Zusammenhalt im Sinne der Wirtschaft

Die deutsche Hanse im europäischen Raum hat im Mittelpunkt des zweiten Clubabends der Reihe "Deutsche Geschichte als Europäische Geschichte" gestanden. Renaissance-Musik und kulinarische Kostproben der Epoche rundeten den Vortrag des Trierer Forschers Volker Henn ab.

Trier. Mittelalterliche Stimmung kam auf im Bischöflichen Priesterseminar Trier, als das Saarburger Renaissance-Ensemble "Audite" das Eingangslied zum zweiten Clubabend der Reihe "Deutsche Geschichte als Europäische Geschichte" anstimmte. Organisator dieser Vorlesungsreihe ist die Katholische Akademie Trier.

Trotz glatter Straßen erschienen rund 60 Geschichtsinteressierte zum Vortrag des Trierer Hanseforschers Volker Henn. Dieser referierte über die deutsche Hanse vom Aufstieg bis zum Niedergang. Im Mittelpunkt stand dabei die europäische Perspektive. "Die Hanse hat bereits im Mittelalter den west- und osteuropäischen Raum wirtschaftlich erschlossen und zusammengebunden", erklärte Henn. Produkte wie Tuche, Metallwaren und Wein seien aus dem Westen nach Osten geliefert worden. So sei der baltische Raum an das lateinische Abendland angeschlossen worden. "Dennoch handelt es sich bei der Hanse nicht um ein Bündnis im Sinne der heutigen EU", sagte Henn. Die Hanse sei eine lose Gemeinschaft niederdeutscher Kaufleute und Städte gewesen, deren Zusammenhalt einzig und allein auf Wirtschaftsinteressen beruht habe, erklärte Henn. "Eine Art Solidarität unter Egoisten."

Auch das musikalische Programm unterstand der europäischen Perspektive. Auf mittelalterlichen Instrumenten - etwa dem Gemshorn (Blasinstrument) oder dem Rebec (drei-saitiges Streichinstrument) - vertonte das Ensemble "Audite" Stücke europäischer Künstler der Epoche. Ihr Repertoire reichte vom deutschen Renaissance-Komponisten Michael Praetorius über das katalanische Chanson "Dindiridin" bis hin zur französischen Gaillarde.

Bei der Verkostung traditioneller Köstlichkeiten, zum Beispiel Hirsepfannkuchen und Wein, erhielten die Teilnehmer dann eine "Geschmacksprobe" des Mittelalters.

Extra Der nächste Clubabend findet am Mittwoch, 3. Februar, statt. Zum Thema "Bauernkrieg und Reformation: Zeitalter des Umbruchs" wird Professor Peter Blickle von der Universität Bern referieren. Das musikalische Rahmenprogramm gestaltet die Trierer A-capella-Gruppe "Cantores Trevirensis" unter der Leitung von Matthias Balzer. (beke)

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