Zu zweit alleine - alleine zu zweit

Alleine zu zweit oder zu zweit alleine. Im Theater Trier feierten mit Ulrike Syhas Zwei-Personen-Triologie "Fremdenzimmer I-III" Szenen einer Ehe Premiere auf die Studiobühne.

 Hugo (Helge Gutbrod), als Teppichverkäufer getarnt, checkt alleine im Hotel ein und erkennt in der Concierge seine Frau Marthe (Antje Härle). TV-Foto: Friedemann Vetter

Hugo (Helge Gutbrod), als Teppichverkäufer getarnt, checkt alleine im Hotel ein und erkennt in der Concierge seine Frau Marthe (Antje Härle). TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. (mehi) Hugo und Marthe würden nie zusammen in ein Hotel gehen", sagt Hugo. "Wenn sie allein sind, wie etwa in Hotels, begegnen sie einander", sagt Marthe. Diese widersprüchlichen Aussagen von Hugo und Marthe in Ulrike Syhas Trilogie "Fremdenzimmer I-III" kennzeichnen ihre Beziehung. Eine, in der zusammen nicht gemeinsam heißt. Eine Zweisamkeit, in der jeder alleine ist, am anderen zweifelt und in der sich jeder nach dem anderen sehnt, wenn dieser nicht da ist. Dies drückt sich in jedem Wort, jeder Szene aus, bis hin zum "Vorhang", wenn beide hinter einer anderen Tür verschwinden, um sich auf der Bühne wiederzufinden.

Aber was heißt Bühne? Antje Härle und Helge Gutbrod spielen unmittelbar vor den rund 30 Zuschauern, sind so präsent, dass ein großes Bühnenbild nur störend wirken würde. Fenster mit roten Vorhängen bilden die Basis - variable Seilkonstruktionen deuten Zimmer an. Zimmer eines Hotels, in das sich Hugo flüchtet - vor seinen Arbeitskollegen, mit denen er zur Tagung reist, seiner Frau und nicht zuletzt vor sich selbst. Zimmer eines Hotels, in das Marthe vor ihrem Mann flieht. Zimmer eines Zuhauses, in dem jeder eigene Wege geht. Hugo tarnt sich als Teppichhändler - der wie ein Bart umgehängte Teppichrest zieht seine Verkleidung ins Absurde. Die Maskerade fliegt auf: Er wird erkannt. Von der Concierge, einem Zechkumpanen, den Kollegen. Als Musiker, als Tourenwagenfahrer, als Hugo selbst. Und alle sehen aus wie Marthe. Doch sein Hotelbett - hier wird selbst die Stahltreppe zur Technik zur Requisite - ist leer. Gutbrod lebt Hugos Verzweiflung, seine innere Zerrissenheit zwischen Zwei- und Einsamkeit.

Während der sich intensiv mit sich und seiner Beziehung beschäftigt, kreisen Marthes Gedanken im Hotelzimmer nur um ihn. Und um den Bar-Pianisten. Der Zuschauer - und hier erweist sich die Nähe zum Publikum als Vorteil - wird zum innig Vertrauten. Doch die große Sehnsucht nach dem Partner trügt. Zurück zu Hause verdächtigt jeder den anderen des Betrugs. Ulrike Syhas "Fremdenzimmer" ist das erste Stück einer dreiteiligen Serie aktueller experimenteller Stücke weiblicher Autoren auf der Studiobühne. "Die goldenen letzten Jahre" von Sibylle Berg feiern am 30. Januar 2010 Premiere, "Kaspar Häuser Meer" von Felicia Zeller ist für April terminiert.

Weitere Termine: 4., 11. und 22. Dezember, 2., 10. und 16. Januar 2010, jeweils um 20 Uhr im Studio, Theater Trier. Karten in den TV-Service-Centern Trier, Wittlich und Bitburg, unter der Ticket-Hotline 0651/7199-996 und im Internet unter www.volksfreund.de/tickets

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