Zurück im alten Bett

TRIER. Geglückte Rückkehr ins alte Bachbett: Mit einer Fertigstellungsfeier wurde gestern die Renaturierung des Biewerbachs abgeschlossen. Umweltstaatssekretär Hendrik Hering nannte das Projekt einen "wichtigen Mosaikstein" im Rahmen der "Aktion Blau" des Landes.

Um kurz nach 11.30 Uhr ist der Biewerbach nicht mehr zu bremsen; Wassermassen ergießen sich ins Bachbett, spülen Geröll und Sand weg. Wo noch vor kurzem ein Absturzbauwerk Wasserlebewesen den Garaus machte, reißen nun drei Männer einen aus Sand und Schlamm improvisierten Damm ein: Mit Baggerschaufel und Geschick räumen Umweltstaatssekretär Hendrik Hering, Baudezernent Peter Dietze und Biewers Ortsvorsteher Dieter Birkel (alle SPD) dem Bach den Weg frei.Mit einer Fertigstellungsfeier wurde gestern die Renaturierung des Biewerbachs abgeschlossen. Für das ambitionierte Vorhaben, das auf Stadtgebiet seinesgleichen sucht, mussten drei Brücken gebaut werden. Auf fast 200 Metern Länge wurde der verrohrte Bach in den vergangenen Monaten wieder offen gelegt. Zudem musste das rund zweieinhalb Meter hohe Absturzbauwerk gleich hinter dem Bahndamm beseitigt werden, um Fischen und anderen Kleinstlebewesen wieder die Durchgängigkeit des Gewässers zu ermöglichen.Seit Mitte der 90er Jahre hatte Ortsvorsteher Dieter Birkel für die Renaturierung des 1964 im Zuge der Moselkanalisierung verrohrten Bachs gekämpft. Die wohl wichtigsten Mitstreiter fand er dabei in Mainz, denn im Landesumweltministerium hatte man soeben die "Aktion Blau" ins Leben gerufen, die sich die Renaturierung von Fließgewässern zum Ziel gesetzt hat. Ohne großzügige Zuschüsse aus Mainz wäre das Projekt denn auch nicht zu realisieren gewesen. So steuerte das Umweltministerium 60 Prozent der Gesamtinvestitionskosten von mehr als 820 000 Euro bei.Umweltstaatssekretär Hendrik Hering gratulierte der Stadt und dem Ortsteil im Namen seines Ministeriums zur Renaturierung des Bachs. "Diese Maßnahme wird auch die Lebensqualität in Ihrem Stadtteil steigern", sagte er an die Adresse der zahlreichen Bürger, die zum Fest gekommen waren. Zudem sei die Maßnahme auch ein wichtiger Beitrag zur Umweltvorsorge und für den Hochwasserschutz. Hering erinnerte daran, dass von "15 000 Flusskilometern in Rheinland-Pfalz lediglich 5000 naturnah" seien.Dass der Biewerbach nun von der Quelle bis zur Mündung offen fließt, ist auch ein Verdienst seines Paten, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Seit Jahren informieren die Umweltschützer in Exkursionen und Ausstellungen über ihren fließenden Schützling. BUND-Kreisgruppenchef Frank Huckert kündigte gestern eine Frühjahrsexkursion an. Im Mittelpunkt steht dann das zu neuem Leben erweckte alte Bachbett, durch das sich das Gewässer auf 600 Metern Länge bis zur Mündung in die Mosel schlängelt.Baudezernent Dietze dankte im Rahmen der Fertigstellungsfeier Ortsvorsteher Birkel für dessen "großen Einsatz mit bekannter Hartnäckigkeit". Birkel wiederum verhehlte in seiner kurzen Ansprache nicht den Widerstand, mit dem er sich zunächst konfrontiert gesehen hatte. Schmunzelnd zitierte er aus einem ablehnenden Bescheid des Straßenverkehrsamtes aus den 90er Jahren.Daran, dass nicht nur die Bewohner des rund 25 Quadratkilometer großen Einzugsgebiets von der Renaturierung des Bachs profitieren werden, erinnerte Dietze. So werde die Maßnahme auf einem Ökokonto gut geschrieben. Die Verwaltung kann auf diese Weise das ökolgische Erfolgsprojekt Biewerbach mit notwendigen Umwelteingriffen in anderen Teilen der Stadt "verrechnen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort