Zwei Händchen für Ästhetik

PFALZEL. Leo Dellwo lebt und arbeitet seit sieben Jahren in Pfalzel. In einem alten, liebevoll sanierten Bauernhaus geht er seiner Passion nach, Skulpturen und Plastiken aus Ton herzustellen.

Nach Pfalzel wollte der 66-Jährige schon immer. "Für mich ist Pfalzel der schönste Stadtteil von Trier", sagt Leo Dellwo aus Überzeugung. Alte Häuser, verwinkelte Straßen, gemütliche Atmosphäre - Leo Dellwo fühlt sich wohl im Stadtteil. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass er in der Residenzstraße 18 genau das machen kann, was für ihn vor über 20 Jahren durch Zufall zur Passion wurde: das Arbeiten mit Ton.Ausstellung mit anderen Künstlern

Von einem modernen Einfamilienhaus auf der Kenner Ley zog er in das alte Bauernhaus in Pfalzel. Etliche Umbauarbeiten machten aus dem Gebäude einen schmucken Blickfang, und aus der ausgebauten Scheune mit alten Fußboden-Steinplatten ihm - und seiner Frau - eine Werkstatt, in der er sich künstlerisch betätigen kann.Dass Dellwo zwei Händchen für Ästhetik hat, ist bei einem Gang durch das Haus unschwer zu erkennen: Das ausgefallene, aus Schlossereiresten geschmiedete Treppengeländer mit eingearbeiteten Glöckchen, die restaurierten Zimmertüren, die alten Original-Fußbodenfliesen. Dieses Ambiente scheint für Dellwo das richtige zu sein.Im Jahr 1997, als er nach Pfalzel zog, ging er als Stadtwerke-Werksleiter in Wittlich in Ruhestand. Seitdem hat er mehr Zeit, Skulpturen von Köpfen, menschlichen Körperteilen und abstrakten Formen anzufertigen. Knackpunkt in seinem Leben war ein Quiz in einer Radiosendung. Auf Initiative seiner Frau machte Dellwo dabei mit - und gewann einen Aufenthalt im Kunstzentrum Bosener Mühle. "Dort hatte ich zum ersten Mal Ton in der Hand, ein schönes Material", schwärmt er.Von da an hatte es ihn gepackt. "Ton kann man verändern, aufbauen, wegnehmen", zählt er die Vorzüge eines vielseitigen und unkomplizierten Werkstoffs auf. Wie er sein Arbeiten selbst bezeichnet? "Eher als bildhauerisches oder modellierendes Handwerk", erläutert der geborene Gusenburger. "Die Bezeichnung 'Töpfern' höre ich nicht so gern." Schließlich arbeitet er nicht mit einer Drehscheibe, sondern "baut seine Skulpturen auf". Dazu vollendet er mit den Händen und Werkzeugen wie Eisensägen die Form. Um sie dann auszuhöhlen, trocknen zu lassen und bei 1020 Grad im Ofen zu brennen. Wie Holzscheite stapeln sich die verschiedenfarbigen Zehn-Kilo-Ballen Ton im Hause Dellwo und warten auf ihre Verarbeitung.Was der Künstler dann mit dem Material macht, überlässt er seiner Fantasie. Formen reifen über Nacht oder dauern Wochen, bisweilen werden Ideen auch spontan umgesetzt.Etliche Studienkurse an der Europäischen Kunstakademie hat Dellwo besucht. Seit 1997 stellt er - mit anderen Künstlern - seine Werke aus. "Was nützt es, wenn sie im Keller stehen?", meint Dellwo. Sommertags ist die Kellertür weit geöffnet, dann kommen auch Touristen zu ihm. Und nicht nur dann erhält er Besuch, der ebenfalls eine Leidenschaft für Ton hat: seine Enkelkinder, die aus Kaiserslautern nach Pfalzel kommen. "Die sitzen dann hier an der Werkbank und sind mit Feuer und Flamme dabei", erzählt der Künstler. In der morgigen Ausgabe lesen Sie einen Artikel über den ehemaligen Splittergraben in Pfalzel. Das Bauwerk aus dem Zweiten Weltkrieg ist nur noch wenigen Pfalzelern bekannt.

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