Zurück zum "normalen Alltag"

SCHWEICH/TRIER. Paukenschlag kurz vor den Osterferien: Der vor drei Monaten beurlaubte Schulleiter des evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums kann wieder seinen Dienst antreten. Das Landeskirchenamt erklärte seine Beurlaubung für rechtswidrig.

Schwere Schlappe für den Vorstand der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung. Das achtköpfige Gremium hätte eigentlich den Schulleiter des Schweicher Gymnasiums, Heinrich Bentemann, gar nicht beurlauben dürfen. Da er Kirchenbeamter ist, untersteht er dienstrechtlich nicht dem Schulträger, also der Stiftung, sondern der evangelischen Landeskirche in Düsseldorf. Und die entschied nun - exakt drei Monate nach der vor den Weihnachtsferien ausgesprochenen und gestern zu Ende gegangenen Beurlaubung - dass "Bentemann seine Aufgaben als Schulleiter wieder uneingeschränkt" wahrnehmen kann. Es gebe keine Gründe, die eine Beurlaubung gerechtfertigt hätten, sagte der Landeskirchenschuldirektor Jürgen Franzen gestern Nachmittag auf einer eiligst einberufenen Pressekonferenz in Trier. Die vom Vorstand angegebenen "Kommunikationsstörungen" zwischen Bentemann und den Lehrern seien jedenfalls kein Grund für eine Beurlaubung. Die Frage, warum die Justiziarin der Landeskirche, die den Vorstand beriet, überhaupt die Beurlaubung befürwortete und warum die Verwaltungskammer diese dann auch in erster Instanz zunächst bestätigte, konnte Franzen nicht schlüssig beantworten. Es habe Verzögerungen durch Weihnachtsferien und Personalwechsel gegeben. "Es hätte nicht so sein dürfen", sagte er lediglich. Dass die Beurlaubung ausgerechnet einen Tag vor Ablauf der dreimonatigen Frist aufgehoben wurde, sei "reiner Zufall" gewesen. Nach TV-Informationen hat allerdings die Verwaltungskammer bereits vor vier Wochen erstmals angedeutet, dass eventuell die Landeskirche und nicht der Stiftungsvorstand zuständig sein könnte. Doch eine endgültige Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Beurlaubung gab es da noch nicht. Die für Außenstehende schwer nachvollziehbare Lage ergibt sich aus der einmaligen Struktur des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Es ist die einzige evangelische Schule innerhalb der Landeskirche, die von einer Stiftung getragen wird. Die anderen Schulen unterstehen direkt der Landeskirche. Allerdings ist Bentemann als Schulleiter Kirchenbeamter, seine Ernennungsurkunde hat er von der Landeskirche in Düsseldorf bekommen und untersteht damit nicht dem Schulträger Man wolle nun wieder "zum normalen, hoffentlich störungsfreien Alltag" kommen, sagte Franzen. In welcher Form Bentemann allerdings wieder seinen Dienst antritt, steht laut Franzen noch nicht fest. Es wird ein Mediationsverfahren geben, "eine Art Systemanalyse". Darin sollen Defizite aufgedeckt und im Gespräch mit allen Beteiligten (Landeskirchenamt, Schulleitung, Lehrer, Eltern, Schülern und Stiftungsvorstand) gelöst werden. Wie lange dieser Prozess dauern soll, hänge von dem Mediator, einem Experten aus Hannover, ab. Das Mediationsverfahren geht angeblich auf Initiative des Superintendenten Christoph Pistorius zurück. Man wolle keine Lösungen vorgeben, sagte Pistorius und begründete damit auch die wochenlange Zurückhaltung des Kirchenkreises. Bentemann sei nichts vorzuwerfen, und man müsse nun alles tun, um seinen Ruf wieder herzustellen, sagte Franzen. Laut Bentemanns Anwältin, Margit Bastgen, wird er seine Tätigkeit wieder aufnehmen und an dem Mediationsverfahren teilnehmen. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es aber weiter eine breite Front gegen den Schulleiter. 18 Lehrer sollen sich vor der Entscheidung in einem Brief an den Stiftungsvorstand gegen die Rückkehr Bentemanns ausgesprochen haben.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns (mit komplettem Namen und Wohnort) an echo@volksfreund.de

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