Zusammen ist man weniger allein

Trier · Nach dem Tod des Partners ist nichts mehr, wie es einmal war. Auch, wenn der Verlust noch so schwer wiegt: Das Leben muss weiter gehen. Betroffene Triererinnen haben sich zusammengetan, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Trier. Durch ihre Nachbarin hat Ernie Dennenwald, 88, vom Treffen der alleinlebenden Frauen in Trier erfahren. "Es hat gut getan, den Tag in angenehmer Gesellschaft zu verbringen", sagt sie nach dem Trierer Sonntagstreff für alleinlebende Frauen.
Veranstalterin Gisela Lohmüller, 73, hatte diesmal einen Film über Israel mitgebracht. Bilder der Tier- und Pflanzenwelt des Landes, untermalt von melodischen Klängen, haben den Film zu einem meditativen Erlebnis gemacht.
Das Leben in die Hand nehmen


Einmal im Monat treffen sich 30 bis 40 Frauen unter der Leitung von Gisela Lohmüller im Mutter-Rosa-Altenzentrum in Trier. Die Teilnehmerinnen sprechen über Kunst, Kultur und Literatur. "Es ist kein Altennachmittag", betont Monika Lück (66). "Das Treffen ist anspruchsvoll. Es gibt ein festes Programm."
Da trägt zum Beispiel eine Lyrikerin aus ihrem Band vor. Eine Stadtführerin zeigt das Trierer Museum Simeonstift. Soziale Projekte werden vorgestellt. Die Frauen, die diese Programmpunkte beisteuern, sind selbst betroffen. Sie haben sich aufgerafft und nehmen ihr Leben neu in die Hand.
Jede Frau habe ihre Qualitäten und Kreativität, die sie in die Gruppe einbringen könne. "Ich möchte in den Frauen dieses Potenzial wecken und sie ermuntern, es mit anderen zu teilen", erklärt Lohmüller.
Männer nimmt Gisela Lohmüller bewusst nicht in die Sonntagstreff-Gruppe auf: "Wenn Männer dabei sind, werden andere Themen angesprochen. Die Konzentration soll jedoch bei Kunst, Kultur und Literatur liegen." Lohmüller weiß, dass Männer anders mit Verlusten umgehen als Frauen. "Sie schließen schneller Kontakte."
Kunst, Kultur und Literatur


Die Idee zu dem Treffen kam der 73-Jährigen durch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD). Hier habe sie vor zwei Jahren an einem Seminar zum Thema alleinlebende Frauen teilgenommen.
Seit Januar 2010 arbeitet sie nun daran, Trierer Frauen eine Alternative zum Alltag zu bieten. Hier spreche man nicht über die Schicksalsschläge, sondern lenke davon ab.
Institutionen wie die Sozialdienste der Krankenhäuser ermutigen Frauen, an dem Projekt teilzunehmen. So kam beispielsweise Lucia Drews (66) zu dem Treffen. "Gerade die Sonntage sind die schlechten Tage. Da spürt man die Einsamkeit am deutlichsten."

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