Karl-Marx-Jahr 2018 Zwei „alte Trierer“ wieder daheim: Johannes Kram schreibt Theaterstück über Karl Marx

Trier · Ein besonderer Beitrag zum Jubiläumsjahr: Wahl-Berliner Johannes Kram hat ein Theaterstück über den 17-jährigen Karl Marx geschrieben. Es ist ein Stück zum Mitgehen und spielt an Originalschauplätzen. Premiere ist am 2. Mai.

 Der Jubilar mal ganz anders: Tobias  Schwieger (Mitte) verkörpert den 17-jährigen Karl Marx im neuen Theaterstück von Johannes Kram (rechts). Links Norbert Käthler, Chef der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM), die für die Produktion von „Marx! Love! Revolution!“ verantwortlich zeichnet.

Der Jubilar mal ganz anders: Tobias Schwieger (Mitte) verkörpert den 17-jährigen Karl Marx im neuen Theaterstück von Johannes Kram (rechts). Links Norbert Käthler, Chef der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM), die für die Produktion von „Marx! Love! Revolution!“ verantwortlich zeichnet.

Foto: Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

Was würde der junge Karl Marx wohl sagen zu diesem gigantischen Denkmal aus China, das da nur wenige Meter entfernt von seinem Elternhaus nahe der Porta Nigra an ihn erinnern soll? Darum geht es in Johannes Krams Theaterstück „Marx! Love! Revolution!“ Der 51-jährige Wahl-Berliner stammt aus Trier und hat einschlägige Marx-Erfahrungen: „Am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium bin ich zugeballert worden mit seinen Lehren und seinem Wirken. Aber der Aspekt des jungen Marx, der ja ebenfalls FWG-Schüler war, kam mir immer zu kurz. Also will ich im Jubiläumsjahr einen Beitrag leisten, der Marx in seiner Trierer Zeit zeigt, genau gesagt, an dem Punkt, an dem er sich entscheiden muss.“

Die „Geschichte, die erzählt werden muss“ (Kram) spielt am Tag seiner Reifeprüfung im Herbst 1835; die „Bühne“ ist der Schulweg, am letzten Schultag des 17-Jährigen, der seine Heimatstadt bald verlassen wird, Richtung Studium in Bonn. Es ist also kein konventionelles Theater, sondern ein Stück „zum Mitgehen“ – im wahrsten Sinne. Stationen sind authentische Schauplätze. Etwa vor dem Haus der Familie Marx in der Simeonstraße 8 (das heute sinnigerweise im Erdgeschoss einen Euro-Shop beherbergt)  auf dem Hauptmarkt, in der Brotstraße und der Jesuitenstraße (im heutigen Bischöflichen Priesterseminar war das damalige königlich-preußische Gymnasium untergebracht).

Es gibt auch Abstecher zu Stationen, die Marx wesentlich geprägt haben: das Casino am Kornmarkt, wo sich die geistige Elite traf, und natürlich das Haus in der Neustraße, in dem Jenny von Westphalen wohnte, die Frau, die ihn durch dick und dünn begleitet hat. Der  Abiturient will die Welt verändern und die vier Jahre ältere Jenny erobern, die ja einen reichen Adligen heiraten soll. Doch so weit ist es 1835 noch nicht.

Die noch ungewisse Zukunft trifft den Teenager in Gestalt des Denkmals des Mannes, der er einmal werden soll. Kram: „Es ist die fiktive Begegnung des jungen Marx mit seinem historischen Über-Ich und dem Verehrungskult um ihn. Der Junge arbeitet sich an dem Alten ab – bis hin zum Streit buchstäblich auf offener Straße.“

Mit seiner Idee eines geist- und temporeichen Theaterstücks unter freiem Himmel ist Kram bei der Trier Tourismus und Marketing GmH (TTM) offene Türen eingelaufen. „Unser Job ist es, Geschichte und Geschichten zu erzählen“, sagt TTM-Chef Norbert Käthler. „In diesem Fall ist es besonders reizvoll, dass die Trierer ,ihren’ Karl Marx nähergebracht bekommen und auch erfahren können, welchen Einfluss  und welche Auswirkungen das gerade preußisch gewordene Trier auf ihn hatte.“ Wie das konkret aussah, formulliert Johannes Kram so: „1815 wird Trier auf dem Wiener Kongress Preußen zugeschlagen. Und diese stolze Stadt, die einmal einer der Mittelpunkte der Welt war, wird plötzlich zum Arsch der Welt. Das ist Marx nicht entgangen.“

Verkörpert wird der Weltveränderer in spe von Tobias Schwieger. Der 27-Jährige Kölner kommt frisch von der Schauspielschule, „Marx! Love! Revolution!“ ist sein erstes Engagement nach der Ausbildung. Gecastet hat ihn Manfred Langner, der künftige Intendant des Kooperationspartners Theater Trier. Kram ist mit Langners Wahl „sehr zufrieden“ und Schwieger „sehr glücklich über seinen Job: „Es ist eine aufregende Sache, ein solches Stück alleine zu stemmen.“ Ganz allein ist er freilich nicht. Ein Statist mimt den bronzenen Marx auf der rund 80 Minuten langen Tour, die vor dem Geburtshaus in der Brückenstraße endet, Schlusspointe inklusive. Doch die darf freilich noch nicht verraten werden. Überhaupt fehlt noch der finale Feinschliff. Die Proben haben vergangene Woche in Trier begonnen und gehen nun in Berlin weiter.

Die Premiere ist am Mittwoch, 2. Mai, – drei Tage vor dem 200. Geburtstag des weltbekannten Trierers. Bis Oktober stehen zunächst 20 Aufführungen auf dem Programm (jeweils samstags, 14 Uhr). Die TTM arbeitet daran, auch Gruppenbuchungen anzubieten. In beiden Fällen gilt laut Käthler die Devise: „Die Kapazität liegt bei 25 Zuschauern; mehr sollten es mölichst nicht sein.“ Preise und Buchungsmöglichkeiten sollen in Kürze bekanntgegeben werden.

Johannes Kram freut sich aufs  Comeback als Kulturschaffender in der alten Heimat und ist von seinem neuen Streich überzeugt: „Wenn irgendetwas an dem Stück verkorkst sein sollte, dann bin ich es schuld  und ausnahmsweise mal nicht die Stadt.“

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