"Zu Hause ist, wo ich mich wohlfühle"

Trier · Zu ihren Aufgaben haben für gut ein Jahr "füttern, wickeln, spielen, spazieren gehen und baden" gehört. Kateryna Grushevska kommt aus Ivano-Frankivsk in der Ukraine und hat als Freiwillige im Annastift, einer Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen in Trier gearbeitet. Nun ist ihre Zeit dort vorbei - doch sie wird in Trier bleiben.

 Das Jahr in Trier ist für die 19-jährige Kateryna Grushevska eine „Lebensschule“ gewesen. Foto: privat

Das Jahr in Trier ist für die 19-jährige Kateryna Grushevska eine „Lebensschule“ gewesen. Foto: privat

Trier. "Ich habe hier das gefunden, was ich wollte und was ich in der Ukraine nicht finden konnte." Demnächst beginnt Kateryna Grushevska ihre zweijährige Ausbildung zur Sozialassistentin an der St.-Helena-Schule in Trier. Ob sie zurück in die Ukraine gehen wird, weiß sie selbst noch nicht: "Ich kann sowohl zurück oder auch hierbleiben - zu Hause ist da, wo ich wohne, mich wohlfühle." Und in Trier fühlt sie sich wohl, es gefällt ihr alles hier.
Erste Trennung von der Familie


Zum ersten Mal kam die 19-Jährige als sogenannte Reverse-Freiwillige über den Verein Soziale Friedensdienste im Ausland (SoFiA) im Bistum Trier direkt nach Ende ihrer Schulzeit im August 2012 nach Trier. Besonders die ersten Wochen seien schwierig gewesen, ganz ohne Verwandte, Bekannte und Familie in einem Land, in dem alles neu für sie gewesen sei.
Jetzt sagt sie über sich, dass sie selbstständig geworden sei und das Jahr für sie "eine Lebensschule" war. Sie arbeitet mit den Kindern, die im Annastift leben, einer Mutter-Kind-Einrichtung für psychisch kranke, geistig behinderte, suchtkranke, sozial benachteiligte und minderjährige Schwangere und Frauen mit Kindern.
Wenn die Mütter noch zur Schule gehen, "bleiben die Kinder die ganze Zeit hier, und wir kümmern uns so lange um sie". Gelegentlich müsse sie auch Mütter mit ihren Kindern zum Arzt begleiten. Ihr ist es wichtig, hier helfen zu können. Auch in der Ukraine gebe es solche Einrichtungen, doch erheblich weniger und nicht so organisiert wie in Deutschland.
In der Ukraine habe sie beim Malteser-Hilfsdienst mitgearbeitet. Die Malteser arbeiten mit SoFiA zusammen, und so habe sie das Angebot erhalten, nach Deutschland zu kommen. Durch ihre zwei jüngeren Geschwister habe sie das Basiswissen erlernt, wie man mit Kindern umgeht. Deutsch hat sie in der Schule gelernt. Kateryna hat den gleichen Arbeitsrhythmus wie die Mitarbeiter: Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche ist sie in der Mutter-Kind-Einrichtung anzutreffen. "Der Dienstplan ist immer unterschiedlich, manchmal gibt es auch Wochenenddienste."
Annette Braband, Katerynas Teamleiterin, findet es schade, dass Kateryna die Einrichtung verlassen wird, denn sie sei eine sehr vertrauensvolle Person und hätte ihre Arbeit selbstständig erledigen können. Braband sieht die Berufsentscheidung positiv: "Es ist für sie genau der richtige Beruf, mit Kindern und Erwachsenen zusammenzuarbeiten." Kateryna schätzt jeden Moment, jeden Tag ihres Freiwilligendienstes. Es gefällt ihr, "wenn ein Kind selbst laufen, essen, krabbeln lernt". Sie freue sich "wie eine Mutter" über solche Ereignisse. Vor allem diese "ganz normalen Sachen" machten ihr Jahr zu etwas ganz Besonderem. red
Weitere Informationen bei SoFiA, Telefon 0651/993796-300, E-Mail: info@soziale-lerndienste.de, Internet: www.soziale-lerndienste.de

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