Zu schade zum Wegwerfen - hin zum Repair-Café!

Nachhaltig leben - für immer mehr Menschen wird das wichtig. Wie kann die Menschheit die vorhandenen Ressourcen auf der Erde verantwortungsbewusst nutzen? Die Frage wird seitdem nicht nur in der großen Politik gestellt, sondern auch im Lokalen. In Trier vom gemeinnützigen Verein Lokale Agenda 21 (LA 21). In loser Reihenfolge erklären LA-21-Mitglieder in einem Gastbeitrag, wie sich Nachhaltigkeit konkret in der Region leben lässt. Heute: Julia Koch.

Unser Haartrockner ist 29 Jahre alt. Mittlerweile ist das ein beachtliches Alter für ein Elektrogerät, denn deren Lebensdauer hat sich im vergangenen Jahrzehnt drastisch verkürzt. Eine der Ursachen ist die "geplante Obsoleszenz" - ein sperriger Begriff, der aber einfach zu erklären ist und mittlerweile zu unserem Alltag gehört: Immer häufiger wird die Lebensdauer von Produkten künstlich reduziert. Sie verfallen schneller, als es technisch möglich wäre und geben nach kurzer Nutzungsdauer den Geist auf. Ohne Zweifel wäre es möglich, Produkte mit langer Lebensdauer und minimalem Verschleiß anzubieten. Doch alles dreht sich um Wachstum - da darf nichts ewig halten!
Aber es regt sich Widerstand gegen diese sinnlose Verschwendung von Ressourcen. Viele Menschen sind nicht mehr bereit, in das Credo der Wegwerfgesellschaft einzustimmen und die Wirtschaft durch unbegrenzten Konsum am Laufen zu halten. Ihnen ist bewusst, dass unsere Ressourcen endlich sind und wir behutsam mit dem umgehen müssen, was uns zur Verfügung steht. Was liegt da näher, als defekte Dinge zu reparieren und ihre Lebensdauer damit zu verlängern?
Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Menschen es sich nicht leisten können, ständig etwas Neues zu kaufen. Allerdings ist das Reparieren aus der Mode gekommen. Und viele wissen einfach nicht mehr, wie man Dinge repariert.
In Amsterdam entstand so 2009 die Idee des Repair-Cafés, in dem Menschen alleine oder gemeinsam mit anderen ihre kaputten Dinge reparieren. An den Orten, an denen das Repair-Café stattfindet, ist Werkzeug und Material vorhanden, um Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug und vieles mehr zu reparieren. Besucher nehmen defekte Gegenstände von zu Hause mit und treffen im Repair Café auf Reparaturexperten, die ihnen helfen können. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee kommt man mit anderen Besuchern ins Gespräch.
Die Idee des Repair-Cafés hat auch in Trier viele Menschen begeistert, die sich nun zusammengetan haben und loslegen wollen: In Kooperation der Lokalen Agenda 21 mit Transition Trier und dem Jugendzentrum Mergener Hof wird es am Samstag, 19. Oktober, von 11 bis 15 Uhr im Jugendzentrum Mergener Hof, Rindertanzstraße 4, das erste Trie rer Repair-Café geben. Das zweite folgt kurz darauf am 9. November, weitere Treffen im monatlichen Turnus sind geplant.
Auch die Evangelische Studentengemeinde bietet ab 13. November jeden zweiten Mittwoch im Monat ein Repair-Café an.
Kontakt: E-Mail an
repaircafe@la21-trier.de. Weitere Infos unter www.repair-cafe/org/de. Spenden für das Repair Café über Meine Hilfe zählt:
www.betterplace.org/de/
projects/14551-repair-cafe
Extra

 In Köln hat sich die Idee eines Repair-Cafés bereits etabliert, wie diese Aufnahme zeigt. Foto: dpa

In Köln hat sich die Idee eines Repair-Cafés bereits etabliert, wie diese Aufnahme zeigt. Foto: dpa

Julia Koch (Foto: privat) ist im Grundschulreferat der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Ansprechpartnerin für Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Im Verein Lokale Agenda 21 Trier (LA 21) ist sie seit 2010 Vorstandsmitglied. In Kooperation mit der LA 21 organisiert sie die Kindermeilenkampagne. Ihr Partner kann (fast) alles reparieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort