Zum 2030. Geburtstag ein Besuch bei der Kaiserin

Trier · Wer das Jubiläum der Gründung Triers gebührend feiern will, der muss schon ein wenig früher aufstehen: Um 7.22 Uhr schlummern die Denkmäler Triers noch vor sich hin - normalerweise, nicht aber an diesem 23. September: Da ist in den Viehmarktthermen schon einiges los. Gefeiert wird der Gründungstag Triers, der wohl vor 2030 Jahren bei Sonnenaufgang begann.

Trier. Zur Feier des Gründungstags der Stadt Trier hat diese rund 70 Einwohner, die ebenfalls an diesem 23. September ihr Wiegenfest begehen, in die Viehmarktthermen eingeladen. Dass OB Klaus Jensen sich freut, "Geburtstagskinder vom 90-Jährigen bis zum Einjährigen und jünger" dazu begrüßen zu können, mag der frühen Stunde geschuldet sein: Tatsächlich findet trotz des besonderen Anlasses keine Niederkunft in den Viehmarktthermen statt. Eine der jüngsten Besucherinnen ist jedenfalls Hannah Schmitz - die um diese Zeit normalerweise noch gar nicht wach ist. Die Einjährige verfügt nämlich über einen gesunden Schlaf, um den die Mama Judith manche Eltern sicher beneiden: "Normalerweise schläft sie bis neun Uhr." Aber natürlich habe es sich gelohnt, heute mal früher aufzustehen, freut sich die Mutter mit ihrem Mann David über den Termin, der später sicher "eine tolle Erinnerung" an den Geburtstag sei.90. Geburtstag in den Thermen


Erinnerungen hat Karl Quiring bereits jede Menge gesammelt: Er ist mit 90 Jahren das älteste Geburtstagskind und steht später mit Ehefrau Gretel und den anderen Eingeladenen vor den Thermen auf dem Viehmarktplatz neben einem Kaffee-Wagen, den die Stadt organisiert hat. Auch wenn der Platz sich in den letzten Jahrzehnten extrem verändert hat, sei doch noch einiges wie vor Jahr und Tag: Der Fahrrad-Händler etwa, die Kirche - und einen Markt wie heute morgen gab es ganz früher auch hier: "Damit habe ich es aber nie so gehabt", sagt Quiring. "Ich hatte immer einen schönen Garten in Pfalzel, der mich mit allem versorgt hat!"
Der Standort fürs Frühstück ist nicht zufällig gewählt und begründet letztlich auch den frühen Beginn der Geburtstagsfeier: Auf dem Viehmarkt zeigt schließlich das neuzeitliche Pflaster, wie sich hier im antiken Trier zwei Straßen rechtwinklig trafen. Aus der Ausrichtung des Straßennetzes lässt sich das Datum der Stadtgründung exakt herleiten. Das hat der Archäologe Dr. Klaus-Peter Goethert soeben in einem Vortrag erklärt: Die Römer pflegten ihre Städte im Einklang mit dem Himmel zu planen und richteten die Grundachsen nach dem Sonnenaufgang an wichtigen Tagen aus. Komplexe Simulationen haben schon vor Jahren gezeigt: Für Trier muss es der 23. September gewesen sein im Jahr 17 vor Christus. Das Jahr lässt sich herleiten aus Untersuchungen der Reste der ersten Brücke über die Mosel. Der frühe Morgen vor 2030 Jahren dürfte zwar ähnlich trüb gewesen sein wie heute, vermutet Goethert, "aber den Sonnnenstand konnten die Ingenieure damals schon problemlos berechnen."
Neben dem historischen Vortrag zum Kaffee am frühen Morgen gibt es für die Geburtstagsgäste aber noch ein weiteres Geschenk: Eine Stippvisite zur Kaiserin. Das Rheinische Landesmuseum präsentiert, passend zur Feier des Tages, nämlich erstmals den Marmorkopf von Augustus\' Frau Livia (58 v. bis 29 n. Chr.) - rekonstruiert aus zwei Hälften, die jahrzehntelang unabhängig voneinander in Trier und Luxemburg und in ihrer Bedeutung unerkannt aufbewahrt wurden (der TV berichtete). Der Luxemburger Historiker Jean Krier glaubt, dass der überlebensgroße Kopf einst Teil einer vier Meter hohen Statue war. Für ihn ein weiteres Indiz dafür, dass Augusta Treverorum schon kurz nach seiner Gründung eine echte Stadt war - und also heute völlig zu Recht Geburtstag feiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort