Zu Ostern wieder in frischem Glanz

Trier · Neun Jahre nach der jüngsten Großreinigung muss das Marktkreuz erneut auf Vordermann gebracht werden. Deshalb verbirgt sich das Mittelalter-Denkmal mehrere Wochen hinter einem Baugerüst.

 Ein letzter Blick aufs Marktkreuz, dann verschwindet es hinter Schutzplanen und dem Werbebanner einer Gerüstbaufirma. Das Wahrzeichen des mittelalterlichen Trier soll optisch auf Vordermann gebracht werden. TV-Foto: Roland Morgen

Ein letzter Blick aufs Marktkreuz, dann verschwindet es hinter Schutzplanen und dem Werbebanner einer Gerüstbaufirma. Das Wahrzeichen des mittelalterlichen Trier soll optisch auf Vordermann gebracht werden. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Es ist ein Kreuz mit dem Marktkreuz. Gerade einmal neun Jahre liegt die jüngste große Reinigungsaktion zurück. Nun ist das Wahrzeichen des mittelalterlichen Trier wieder so verdreckt, dass bei der städtischen Denkmalpflege die Alarmglocken läuteten. Wie bei der "Aufhübschung" 2008 verbirgt sich das Denkmal jetzt wieder hinter einem Baugerüst und Schutzplanen. Auch die Prozedur ist wie gehabt. Erst werden das Kreuz und das Kapitell von Schmutz befreit, dann folgt eine Auffrischung der verblassten Farben und der Vergoldung.
Die Arbeiten dürften etwa drei Wochen dauern. In der Woche vor Ostern, wenn die Tourismussaison beginnt, soll das Gerüst verschwinden und das Marktkreuz sich in aufgefrischtem Glanz präsentieren. Kosten: 6000 Euro.
Das Marktkreuz wurde 958 von Erzbischof Heinrich I. als Wahrzeichen des von ihm in der Nähe des Dom angelegten neuen Marktes - ein Symbol des Friedens und der erzbischöflichen Stadtherrschaft. Es besteht im unteren Teil aus einer wieder verwendeten spätrömischen Granitsäule, die auf einem Stufensockel steht. Darauf erheben sich ein Palmetten-Lotus-Kapitell aus karolingischer Zeit mit einer Inschriften-Abdeckplatte und ein ottonisches Tatzenkreuz. Ironie der Geschichte: Kreuz und Kapitell sind im Gegensatz zum Unterbau Kopien. Die Originale befinden sich seit 1964 im Stadtmuseum Simeonstift, wo sie vor weiterer Verwitterung geschützt sind. Das heutige Kreuz ist bereits die zweite Kopie, angefertigt 1988 vom Trierer Bildhauer Thomas Föhr.
Das Marktkreuz war nicht immer "nur" Wahrzeichen. Ab 1200 diente es auch als Pranger. In der Granitsäule sind vier eingeschlagene Löcher zu erkennen, an denen Ketten mit Halseisen, Fußfesseln und der so genannte Schandstein befestigt waren. Thomas Föhrs Kreuzkopie entspricht dem Aussehen vor rund 500 Jahren. Zum ursprünglichen Lamm Gottes mit Kreuzstab und -banner und der lateinischen Kapitell-Inschrift (übersetzt: "Heinrich, Erzbischof von Trier, hat mich errichtet") waren weitere Reliefs (unter anderem Stadtpatron Petrus und eine Sonnenuhr) hinzugekommen.

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