Zu hohe Luftbelastung im Trierer Hafen

Trier · Im Trierer Hafen herrscht immer noch zu dicke Luft. Die Gewerbeaufsicht Trier meldet zu hohe Schwermetallwerte. Die zentrale Expertengruppe Umweltschutz (Zeus) des Landes hat nach 2006 die Lage vor Ort zum zweiten Mal untersucht, der Abschlussbericht steht noch aus.

 Das Stahlwerk hat 70 Millionen Euro in eine komplette Modernisierung der Produktion investiert. TV-Foto: Archiv/Sabine Schwadorf

Das Stahlwerk hat 70 Millionen Euro in eine komplette Modernisierung der Produktion investiert. TV-Foto: Archiv/Sabine Schwadorf

 Die Schwermetall-Belastung der Luft im Trierer Hafen ist deutlich zu hoch. Zeus ermittelt, bei welchen Firmen noch Handlungsbedarf besteht. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Schwermetall-Belastung der Luft im Trierer Hafen ist deutlich zu hoch. Zeus ermittelt, bei welchen Firmen noch Handlungsbedarf besteht. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die erste Zeus-Untersuchung im Frühjahr 2006 hatte ein eindeutiges Ergebnis: Hauptsächlich verantwortlich für die hohen Schwermetall-Konzentrationen in Luft und Boden sind das Trierer Stahlwerk (TSW) und die Theo Steil GmbH. Fakten, die im Stadtteil Pfalzel die Furcht vor Gesundheitsschäden schürten. Dessen Anwohner sind direkte Nachbarn der Schwerindustrie im Hafen.

Gute Nachrichten für diese Anwohner hat Bernhard Schmitt, er repräsentiert die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord und als Regionalstelle die Gewerbeaufsicht Trier. Schmitt bezieht sich auf Messungen des Landesumweltamts in der Hermeskeiler Straße (Ruwer), der Rothildisstraße (Pfalzel) und der Kenner Lay. Dort liegen die Luftverunreinigungen durch Schwermetall-Schwebstaub "deutlich unter den Grenzwerten der europäischen Luftqualitätsrichtlinie". In den Jahren 2004 und 2005 hatte es in den Wohngebieten Überschreitungen genau dieser Grenzwerte gegeben.

Im Hafengebiet selbst sind die Schwermetall-Niederschläge jedoch weiterhin zu hoch. Immerhin: "Nach den Messergebnissen kann festgestellt werden, dass durch die festgestellten Niederschläge eine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht", heißt es in einem Bericht der SGD Nord.

"Es hat sich viel getan bei den Firmen im Trierer Hafen", betont Schmitt. Vor allem das Stahlwerk hat seine Produktionsabläufe komplett umgestellt und modernisiert (der TV berichtete), Schmitt spricht von einer Gesamtinvestition in Höhe von 70 Millionen Euro.

Die Initiative Pro Pfalzel meldet ebenso wie die SGD Nord gute Nachrichten: "Die langjährigen Bemühungen, die Schadstoff-Emissionen zu senken, haben endlich zu einem befriedigenden Ergebnis geführt", meldet der Vorsitzende Horst Görgen. "Das ist für uns ein positives Resultat."

Das sieht Hans-Jürgen Wirtz vom Bürgerverein Pfalzel anders. "Es stimmt, dass im Wohngebiet Pfalzel keine Überschreitungen bei Schwermetallen mehr festgestellt worden sind", sagt er im Gespräch mit dem TV. Doch die Messwerte aus dem Hafen selbst seien alarmierend. "In einzelnen Messperioden gab es bei Blei Überschreitungen um mehr als das Sechsfache und bei Cadmium um mehr als das Fünffache." In den Pfalzeler Wohngebieten sei dagegen eine Dioxin-Belastung festgestellt worden, "die es 2005 nur im Industriegebiet gegeben hat". Die Dioxin-Belastung im Hafengebiet sei deutlich gestiegen.

Wirtz: "Für uns sind diese Ergebnisse Anlass zur Sorge. Wir müssen alle Möglichkeiten zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes ausschöpfen. Das gebietet der Schutz der 3500 Arbeitnehmer im Hafengebiet."

Bernhard Schmitt von der SGD Nord setzt den Dioxin-Anstieg in einen anderen Zusammenhang: "Mittlerweile werden mehr Stoffe als Dioxin-ähnlich angesehen, als das noch 2005 der Fall war. Das verändert natürlich auch die auftretenden Messwerte." Mit dem Sammelbegriff Dioxine gemeint sind Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/PCDF). Sie entstehen als Nebenprodukte bei der Herstellung chlororganischer Chemikalien oder bei Verbrennungsreaktionen und gelten als krebserregend. Schmitt betont wieder: "Es gibt keine Gesundheitsgefährdungen." Der Abschlussbericht der Zeus-Gruppe werde in spätestens zwei Monaten zeigen, bei welchen Firmen im Hafen noch Handlungsbedarf besteht.Hintergrund Sommer 2004: Anwohner in Ruwer klagen über den Lärm der Schredderanlagen im Hafen und sprechen von einer "öligen Schicht" auf Balkons und Autos. September 2005: Eine Studie der Uni Trier weist eine zu hohe Schadstoffbelastung der Luft in Pfalzel nach. Einen Monat später bestätigt das Landesumweltamt diese Ergebnisse. Das Trierer Stahlwerk kündigt eine Modernisierung an. April 2006: Die Zentrale Expertengruppe Umweltschutz (Zeus), eine Sondereinheit des Landesumweltamtes, überprüft alle als Verursacher infrage kommenden Firmen im Trierer Hafen. Mai 2006: 79 Freiwillige, die in Nachbarschaft des Hafens leben, lassen ihr Blut untersuchen. Die Ergebnisse zeigen keine Belastungen. Januar 2007: Lebensmittelproben in Pfalzel zeigen keine Grenzüberschreitungen.

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