Zicken-Krieg und andere Klischees

Trier · Ihren ersten Roman "Tausche Ex gegen Sex" hat die Berliner Kabarettistin Annette Kruhl in Form einer Leseshow mit Chanson und Kabarett in der Tufa Trier vorgestellt. Dabei ging es um sexuelle Abenteuer einer Ex-Ehefrau im Berliner Nachtleben und einen satirischen Blick auf ein Alles-ist-möglich-Lebensgefühl.

 Nimmt ihre Zuhörer mit auf eine Tour durchs Berliner Nachtleben und die sexuellen Abenteuer ihrer Buchheldin Marlene: Annette Kruhl in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Nimmt ihre Zuhörer mit auf eine Tour durchs Berliner Nachtleben und die sexuellen Abenteuer ihrer Buchheldin Marlene: Annette Kruhl in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Forsch und offensiv eröffnet die im siebziger Jahre Pop-Art-Stil gekleidete Annette Kruhl ihre Leseshow. Sie duzt die rund 50 Gäste, fragt einzelne ganz direkt nach Beziehungsstatus oder sexueller Ausrichtung.
Damit lenkt sie auf ihr Thema, das bisherige Solo-Kabarettprogramme und nun auch den ersten Roman beherrscht: Männer, Frauen und ihre (sexuellen) Beziehungen. Die Protagonistin des Buches, Marlene, eine 39-jährige Musikproduzentin und zweifache Mutter, erlebt nach 14 Jahren Ehe-Treue und -Langeweile ihre sexuelle Wiedergeburt in den Armen eines Jungschauspielers.
Sie trennt sich von ihrem Mann, stürzt fortan als Single im Berliner Nachtleben von einem Abenteuer ins nächste, muss aber erkennen, dass sie darin nicht immer Erfüllung findet.
Annette Kruhls Geschichte ist die eines weiblichen Sex-Selbstfindungstrips nach immer gleichem Muster: Frau geht in Bar, auf Sexparty oder ins Internetforum, lässt sich aufreißen, um hinterher die Triebsteuerung und Unverbindlichkeit der Männer zu beklagen.
Kruhl will generelle Fragen aufwerfen: Wissen Frauen eigentlich, was sie sich sexuell wünschen? Was ist Erotik? Ist Verbindlichkeit out und Liebe nur noch ein Konsumartikel? Doch irgendwie bleibt das alles ziemlich oberflächlich.
Und das "V"- und "F"- Vokabular für Intimitäten ist auch nicht jedermanns Sache, die ersten Zuhörer gehen schon bald. Die, die bleiben, schmunzeln über teils ganz witzige Satirestückchen, zum Beispiel die gut beobachtete Szene eines Zickenkrieges. Sie müssen aber auch durch jede Menge abgedroschene Männer-Frauen-Klischees durch.
Kurzweilig ist der laut und temporeich ausgestaltete Abend jedenfalls. Höhepunkte sind Chansons, die zum Thema des Buches passen, und von Annette Kruhl sehr ausdrucksvoll vorgetragen werden.

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