Zu jeder Kirmes und zu jedem Weinfest

TRIER. (mhf) Anfang der 50erJahre wurde in Trier der erste Vespa-Club gegründet. Zwei begeisterte Rollerfahrer von damals starten jetzt einen Aufruf, um ihre alten Freunde wiederzusehen.

"Das war eine herrliche Zeit" schwärmt Karl-Hans Schwarz, den seine Kumpels einfach nur "Teddy" nennen, und Heinz-Werner Schaper alias "Amy" pflichtet ihm bei: "Es gab keinen Winkel im Hunsrück oder in der Eifel, den wir nicht gesehen haben." In einer Zeit, in der das Automobil noch ein Luxusgut darstellte, war das Motorrad oder der preisgünstigere Motorroller das einzige Mittel, um unabhängig und mobil zu sein. 1395 Mark kostete die Vespa Biaggio, die von der Firma Hoffmann in Düsseldorf für den deutschen Raum in Lizenz hergestellt wurde. "Anfangs waren Amy und ich etwas skeptisch, aber unser bester Freund, Horst Tapprich, hat uns sozusagen verführt. Als er das erste Mal mit seiner Freundin auf der Vespa bei uns vorgefahren ist, waren wir natürlich stimuliert." "Die Vespa hatte natürlich eine große Wirkung auf die Frauen. Wir sind zu jeder Kirmes und zu jedem Weinfest gefahren und wurden dort von den Mädchen mit Streuselkuchen oder Schinkenbroten verpflegt. Die ortsansässigen Jungs haben das nicht gerne gesehen", erzählt Amy. Man fuhr die Vespa jedoch nicht nur, um den Frauen zu imponieren, sondern auch um das Land zu entdecken. Ein Großteil der Trierer Vespa-Fahrer war im Verein organisiert. 1952 zählte der Vespa-Club 60 Mitglieder mit 58 Maschinen, davon waren jeweils zwei mit Beiwagen ausgestattet. Neben Geschicklichkeitsfahrten und Zeltlagern wurden auch Zielfahrten ins Luxemburger Land, nach Namur, Brüssel und zum Rhein veranstaltet. Die Sternfahrt nach Düsseldorf im Jahr 1952 steht den beiden Freunden noch lebhaft vor Augen. "Wir waren fast den ganzen Tag unterwegs. Um acht Uhr sind wir in Trier losgefahren und erst am Nachmittag in Düsseldorf angekommen. Dort trafen wir auf Vespa-Fahrer aus ganz Deutschland, aber auch aus Luxemburg, Belgien und Frankreich. Als wir am nächsten Tag zurückfahren wollten, goss es wie aus Kübeln. Wir haben daraufhin in einem Heuschober bei Prüm Quartier bezogen und dort die ganze Nacht verbracht. Einmal habe ich ein Mädchen mitgenommen, und während der Fahrt ist ihr Rock in den Ventilator gekommen. Die Maschine wurde immer langsamer, der Rock immer kürzer..." Wer mit den ehemaligen Vereinsmitgliedern des Vespa-Clubs Trier aus der Zeit zwischen 1952 und 53 Erinnerungen austauschen will, ist dazu herzlich eingeladen. Am Mittwoch, 27. September, findet ab 19 Uhr im ehemaligen Club-Lokal "Krokodil" in Trier ein erstes "Wiedersehen" statt.

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