Zu schwer für den Einsatz: Fahrzeug der Wehr Langsur nur noch mit reduzierter Besatzung und Ausrüstung unterwegs

Langsur · Das wichtigste Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Langsur bringt zu viel Gewicht auf die Waage, wenn alle Mann an Bord sind. Die Wehr bittet dringend um Ersatz, damit im Notfall angemessen reagiert werden kann. Die Fraktion der Freien Wähler sieht sogar die Sicherheit auf der A 64 gefährdet.

 Bei Verkehrsunfällen auf der A 64 kommt die Feuerwehr Langsur zu Hilfe. Eines ihrer Einsatzfahrzeuge bereitet derzeit Probleme. Foto: TV-Archiv/ Agentur Siko

Bei Verkehrsunfällen auf der A 64 kommt die Feuerwehr Langsur zu Hilfe. Eines ihrer Einsatzfahrzeuge bereitet derzeit Probleme. Foto: TV-Archiv/ Agentur Siko

Langsur. Das Sorgenkind heißt Florian Langsur 07/42. Seit 1998 sind die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr aus der Sauertalgemeinde mit dem LKW unterwegs, der in der Welt des Feuerwehrwesens als Löschgruppenfahrzeug (LF) 8/6 firmiert. Kenner wissen, was das bedeutet: Das Fahrzeug hat normalerweise einen 600-Liter-Tank, neun Mann Besatzung und oft Ausrüstung an Bord, um bei Verkehrsunfällen Hilfe leisten zu können.Ausrüstung schwerer geworden


Im Fall von Florian Langsur 07/42 sieht die Sache seit ein paar Monaten anders aus. Wohl eher zufällig ist Anfang 2013 herausgekommen, dass das Fahrzeug überladen ist. Damals ist das Fahrzeug gewogen worden. Nach Auskunft von Langsurs Wehrführer Heinz Permesang liegt das hohe Gewicht unter anderem daran, dass die notwendigen Ausrüstungsgegenstände schwerer geworden sind. Diese umfassen bei Permesangs Wehr auch Gerätschaften, die bei Verkehrsunfällen zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit den Neweler Kollegen sind die Langsurer schließlich auch für 8,7 Kilometer der A 64 zuständig.
Mehr als ein Jahr nach der Wiegeaktion musste Florian Langsur 07/42 abspecken. Michael Holstein, Fraktionschef der Freien Wähler im Verbandsgemeinderat Trier-Land, hat gemeinsam mit Fraktionskollegen vor einigen Tagen das Gespräch mit den Langsurern gesucht. Um das Gewichtsproblem vorübergehend zu lösen, seien im Januar 2014 folgenschwere Maßnahmen angeordnet worden, sagt Holstein. "Das Fahrzeug, das für neun Personen ausgelegt ist, darf nur noch mit drei Personen ausrücken", sagt er. Ein Atemschutzeinsatz sei somit mit diesem Auto nicht mehr möglich, bis weitere eintreffende Einsatzkräfte angekommen sind. Zudem mussten aus dem 600 Liter fassenden Wassertank 120 Liter abgelassen werden. Schwere Einsatzgeräte für Verkehrsunfälle werden seitdem auf einem Anhänger hinter einem anderen Fahrzeug transportiert.
Wehrführer Permesang bestätigt diese Vorgaben und hofft, dass zeitnah Abhilfe geschaffen wird. Nach seiner Kenntnis gibt es Gewichtsprobleme mit Fahrzeugen auch bei einigen anderen Wehren im Landkreis. Die Freien Wähler gehen angesichts der aktuellen Lage in die Offensive. Sie sehen die Sicherheit auf der A 64 gefährdet und sind verwundert darüber, "dass eine Feuerwehr mit VW Bus und Anhänger zu schweren Autobahnunfällen ausrücken muss, obwohl besonders schwere Gefährdungslagen vorliegen." Holstein bezeichnet die derzeit in Langsur praktizierte Lösung als "abenteuerlich für alle Beteiligten".
Für Jürgen Cordie, Wehrleiter der VG Trier-Land, steht fest, dass die Wehr ein neues Fahrzeug braucht. Ende Februar hat er deshalb die Anschaffung eines Hilfeleistungs-Löschfahrzeugs (HLF) 10 beantragt. Das hat je nach Ausführung ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 12,5 Tonnen und kann sowohl neun Mann als auch alle in Langsur benötigten Gerätschaften transportieren. Rund 250 000 Euro würde der neue LKW wohl kosten.
Der Verbandgemeinderat Trier-Land spricht in seiner heutigen Sitzung, 18 Uhr, Sitzungssaal VG-Verwaltung in Trier, über die Anschaffung dieses HLF 10. Laut Beschlussvorlage soll ein Zuschussantrag für das neue Fahrzeug gestellt werden. Ob es Geld vom Land gibt, ist offen. Denn laut Sitzungsvorlage soll bereits die Feuerwehr in Welschbillig ein HLF 10 bekommen. "Insoweit ist es zum jetzigen Zeitpunkt zumindestens fraglich, ob die Anschaffung eines weiteren HLF 10 für die Freiwillige Feuerwehr Langsur gefördert wird", heißt es in der Vorlage der Verwaltung.Meinung

Die Karawane zieht weiter
Feuerwehrmänner und -frauen sind geduldige Mitmenschen. Sie engagieren sich für die Allgemeinheit und sind oft mit wenig zufrieden. Sei es bei der Schutzausrüstung oder sei es bei den Fahrzeugen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Feuerwehr Langsur noch jahrelang ähnlich einer orientalischen Karawane zu den Einsätzen fahren sollte. Vorne ein nur teilweise mit den notwendigen Ausrüstungsgegenständen beladenes Fahrzeug und hintendran ein Mannschaftsbus mit dem Rest vom Fest. Dass der Verbandsgemeinderat nun reagiert und für Abhilfe sorgen will, ist gut. Doch seit anderthalb Jahren ist bekannt, dass das Langsurer Fahrzeug nicht ausreicht. Mehr als ein Antrag auf einen Zuschuss beim Land wird bisher nicht diskutiert. So wie es aussieht, wird die Langsurer Karawane wohl noch für Jahre weiter zum Einsatz fahren. Ob dafür die Geduld der Feuerwehrmänner und -frauen aus dem Sauertal reicht? h.jansen@volksfreund.de

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