ZWANGSARBEIT

Zum Bericht "Namenlose Opfer, vergessene Schicksale" - die Ausstellung "Erinnerung bewahren" im Palais Walderdorff (TV vom 27. Januar):

Wichtig und richtig sind sowohl die eindrucksvolle Ausstellung im Palais Walderdorff ("Erinnerung bewahren") als auch die Veranstaltungsreihe zu dem Thema der Zwangsarbeit in unserer Region. Man kann gespannt sein, was die Forschung noch weiter ans Licht bringen wird. Es erstaunt mich allerdings, dass ich kaum etwas über das Geschehen in Bruttig und Treis an der Mosel (Kreis Cochem-Zell) höre, während das Arbeitslager Hinzert ja jetzt richtig bekanntgemacht worden ist. Der Reichsbahntunnel Treis - Bruttig wurde 1944 zum größten unterirdischen Bauvorhaben mit 21 000 Quadratmetern Nutzfläche. 3,5 Millionen Reichsmark standen zur Verfügung. Die deutschen Rüstungsbetriebe waren im Frühjahr 1944 bombardiert worden. Also mussten unterirdische Tunnelanlagen gefunden oder gebaut werden, um unter größtem Zeitdruck zum Beispiel die Flugzeugproduktion wieder zu steigern. Die mangelhafte Zahl an Arbeitskräften im Jahr 1944 veranlasste den Reichsführer SS Heinrich Himmler, "Schutzhäftlinge" für den Bau des Großprojektes zur Verfügung zu stellen. Die Konzentrationslager boten sich als Quelle für das "Menschenmaterial" an. Die Industriefirmen bedienten sich dieses "Materials", um die Aufträge zu erfüllen. Die meisten Häftlingsarbeiter kamen aus dem Lager Natzweiler-Struthof (Vogesen). Dort hatten sie schon unter menschenverachtenden Bedingungen geschuftet. Jetzt waren sie ins Außenlager Cochem nach Treis-Bruttig verlegt worden. Aus vielen europäischen Ländern und allen Altersstufen trafen dort politische Gefangene, zur Zwangsarbeit verschleppte Handwerker, Lehrer, Techniker, Offiziere, Studenten und Ärzte ein. Ein französischer Junge war gerade 16 Jahre alt geworden. Es gibt Dokumente, die das Leben oder Sterben vieler dieser Menschen mit Namen und Daten erfassen. Aber die Erinnerung an sie wird dadurch nicht wachgehalten. In unserer schönen Mosellandschaft ist es um sie still geworden. Waltraud Jammers, Trier

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