Fest Zoff in Zurlauben: Große Bühne fällt weg

Trier · Kurz vor dem Moselfest überwerfen sich der Musikorganisator Matthias Sonnen (63) und die beiden Betreibervereine. Sonnen sagt alle Stände und die Bühne ab. Die Vereine wollen ein eigenes Programm auf die Beine stellen.

 Volle Hänge, starke Töne: Coverbands als Stimmungsmacher, unser Foto zeigt Never Ending, sowie Trierer Musiker und Songschreiber prägen seit vielen Jahren das Musikprogramm des beliebten Moselfests.

Volle Hänge, starke Töne: Coverbands als Stimmungsmacher, unser Foto zeigt Never Ending, sowie Trierer Musiker und Songschreiber prägen seit vielen Jahren das Musikprogramm des beliebten Moselfests.

Foto: Friedemann Vetter

Die per Mail versandte Nachricht ist kurz, aber explosiv. „Hallo, schlechte Nachrichten“, verrät sie. „Wir werden dieses Jahr keine Bühne in Zurlauben machen, wir konnten uns nicht mit dem Veranstalter einigen.“

Absender der Mail ist Alexander Brittnacher, seit vielen Jahren Partner des Trierer Gastronoms und Eventmanagers Matthias Sonnen (63). Sonnen organisiert seit mittlerweile mehr als drei Jahrzehnten das Musikprogramm des Moselfests Zurlauben im Auftrag des  MGV Zurlauben 1896 und der Karnevalsgesellschaft „Mr wieweln noch en Zalawen“ 1911, beide sind die Träger und Betreiber des beliebten Fests.

Brittnachers Mail erreicht die bereits fest für Sonnens große Bühne gebuchten Trierer Musiker  und trifft sie völlig überraschend. Die Botschaft ist klar: Sie werden nicht auf dem Moselfest spielen, das vom 6. bis zum 9. Juli stattfinden wird. Die Musiker sind enttäuscht, aber keiner von ihnen will sich öffentlich äußern.

Doch wird überhaupt jemand spielen? Zurlauben ohne Livemusk – wird es so weit kommen?

Nein, wird es nicht, sagt Christian Reichert, der Veranstaltungsleiter und Cheforganisator des Moselfests. Er macht diesen Job seit 14 Jahren ehrenamtlich. „Was Herr Sonnen macht, ist ganz allein seine Angelegenheit“, sagt Reichert am Montag dem TV. Mehr will er dazu nicht sagen. Nur die Konsequenz des Zerwürfnisses mit Sonnen kündigt er deutlich an: „Die Wieweler werden eine eigene Bühne direkt vor der neuen Treppe im Hang von Zurlauben aufstellen und auch ein eigenes Programm organisieren.“

Bis zum Beginn des Fests am Freitag, 6. Juli, sind es keine drei Wochen mehr. Peter Kretzschmar, der Geschäftsführer der  Wieweler, hat die Herausforderung übernommen, für die Betreiber ein neues Programm auf einer eigenen Bühne zur organisieren. Kretzschmar spricht offen über die Hintergründe.

„Herr Sonnen hat uns im Regen stehen lassen“, erklärt er im Gespräch mit dem TV. „Die Gründe sind uns nicht bekannt, er hat uns keine vorgelegt.“ Kretzschmar spricht von einer neuen Bühne als Mittelpunkt des Festes. „Wir führen mit Partnern und Sponsoren Gespräche. Bereits jetzt ist klar, dass unsere Bühne kleiner sein wird als die von Herrn Sonnen.“

Nicht nur die Bühne wird kleiner, auch das Programm – laut Peter Kretzschmar. „Es wird kein Großprogramm werden, in dem ein Headliner auf den nächsten folgt“, sagt er. „Unsere Mittel sind begrenzt.“ Er räumt ein: „Eine solche Situation hat es in den vergangenen 20 Jahren nicht gegeben.“

Trotzdem soll Zurlauben keinen Qualitätsbruch erleiden. Auch wenn die Lage schwierig ist. „Die Tinte ist noch nicht trocken, deshalb kann ich noch kein Programm vorlegen und keine Namen von Musikern nennen“, sagt Kretzschmar. „Wir haben viele Ideen. Beispielsweise wolle wir Nachwuchsbands die Chance geben, sich zwei Stunden lang auszutoben. Auch eine Karaoke-Show ist im Gespräch.“

Normalerweise würde die Internetseite www.zurlaubener-heimatfest.de so kurz vor dem Start alle Programmpunkte und Details verkünden. Dieses Mal tut sie das nicht. Bis jetzt gibt es nur eine kurze Notiz, die verrät: „Ein Motto des diesjährigen Festes könnte Zurück zum gemütlichen Zalawen lauten. So wird die Bühne, etwas verkleinert, am Ufer im Bereich der neuen Treppe errichtet und mit einem bunten Programm nach der Devise Trierer für Trierer aufwarten.“ Das genaue Programm sei noch in Arbeit. Nur eines sei bisher sicher:  „Die Zalawener Duckentcher werden sich als Lokalmatadoren zum Heimspiel einfinden.“

Matthias Sonnen stellt sich den Vorwürfen und erläutert seine Entscheidung im Gespräch mit dem TV. „Ich kann mit dem mir in diesem Jahr zur Verfügung stehenden Platz kein Programm machen, das refinanzierbar wäre“, erklärt der Trierer Gastronom.  „Ich muss mit bis zu 60 000 Euro in Vorlage treten, soll aber drei oder sogar vier Stände verlieren. Damit kann ich diese Kosten nicht mehr auffangen.“ Sonnen betont, er habe keinen Ausgleich für die Flächen erhalten, die ihm aufgrund der seit Jahren laufenden Umgestaltung des Moselufers (der TV berichtete mehrmals) verloren gehen. Sollten Unwetter das Festwochenende treffen und die Besucher deshalb wegbleiben, drohe ihm „ein hoher fünfstelliger Verlust“. Deshalb habe er alles abgesagt und jeden Vertrag gekündigt.

„Ich wünsche dem Fest dennoch jeden Erfolg und fühle mich nach so vielen Jahren natürlich mit Zurlauben verbunden“, betont Sonnen. „Selbstverständlich kann ich mir vorstellen, die gewohnte gute Zusammenarbeit im kommenden Jahr wieder aufzunehmen.“

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