Umweltschutz Provozierender Protest gegen Artensterben

Trier · Zum zweiten Mal zog am vergangenen Samstag die Bewegung Extinction Rebellion durch die Trierer Innenstadt. Die Gruppe ist international wegen ihres radikalen Auftretens für den Umweltschutz bekannt. Dass die Bewegung unkonventionelle Maßnahmen hat, merkte man auch diesmal.

  Die Klimaschützer der Gruppe Extinction Rebellion haben einen Sarg mit der Aufschrift „Unsere Zukunft“ vor der Porta Nigra aufgestellt. Sie werden ihn von dort auf den Domfreihof und wieder zurück tragen, um auf eindrückliche Weise für den Klimaschutz und gegen das Artensterben zu demonstrieren.

 Die Klimaschützer der Gruppe Extinction Rebellion haben einen Sarg mit der Aufschrift „Unsere Zukunft“ vor der Porta Nigra aufgestellt. Sie werden ihn von dort auf den Domfreihof und wieder zurück tragen, um auf eindrückliche Weise für den Klimaschutz und gegen das Artensterben zu demonstrieren.

Foto: Martin Seng

Es waren bizarre Szenen, die sich in der Trierer Innenstadt abspielten. Ein brauner Holzsarg wurde durch die weihnachtliche Stadt getragen, davor weiß gekleidete Menschen mit blutroter Farbe beschmiert und mit Blätterketten behangen. Anders als die lautstarken Freitagsdemonstrationen, die überwiegend von Schülern der Fridays-For-Future-Bewegung veranstaltet werden, war diese Kundgebung still und erinnerte an einen Trauermarsch. Genau diesen Eindruck wollten die Veranstalter vermitteln,  hieß die Demo doch „Trauermarsch zum Artensterben“.

Begleitet wurde der Marsch von einer kleinen Kapelle, die entsprechende Trauermusik spielte. Bevor die Gruppe Extinction Rebellion den Sarg mit der Aufschrift Unsere Zukunft von der Porta Nigra auf den Domfreihof und wieder zurücktrug, begann die Kundgebung mit einer besonderen Inszenierung. Die Mitglieder der Bewegung trafen sich auf dem Porta-Nigra-Platz, und die in Weiß bekleideten Teilnehmer wuschen ihre Hände in einer blutroten Flüssigkeit. Schilder mit Zahlen von Hitzetoten aus mehreren Ländern wurden hochgehalten und man versammelte sich vor dem Sarg, in dem symbolisch die Zukunft zu Grabe getragen wurde.

Christoph Muthers, der das Geschehen von der Seite aus verfolgt und selbst Teil von Extinction Rebellion ist, empfindet diese Darbietung als angemessen. Den Vorwurf, dass die Bewegung oftmals zu radikal und extrem agiert, weist er zurück: „Extrem sind wir nur in dem Sinne, wenn man uns mit den Fridays-For-Future-Demonstrationen vergleicht. Wir verfolgen ähnliche Ziele, nur dass wir versuchen, sie mit anderen Maßnahmen zu erreichen.“      

   Als der Trauermarsch begann und der Sarg durch die mit Menschen gefüllte Fußgängerzone getragen wurde, drehten sich zahlreiche Beobachter verwundert nach dem Szenerio  um. Passanten lasen die Schilder, die aussterbende Tierarten auflisteten und gingen teilweise sogar selbst mit.

    Muthers zeigt sich zufrieden mit der Reaktion der Menschen: „Gerade das wollen wir erreichen. Wir wollen die Menschen aufrütteln und Aufmerksamkeit erregen. Und dafür machen wir Theater, nichts anderes.“ Im Vorfeld gab es Besorgnis, dass Extinction Rebellion durch den Trauermarsch Straßen blockieren und den Verkehr behindern würde. Und tatsächlich führte der Marsch nicht nur durch die Innenstadt, sondern für eine kurze Zeit auch über Straßen.          „Wir müssen notgedrungen auf die Straßen ausweichen, da uns der Weihnachtsmarkt blockiert. Ansonsten hätten wir diesen Umweg nicht gewählt“, so Muthers.         Ein neuer Vorwurf gegenüber der jungen Gruppierung gilt Roger Hallam, einem Gründungsmitglied von Extinction Rebellion. In einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit war er dadurch unangenehm aufgefallen, dass er den deutschen Holocaust relativierte und ihm eine Alltäglichkeit unterstellte. Auch wenn Hallam anschließend von seiner Aussage Abstand nahm, sieht auch Muthers sie kritisch: „So etwas würde ein Deutscher nie sagen. Und es ist gut, dass sich Hallam davon wieder schnell distanziert hat.“       

  Eine radikale Gruppierung mit Gewaltpotential sah man am Samstag keineswegs. Stattdessen gingen jüngere und ältere Menschen gemeinsam auf einer friedlichen Klimademonstration, die sich durch ihre Stille von den lautstarken Fridays-For-Future-Demos abgrenzte. Dafür war die visuelle Darbietung gegen Klimawandel und Artensterben umso beeindruckender. 

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