus dem Jahr 1935.
Das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden, so der Historiker, sei im Großen und Ganzen konfliktfrei gewesen. Dennoch habe es auch die andere Seite gegeben. Vorurteile. Weil die Juden "anders" waren, eine andere Religion hatten, andere Sitten und Bräuche. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschärften sich Konflikte. Es begannen Ausgrenzung und Entrechtung. Von der Metzgerfamilie Meyer (Vater Samuel, Mutter Sophie Zibora Paulina Ackermann und die drei Kinder Martha, Thekla und Leo) hat niemand überlebt. Alle (bis auf Leo, der in die USA emigrierte) starben im Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau und im Ghetto Litzmannstadt/ Lodz.AUSSTELLUNG IN DIGITALER FORM

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