Zusatzturbo für den Ausbildungserfolg

TRIER. Was tun, wenn die Noten an der Berufsschule in den Keller rutschen? Azubis können in diesem Fall "Ausbildungsbegleitende Hilfen" nutzen – fachtheoretische Nachhilfestunden der regionalen Bildungsträger HVS, Club Aktiv und Logos.

"Tag der offenen Tür": Die Tischtennisplatte, die sonst in der Ecke des Aufenthaltsraums der "HVS Meisterbetriebe" in Trier-Nord steht, ist weggeräumt worden. Stattdessen stehen Snacks, mannshohe Informationstafeln und Stuhlreihen für die Festvorträge bereit. Seit September 2005 bieten die Trierer Bildungsträger HVS, Logos Bildungsforum und Club Aktiv die so genannten "Ausbildungsbegleitenden Hilfen" (ABH) in ihren Räumen an: Der fachtheoretische Förderunterricht soll Lerndefizite beheben, die den erfolgreichen Abschluss der Lehre gefährden könnten. Eltern, Firmenvertreter und Jugendliche informieren sich über das Angebot. In einem hinteren Raum stehen PC bereit, auf denen Übungsprogramme laufen. Von einer "Fünf" auf eine "Zwei"

An einem solchen sitzt Marcel Körner - trotz der Feier. "Ich muss noch was am PC üben", sagt der 17-jährige Schreinerlehrling, am Bildschirm ordnet er den Bildern unterschiedlicher Parketfußböden die richtige Benennung zu. Bild Nummer zwei ist ein "Fischgrätmuster". Zweimal die Woche ist er nach der Berufschule hier, eine "Fünf" im Fach Wiso (Wirtschaft und Soziales) ist der Grund. Doch die ist mittlerweile Geschichte: Erst seit Anfang des Jahres dabei, hat der Azubi sich bereits auf eine "Zwei" verbessert - die Freude darüber ist ihm deutlich anzusehen. Körner ist einer von 80 Schülern, die an der HVS das Angebot nutzen, acht bis zehn Fachkräfte stehen hier zur Verfügung. Insgesamt gibt es an den Standorten der Angebotspartner (Trier, Saarburg, Hermeskeil) 276 Unterrichtsplätze. "Interessenten sind immer willkommen", sagt Matthias Spartz von Club Aktiv unter Hinweis auf Kapazitäten. ABH ist eine von der Agentur für Arbeit eingerichtete Fördermaßnahme. Die Behörde entscheidet, ob ein Lehrling die für ihn kostenlose Nachhilfe, die auch gezielte Lernangebote und Prüfungstrainings für die Abschlussprüfung umfasst, benötigt. "Ausbildung war für uns immer ein Thema", begründet HVS-Geschäftsführer Jörg Haferkamp die Teilnahme, zudem könnten die Lehrlinge die hier gepaukte Theorie in der Werkstatt mit den Handwerksmeistern nochmals in der Praxis ausprobieren. Einher geht damit eine sozialpädagogische Begleitung. "Die Jugendlichen stehen unter riesigem Druck", sagt Haferkamp. Vermittlung von Handlungskompetenz und positiver Lernerfahrung gehören dazu, auch Stärkung des Selbstvertrauens. "Manchmal fällt es einem schwer, sich hier zusätzlich am Nachmittag hinzusetzen", sagt einer der Betroffenen. Abbrechen will aber keiner. "Mir macht meine Ausbildung Spaß", erklärt etwa der 19-jährige Christian Klasen aus Konz-Könen seine Teilnahme. Die gleiche Aussage findet sich auch bei den anderen Jugendlichen; der eine hat Probleme in Mathematik, der andere Defizite im Fach Zeichnen. Ein Erfolg: 80 Prozent der Azubis, die ABH benötigen und sich im Abschlusslehrjahr befinden, haben an allen Standorten mithilfe des Zusatzunterrichts ihre Lehrprüfung bestanden, sagt HVS-Mitarbeiter Dirk Weber. Wie wichtig Hilfe ist, betont Haferkamp anhand von 19,1 Prozent der Azubis, die ihre Lehre abbrechen würden.

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