Zur Teestunde mit der Königin

Zum neuen Stadtschreiber Triers ist Frank Meyer, Autor, Studienberater und Lehrbeauftragter im Fach Anglistik an der Universität Trier, ernannt worden. Über sein literarisches Schaffen und seine Ideen zur Gestaltung des neuen Amts sprach er mit unserer Mitarbeiterin Anke Emmerling.

 Lehrt an der Uni Trier Anglistik: Der neue Stadtschreiber Frank Meyer. TV-Foto: Anke Emmerling

Lehrt an der Uni Trier Anglistik: Der neue Stadtschreiber Frank Meyer. TV-Foto: Anke Emmerling

Wie nehmen Sie Ihre Ernennung zum neuen Stadtschreiber in Trier auf?
Meyer: Ich bin überrascht und sehr glücklich. Das passt jetzt auch gut dazu, dass der Conte Verlag im April mein neues Buch "Normal passiert da nichts" herausbringt. Es ist ein Regionalroman, der wie alle meine Bücher in der Region Nordsaarland, Hunsrück, Trier spielt, in Trier sogar mit zwei zentralen Kapiteln. Wie immer geht es um Männer, Männlichkeit und Männer-Rituale.

Ihre Wahl zum Stadtschreiber wurde unter anderem damit begründet, wie menschlich und kurzweilig sie die Vertreter des starken Geschlechts im Kampf mit den Widrigkeiten des Alltags in Ihren Erzählbänden "Es war mir ehrlich gesagt völlig egal" und "Raum 101 - Erzählungen über Männer" darstellen. Was ist Ihnen bei der Zeichnung Ihrer Figuren wichtig?
Meyer: Ich will grundsätzlich nicht in Klischees abdriften, sondern nur mit ihnen spielen. Will zeigen, welche Schwächen eigentlich Stärken sind und welche vermeintlichen Stärken Schwächen. Und da geht es mir nicht darum, Typen lächerlich zu machen, sondern sie einfach mal aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Deshalb ist mir der Perspektivwechsel wichtig, im Roman zum Beispiel gibt es mehrere Ich-Erzähler. Natürlich will ich auch unterhalten, Spannung und Aktionsreichtum gehören auch dazu.

Wie sind Sie ans literarische Schreiben gekommen?
Meyer: Ich habe viel britische Literatur übersetzt, das war meine Schule. Da habe ich mehr über die deutsche Sprache gelernt als je zuvor. Denn beim Übersetzen ringt man ständig um Nuancen, um die Aussage des Originals zu treffen. Mein Gesellenstück war ein Band mit Kurzgeschichten aus Wales: "Tee mit der Königin". Da habe ich das Schreiben gelernt.

Wie wollen Sie Ihr Stadtschreiber-Amt gestalten?
Meyer: Mir ist es wichtig, dass ich weiter literarisch arbeite und diese Arbeit eng mit Trier verbunden ist. In meinem nächsten Buch soll es ums Pilgern gehen, deshalb plane ich offene Interviews mit den Menschen aus aller Welt, die zum Heiligen Rock nach Trier kommen. Ob das dann ein eigenes Buch wird oder Teil eines Romans, muss sich noch zeigen. Außerdem möchte ich Lesungen abhalten. Das ist immer sehr spannend wegen des Feedbacks und der angeregten Diskussionen, die sich meistens ergeben. Ganz wichtig ist mir, damit und auch mit Schreib- und Literaturwerkstätten in die Schulen zu gehen, wie schon häufiger im Saarland geschehen. Mich hat mal ein Schüler zweifelnd gefragt: "Kann etwas, das in unserer Region spielt, Literatur sein?" Nach dem Workshop hat nicht nur er an das "Ja" geglaubt. Und genau das will ich auch als Stadtschreiber vermitteln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort