Zögerliches Frühlingserwachen

WITTLICH/BITBURG/DAUN/TRIER. Der Winter hält Deutschland lange im Griff, doch langsam zieht der Frühling ein. Das lässt bei vielen Landwirten die Sorgenfalten verschwinden, denn sie wollen auf die Felder.

"Wir hinken mit der Frühjahrbestellung hinterher", sagt Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands im Kreis Bernkastel-Wittlich auf TV-Anfrage. "Wir sind 14 Tage hintendran", schätzt auch sein Kollege Michael Horper aus dem Kreis Bitburg-Prüm die Lage der Landwirte ein. Während der Stand der Wintergetreide gut sei, sei "das Grünland sehr in Mitleidenschaft" gezogen worden, sagt Zelder. Besonders beim Grünland rechnet er mit einer "Ertragsdepression". Der Frost und eine Mäuseplage seien unter anderem Schuld an der Situation, erklären Zelder und Horper.Wechselfröste verhindern Aussaat

Durch die Nachtfröste können die Landwirte die Saat der Sommergetreide zudem noch nicht ausbringen. Sie hoffen auf ein Ende der Wechselfröste mit Minusgraden in der Nacht und höheren Temperaturen am Tag, denn diese können die Wurzeln der zarten Pflanzen schädigen. Auch bei den Kartoffelbauern, die rund um Wittlich ihre Kulturen anbauen, gebe es eine Verzögerung, schildert Zelder. Wenn das Frühjahr nicht bald mit großer Kraft beginne, hätten sie Schwierigkeiten, pünktlich zur Hochpreisphase zu ernten. "Es wird ein hartes Frühjahr", so die Schätzung Zelders. Wenn die Landwirte ihre Felder endlich bestellen können, müssen sie schnell sein, um spätere Ertragseinbußen möglichst gering zu halten oder zu verhindern. Dann müssen sie einen hohen Einsatz bringen und "Tag und Nacht auf den Äckern sein", sagt Michael Horper. Viele Landwirte werden dann Lohnunternehmer beauftragen müssen, um die Güllelager zu leeren, um die Saat schnell auf die Felder zu bringen und zu düngen. "Jeder fremde Arbeiter kostet Geld", gibt Horper zu bedenken. "Die nächsten 14 Tage sind ganz entscheidend", sagt er. Wenn der Frühling dann seine volle Kraft entfaltet, "können wir noch fast alles aufholen", so Horper. Er warnt seine Kollegen jedoch davor, die Geduld zu verlieren: "Wer zu früh auf die Äcker fährt, den erwarten größere Einbußen." Einen Vorteil sieht er allerdings in dem langen Winter: dadurch sei man viel Ungeziefer los geworden. Das bestätigt auch Winzer Hubertus Klein aus Kröv. Im Weinbau habe der lange Winter keine Schäden hinterlassen, sagt er auf TV-Anfrage. "Der Frost war nicht so stark, dass wir hätten Schäden befürchten müssen." Nach Angaben von Bernd Feltges, Geschäftsführer des Bauernverbands im Kreis Daun, sind die Landwirte "im nördlichen Teil der Eifel nicht im Verzug". Er ist optimistisch, dass die Natur mit dem Ende der Nachtfröste aufholen kann. "Es ist alles im grünen Bereich", erklärt Walter Clüsserath, Vorsitzender des Winzer- und Bauernverbands im Kreis Trier-Saarburg. "Die Natur kann das binnen ein paar Tagen ausgleichen", sagt er. Was ihm allerdings Sorgen bereitet, ist die Trockenheit: "Da kriegen wir mittelfristig Probleme", so seine Befürchtung.

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