Zitronengesichter beim "Moselfrankie-Flemm-Blues"

Ob als Zuschauer mit "Sprechdurchfall" am Sportplatzrand oder mit dem "Moselfrankie-Flemm-Blues": Hans-Walter Lorang schwätzte und sang im Weinkulturgut Longen-Schlöder Platt, und Richard Bauer begleitete ihn am Keyboard. Am Ende wollte das Publikum "Retour" - das Ganze bitte noch einmal!

 Das Duo Hans Walter Lorang und Richard Bauer gastierte im Weinkulturgut Longen-Schlöder in Longuich.TV-Foto: Katja Bernardy

Das Duo Hans Walter Lorang und Richard Bauer gastierte im Weinkulturgut Longen-Schlöder in Longuich.TV-Foto: Katja Bernardy

Longuich. (kat) "Dau, dau, dau, eich haan deich gähr", (Du, du, du, ich habe Dich gern) haucht Hans Walter Lorang ins Mikrofon. Wer anhand dieses moselfränkischen Refrains eher auf einen unbeholfenen oder etwas groben Zeitgenossen schloss, der seine Zuneigung offenbart, der irrte. Grob war daran nichts - in der Melodie schwang unheimlich viel Liebe mit. Einfühlsame Liebeslieder gehörten ebenso zum Repertoire von Hans-Walter Lorang und Richard Bauer wie Stücke, die von bewegenden Erfahrungen und Begegnungen erzählen: Lorang, der in Berus auf dem Saargau lebt, sang an diesem Abend von der Dynamik eines Klassentreffens, über die Nebenwirkungen seiner ersten Zigarette, die er "im Wingert gefluppt haat", und von der Toskana-Tour mit dem Kirchenchor.

Irrungen und Wirrungen



Es wurde über "dat Framensch" (Frau) und das Alter philosophiert, und ob Tratsch geschlechtspezifisch ist. Irrungen und Wirrungen eines Fußballfans am Spielfeldrand gab Lorang mit Wortspielereien wieder und beim "Moselfrankie-Flemm-Blues" schaute er wie angekündigt in Gesichter, als hätten die 50 Gäste gerade in eine Zitrone gebissen. Das Publikum wippte, fühlte und machte mit. Lorang ist ein feiner Beobachter, auch der scheinbar kleinen Dinge des Lebens.

Richard Bauer ist der Partner des "Chansonnier du Platt", wie Lorang in Lothringen genannt wird. Er begleitet ihn musikalisch, schreibt und arrangiert die Musik. Und manchmal schlüpft er in die Rolle eines Pferdes, wiehert im richtigen Moment ins Mikrofon, dass die Gäste sich vor Lachen biegen. Riesiger Spaß und gut dosierte Sentimentalität halten sich an dem Mundartabend im Weinkulturgut Longen-Schlöder die Waage. Und immer wieder wird deutlich, dass mit dem Dialekt Dinge in einer eigentümlichen Art und Weise ausgedrückt werden können und das Pendant im Hochdeutschen oft fehlt. "Wie heißt Zugabe auf Platt?", wollte Lorang wissen. "Noch ebbes", rief ein Zuschauer, ansonsten herrschte Ratlosigkeit. Vieles kann offenbar nicht eins zu eins übersetzt werden. "Ein älterer Mann rief einmal ‚Retour'", plauderte der Mundartkünstler. "Das trifft es halbwegs." Das Ganze noch einmal, das hätten die Zuschauer gerne gehabt. Doch nach einem melodiösen Schlusslied endete die Veranstaltung mit viel Applaus für Hans Walter Lorang und Richard Bauer, das charmante Duo, das dazu beiträgt, dass Mundart nicht mundtot wird.

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