Zwei Ausstellungen, ein Thema

Gleich zwei Ausstellungen, die den Ersten Weltkrieg thematisieren, sind zurzeit in den Viehmarktthermen zu sehen. "Kriegszeit" zeigt die Sicht deutscher Künstler auf den Krieg, während "Alle Menschen werden Brüder" von Deutschen in japanischer Gefangenschaft erzählt.

 Daria Kramskaja (links) und Lena Kräuter erklären den Aufbau der Zeitschrift Kriegszeit von 1914, die zurzeit in der gleichnamigen Ausstellung zu sehen ist. TV-Foto: Nina Altmaier

Daria Kramskaja (links) und Lena Kräuter erklären den Aufbau der Zeitschrift Kriegszeit von 1914, die zurzeit in der gleichnamigen Ausstellung zu sehen ist. TV-Foto: Nina Altmaier

Trier. Es ist kein bekanntes Kapitel in der Geschichte des Ersten Weltkriegs, von der der japanische Honorarkonsul Hideyuki Sakamoto erzählt. Zwischen 1914 und 1920 waren deutsche Reservisten aus der ehemaligen Kolonie Tsingtau in japanischer Gefangenschaft, ab 1917 im Gefangenenlager Bando auf der japanischen Insel Shikoku.
Trotz der schwierigen Lage der Gefangenen und des Verlusts ihrer Freiheit, entwickelten sich in dem Lager schnell zahlreiche Projekte wie eine Theatergruppe, Geschäfte, Restaurants oder eine Poststation. Besonders bekannt wurde das Orchester, das 1918 Beethovens neunte Symphonie in Japan uraufführte. Zu verdanken war das reiche Lagerleben vor allem dem japanischen Kommandanten Matsue, der Respekt und Menschenwürde aufrechterhielt und so einen unverhofften Kulturaustausch zwischen Deutschen und Japanern ermöglichte. Die Ausstellung "Alle Menschen werden Brüder" erzählt jetzt in den Trierer Viehmarktthermen die Geschichte des Lagers Bando. Organisiert wurde sie von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Trier.
Zudem ist dort die Ausstellung "Kriegszeit - Künstlerflugblätter 1914-1916" zu sehen, die sich der Sicht deutscher Künstler auf den Krieg widmet, die diese mit ihren Zeichnungen in der gleichnamigen Zeitschrift ausdrückten. Zwei Jahre lang, von 1914 bis 1916, erschien das Heft wöchentlich und zeigte unter anderem Drucke von Max Liebermann oder Käthe Kollwitz.
Zunächst ging es vor allem um Kriegspropaganda, die Arbeiten idealisierten den Krieg und zeigten "Kriegshelden" und Schlachten anhand aktueller Geschehnisse. Je länger der Krieg jedoch dauerte, desto verhaltener wurde die Euphorie und unterschwellige Kritik wurde spürbar. Im März 1916 stellten die Verleger die Zeitschrift ein, denn sie konnten den Krieg nicht länger befürworten.
Heute zeigt die Ausstellung vor allem den Wandel in der Einstellung der Menschen im Kriegsverlauf. "Besonders spannend ist, dass selbst bekannte Künstler, die wir nicht unbedingt mit dem Krieg assoziieren, in der Zeitschrift veröffentlichen", erklärt Daria Kramskaja, Studentin der Universität Trier, die die Ausstellung mit einer Gruppe von Kunststudenten mitorganisiert hat. Kurator ist Stephan Brakensiek.
Noch bis zum 21. Dezember sind beide Ausstellungen in den Viehmarktthermen täglich zwischen 9 und 17 Uhr zu sehen. nia

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort