Zwei Brote zahlen, eins mitnehmen

Schweich · Eine Idee aus Berlin ist auch in Schweich angekommen: Der Religion-Grundkurs des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) initiierte einen sogenannten Brot-Haken in fünf Schweicher Betrieben. Das Prinzip: Kunden kaufen zwei Brote, eins nehmen sie mit, das andere ist für jemanden bestimmt, der wenig Geld hat.

 Felix Reidenbach demonstriert, wie der Brot-Haken funktioniert: Der Bon für ein bezahltes Brot wird einfach mit einer Wäscheklammer am Brothaken-Schild befestigt. TV-Foto: Katja Bernardy

Felix Reidenbach demonstriert, wie der Brot-Haken funktioniert: Der Bon für ein bezahltes Brot wird einfach mit einer Wäscheklammer am Brothaken-Schild befestigt. TV-Foto: Katja Bernardy

Schweich. Ein türkisches Ehepaar in Berlin hatte vor fünf Jahren die Idee, einen sogenannten Brot-Haken einzurichten: Wer ein Brot kauft, zahlt noch eins für jemanden, der wenig Geld hat. Der Bon für das bezahlte Brot wird dabei einfach am Schild "Brot-Haken" befestigt. Bedürftige Menschen können den Bon abmachen und erhalten dafür an der Theke die Ware.
Nun gibt es den "Brot-Haken" auch in Schweich - im Bioladen, der Bäckerei Dietz, im Café Felix, im Stadtcafé und im Eiscafé Siena. Er wurde ausgeweitet auf Kaffee, Eis und Kuchen. Initiiert hat das soziale Projekt der Religion-Grundkurs des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DGB) unter der Leitung von Lehrer Christian Strupp. Es fand im Rahmen der "72-Stunden-Aktion" des Bistums Trier (der TV berichtete) statt.
Für die Schüler hieß dies, innerhalb von 72 Stunden die Aufgabe vom Papier in die Realität umzusetzen: Es wurde beraten, diskutiert und organisiert. Flyer wurden entworfen und gedruckt, kooperationswillige Betriebe gesucht und gefunden, Schilder und Spendendosen erstellt. Sogar Sponsoren konnten überzeugt werden, mitzumachen. Und der Schweicher Verein "Nachbar in Not" wurde mit ins Boot genommen. Das erzählt DBG-Schüler Felix Reidenbach (18) stellvertretend für den Kurs. "Das Geld für die Bons, die nicht eingelöst werden, kommt bei Feierabend in eine Spendenbox", sagt er. Der Inhalt wiederum kommt Nachbarn in Not zugute.
Wird der Brot-Haken in Schweich angenommen? Felix, der das Projekt mit seinen Mitschülern über ein Jahr begleiten wird, hat in der Bäckerei Dietz und im Bioladen mal nachgefragt: "Einmal wurde ein Brot abgeholt", sagt Dietz-Filialleiterin Anja Rößler. Ein, zwei Kunden spendeten ein Brot pro Tag. "Immer noch wenig", meint sie. Es brauche ihrer Meinung nach noch eine Weile, bis der Brot-Haken in Schweich angekommen sei. Auch an diesem Morgen hat bislang ein Kunde einen Bon mit einer Wäscheklammer auf dem "Brot-Haken"-Schild, das auf der Theke steht, befestigt.
Sarah van den Waldenberg vom Schweicher Bioladen beobachtet, dass die Flyer rege mitgenommen werden. Sie bittet Felix sogar um Nachschub. Bislang habe aber niemand ein Brot mitgenommen. Aber die Spendenbox fülle sich. Offenbar profitieren am Ende viele von der Aktion, die innerhalb weniger Stunden ins Leben gerufen wurde.
Felix findet es "erfrischend", dass er was Praktisches im Religionsunterricht machen konnte. Auch aus pädagogischer Sicht ist das Projekt wohl gewinnbringend. "Man konnte Schule mal anders machen. Jeder konnte seine Kompetenzen einbringen", sagt Lehrer Christian Strupp. Ebenso ist Maria Schuh, Vorsitzende von Nachbar in Not, ganz angetan von dem Projekt. "Mir sind die Tränen gekommen, das ist gelebte Solidarität. Und es ist wichtig, dass Jugendliche sich mit dem Thema Armut auseinandersetzen", sagt sie. Der Verein kümmere sich zurzeit um 45 Schweicher Familien, die in Not sind. "Und wir kennen bei weitem nicht alle", sagt Schuh.

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