Aus unserem Archiv Zum Wirken von Friedrich Spee: "Die Gewalt der Schmerzen erzwingt alles"

Er war einer der schärfsten Kritiker der Hexenverfolgungen: Vor 375 Jahren, am 7. August 1635, starb in Trier der Jesuit Friedrich Spee. Ein Beitrag aus unserem Archiv.

 Das Ölbild von Friedrich Spee von Langenfeld, gemalt von Martin Mendgen (1893-1970) aus dem Jahre 1938, ist in der Stadtbibliothek Trier zu sehen. Foto: privat

Das Ölbild von Friedrich Spee von Langenfeld, gemalt von Martin Mendgen (1893-1970) aus dem Jahre 1938, ist in der Stadtbibliothek Trier zu sehen. Foto: privat

Trier. Wenn jemand unter der Folter ein Geständnis abgelegt hat, ist diese(r) Beschuldigte dann eine Hexe? Mit einem ganz klaren "Ja" haben auch in Trier viele Menschen diese Frage im Jahr 1631 - auf dem Höhepunkt der Hexenverfolgungen, denen Tausende Frauen und Männer zum Opfer fielen - beantwortet.

Nur wenige Kritiker stellten das ausgeklügelte System der Inquisitoren grundsätzlich in frage. Einer davon war Friedrich Spee, der im Jahr 1631 in seinem Werk "Cautio Criminalis" (Rechtliche Bedenken wegen der Hexenprozesse) feststellte: "Die Gewalt der Schmerzen erzwingt alles, auch das, was man für Sünde hält, wie lügen und andere in üblen Ruf bringen. Die dann einmal angefangen haben, auf der Folter gegen sich auszusagen, geben später nach der Folter alles zu, was man von ihnen verlangt, damit sie nicht der Unbeständigkeit geziehen werden."

Spee veröffentlicht sein Buch anonym

 Beim Freilegen der Gruft unter der Jesuitenkirche wurde 1980 das verschollen geglaubte Grab Friedrich Spees wiedergefunden. Die Gebeine wurden in einen römischen Steinsarkophag umgebettet. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Beim Freilegen der Gruft unter der Jesuitenkirche wurde 1980 das verschollen geglaubte Grab Friedrich Spees wiedergefunden. Die Gebeine wurden in einen römischen Steinsarkophag umgebettet. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen



Mutig und in rhetorischer Brillanz argumentierte Friedrich Spee gegen unmenschliche Haftbedingungen und Folter sowie für eine generelle Unschuldsvermutung, Verteidigungsmöglichkeiten und unparteiische Richter.

"Damit forderte der Jesuitenpater eine sofortige Beendigung aller Verfolgungen sowie generell eine unabhängige, menschenrechtlichen Prinzipien folgende Justiz, weshalb Friedrich Spee als einer der schärfsten Kritiker der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen gelten kann", würdigt die Trierer Historikerin Rita Voltmer, Vorsitzende der Friedrich-Spee-Gesellschaft, die Verdienste des Mannes, der sein wohl einflußreichstes Werk anonym veröffentlichen musste, um der Gefahr einer Verfolgung zu entgehen. Auch als Schriftsteller und Lyriker machte sich Spee einen Namen.

Mit nur 44 Jahren starb der 1591 in Kaiserswerth geborene Spee in Trier, nachdem er sich bei der Pflege und seelsorgerischen Betreuung von Verwundeten, Kranken und Kriegsgefangenen mit einer tödlichen Seuche angesteckt hatte. Beigesetzt in der Jesuitenkirche, kann sein Grab seit 1980 in der dafür eingerichteten Gruft unterhalb des südlichen Nebenchores besucht werden.

Mehr Infos auf der Homepage der Gesellschaft: www.friedrich-spee-portal.de

Extra Spee-Gesellschaft und Jubiläum: Mit Wirken und Werk Spees setzt sich die 1987 gegründete Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier auseinander. Zur Erinnerung an den Jesuitenpater und seinen tatkräftigen, selbstgefährdenden Einsatz für Menschenwürde und Menschenrechte widmete ihm der Landshuter Künstlers Richard Hillinger eine bronzene "Friedenstaube". Neben Spees Hauptwerken kann die Taube im Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars betrachtet werden. (mer)

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