Zwei machen Dreck, eine räumt auf

TRIER. Susanne Fröhlich und Constanze Kleis lasen in der Buchhandlung Interbook aus ihrem dritten Gemeinschaftsprojekt "Deutsch-Mann, Mann-Deutsch" und eroberten damit nicht nur das Humorzentrum der zahlreichen Frauen. Auch die Männer kamen ins Schmunzeln.

Das Konzept ist weder neu, noch spektakulär: Männer schreiben über Frauen, Frauen schreiben über Männer. Während amerikanische Autorenpaare langatmig und wiederholungsreich über Tücken des geschlechterspezifischen Einparkproblems sinnieren, lieben es Kleis und Fröhlich kurz und knackig. Und der 128-Seiten-Quickie lohnt sich. Selten waren Feldstudien über das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Männer derart strapaziös für die Bauch- und Gesichtsmuskeln. Doch die Buch-Vorstellung ist weit mehr als eine Lesung. Die Autorinnen beweisen Unterhaltungstalent, gepaart mit perfektem Gefühl für gutes Timing und füreinander - was wohl aus einer langjährigen Freundschaft der beiden Frauen resultiert, die nach zwei gemeinsam geschriebenen Romanen nun in einem Nachschlagewerk die Macken der Männer messerscharf und humorvoll in verschiedenen Themengebieten enttarnen. Nonverbales: Männer mutieren im Angesicht von Sitzgelegenheiten zu "Armlehnen-Okkupatoren", denen die Belagerung ebenso wichtig ist wie das regelmäßige manuelle Prüfprozedere, ob die Familienjuwelen noch an Ort und Stelle sitzen. Da könnte vermutlich sogar die Stewardess grottenhässlich sein, Hauptsache er ist der Herr über die Halteleiste. Thema "Krankheit": Männer beginnen ab einer Körpertemperatur von 36 Grad den Nachlass zu ordnen. Autofahren wird mit männlicher Begleitung zum Abenteuer, das selbst im Angesicht des Parkscheinautomaten nicht aufhört. "Angeblich habe immer ich den Schein. Ich müsste als Beweismaterial echt den Moment mit einem Polaroid festhalten, wenn er ihn einsteckt," unkt Fröhlich. Die Definition von "Haushalt" haben die Autorinnen aus dem eigenen Alltag übernommen: zwei Menschen verschmutzen, nur einer räumt auf. Dass auch Männer mit Hirn ihre Macken haben, plaudert Fröhlich aus dem persönlichen Ehe-Nähkästchen (verheiratet mit Kulturjournalist Gert Scobel) aus: "Auch intellektuelle Männer machen Dreck, das weiß ich aus eigener Erfahrung." In solchen Anekdoten geht die in Frankfurt geborene Fröhlich mit den dramatisch-dunkelroten Fingernägeln ("Constanze meinte, damit sähe ich aus wie aus der Addams-Familiy") auf. Ihr Entertainment-Talent ist unübersehbar: Auf der Mattscheibe in Formaten wie "Blond am Freitag", im HR3-Radio-Programm ("Ausgehspiel") oder eben live.Im Duo unschlagbar

Aber ohne Constanze Kleis wären die Rollenwechsel und geschlechtsspezifischen Dialoge unmöglich. Im Duo sind sie unschlagbar. Selbst merkwürdige Männerstatements perlen an ihnen ab wie Champagner am Glasrand: "Das sind doch alles alte Weisheiten, die sie hier verbreiten!" "Ja klar, es ändert sich ja auch nichts oder extrem wenig." Dennoch raten beide zum Schluss: "Schaffen sie sich ruhig ein solches Exemplar an. Schließlich vereinen sich - hoffentlich - nicht alle Macken in einem Mann, sondern nur Spurenelemente, und dann kann man viel Spaß mit ihnen haben!"

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