Ziemlich voll, trotzdem intim: „Melodica“-Festival lockt Besucher in den Trierer Frankenturm

Trier · Ein intimes Festivals, bei dem Ambiente und Musik im Vordergrund stehen und nicht die Party, bis der Arzt kommt - das sind die internationalen Melodica-Festivals, von denen jetzt, zum zweiten Mal, eins in Trier von den Besuchern regelrecht zelebriert wurde. Sonntag läuft es noch.

 Das Melodica-Festival lockte viele Besucher in den Trierer Frankenturm.

Das Melodica-Festival lockte viele Besucher in den Trierer Frankenturm.

Foto: Frank Göbel

Das zweite Melodica-Festival in Trier ist tatsächlich eine ziemlich intime Veranstaltung - schon in dem Sinne, dass sich die geschätzt über 2000 Besucher an drei Tagen durchaus auch körperlich recht nahe kommen: Im und rund um den mittelalterlichen Wohnturm geht am Wochenende zeitweise gar nichts mehr. Wer nicht früh genug da ist, hat am Freitagabend etwa kaum eine Chance, einen Blick auf die Trierer Band Janitz zu werfen, die im zweiten Obergeschoss unter dem hoch aufragenden Dachstuhl spielt.

Entschleunigte Atmosphäre

Das Melodica bietet zum zweiten Mal drei Tage lang ein spannendes Line-Up von Bands und Musikern aus dem akustischen Bereich - und das bei freiem Eintritt. Derartige Festivals finden seit 2007 alle paar Wochen statt - in Australien, Europa oder Nordamerika. Sie basieren auf einer Idee, die so simpel ist, dass erst mal einer drauf kommen musste: Inspiriert vom 60-er Jahre Charme eines Cafes organisierte der Musiker Pete Uhlenbruch in Australien mit Freunden aus der Singer-Songwriter-Szene recht hemdsärmelig ein kleines, intimes Neo-Folk-Festival. Die besondere Atmosphäre wirkte bei allen Beteiligten derartig nach, dass sie die Idee der Melodica-Festivals in die Welt trugen.

Die werden, unabhängig von großen Labels und Veranstaltern, stets durch ein familiäres Netzwerk von Musikern organisiert - die eine entschleunigte Atmosphäre schaffen wollen. In der soll die Wertschätzung für die Musik wieder im Vordergrund stehen, die andernorts im Drang zum oft exzessiven Feiern gerne mal völlig verloren geht. Und tatsächlich: Wo man auch in Trier bei Konzerten regelmäßig erlebt, dass Leute sogar in den ersten Reihen so laut und ausdauernd quatschen, dass man kaum noch die Musik hört, herrscht im zweiten Stock des Frankenturms trotz des Andrangs zeitweise fast schon die respektvolle Ruhe eines Kammerkonzerts.

So lassen sich dann auch etwa die zwischen Folk und Dream-Pop schwebende Musik von Luise Weidehaas richtig genießen oder die verletztlichen Miniaturen des Singer-Songwriters Oldseed - wenn man denn Platz gefunden hat. So viel Gefühligkeit begeistert viele, ist aber natürlich trotzdem nicht jedermanns Sache: Regelmäßig kommen auch Grüppchen junger Leute kopfschüttelnd aus dem Frankenturm. Für sie dürfen es am Wochenende dann doch ein paar Dezibel und die ein oder andere gereckte Faust mehr sein. Der Trierer Musiker und Organisator Jochen Leuf, der selbst auch mit seiner Combo Oazo gespielt hat, und das Team der gemeinnützigen Firma Kulturkarawane haben mit dem Melodica-Festival ein weiteres Mal die Stadt mit einem jener urban-lässigen Events bereichert, für die offensichtlich dringend Bedarf besteht - nicht nur, aber vor allem beim studentischen Publikum.

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