Zwei starke Frauen aus dem Orient

TRIER. Maral Mirzaei und Mina Helli sind zwei Iranerinnen, die vor vielen Jahren nach Deutschland kamen und hier eine neue Heimat fanden. Ihre Selbstständigkeit, Stärke und Selbstvertrauen haben sie an ihre Kinder weitergegeben.

Was macht eine Frau, die mit vier Kindern zwischen vier und 13 Jahren in ein Dorf in einem fremden Land zieht? Die nächste Stadt, in der sie einkaufen kann, ist 15 Kilometer entfernt. Sie hat kein Auto, mit dem öffentlichen Verkehrsnetz kommt sie nicht klar, da sie außer "Hallo" nichts versteht. Ein paar Tage später, die Kinder sind in der Schule, geht sie einfach zu Fuß los zum Einkaufen. 15 Kilometer hin und zurück.Der Traum vom eigenen Café

So machte Mina Helli ihre im wahrsten Sinne des Wortes ersten Schritte in Deutschland, nachdem sie im Oktober 1994 eingereist war. Es dauerte nicht lange, bis die Nachbarschaft in Schleid in der Eifel anfing, ihr unter die Arme zu greifen. Beim Einkaufen, bei der Erledigung verschiedener Formalitäten - immer, wenn Mina Helli Rat brauchte, fand sie Hilfe im Dorf. Deutsch lernte die offene und kontaktfreudige Frau beim gemeinsamen Kochen und Backen. Nach acht Monaten zog die Familie nach Bitburg um. Dort bildete Mina Helli sich zur Familienbetreuerin bei der Caritas weiter, wurde Schwesternhelferin und half bei der Versorgung alter und kranker Menschen. Als sie ihre Stelle in einem Bitburger Krankenhaus nach einigen Jahren verlor, gibt Mina Helli nicht auf: Im Oktober 2004 eröffnete sie ihr kleines Café "Friends" am Porta-Nigra-Platz in Trier. Reisgerichte, gemütliche Atmosphäre und die freundliche Art der frisch gebackenen Gastronomin lockten viele Kunden an. Die Kinder - inzwischen erwachsen - finden zu Hause immer noch Hilfe und Rückhalt. Alle Probleme werden besprochen, die Freude wird miteinander geteilt. Die Tochter Neda hat gerade ihren Abschluss in Sozialpädagogik an der Berufsfachschule gemacht und wohnt nicht mehr zu Hause. Der älteste Sohn Saied besucht die höhere Berufsfachschule. Der zweite Sohn Sijavasch macht seine Mittlere Reife an der Technischen Schule und der jüngste, Alex, ist Hauptschüler. Auch Maral Mirzaei hat in Trier mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen eine Heimat gefunden. 1987 kam die Familie nach Deutschland: Den Iran verließen sie wegen der innerländischen Revolten und des Krieges mit dem Nachbarland Irak. Eine schwierige Zeit für die ganze Familie - nur für den zwei Monate alten Arsalan war damals die Welt in Ordnung. Nach den üblichen Formalitäten blieben die Neuankömmlinge in Trier. Maral Mirzaei führte im Iran einen eigenen Friseurladen. In Deutschland konnte sie, da ihr die nötigen Papiere fehlten, allerdings nicht weiter in ihrem gelernten Beruf arbeiten. Sie begann eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, arbeitete in Verkaufsabteilungen verschiedener Firmen. Im Jahr 1993 trennte sie sich von ihrem Ehemann. Die Söhne unterstützten damals die Mutter, die zurzeit bei einer Reinigung beschäftigt ist. Dass sie in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten darf, schmerzt Maral Mirzaei noch immer. Doch mit der Liebe zu diesem Beruf hat sie ihre Kinder angesteckt - zwei Söhne sind Friseur-Meister, der jüngste, Arsalan, macht eine Ausbildung bei dem ältesten Bruder Ramin Raminforouz.Zwei Meister-Söhne

Ramin reiste als 16-Jähriger nach Deutschland ein und hatte nur ein Ziel vor Augen: Friseur-Meister zu werden. Nach dem Hauptschulabschluss ging er in die Lehre bei einem Trierer Friseur. Tatsächlich folgte der Gesellen- die Meisterprüfung. Seit 1996 führt er seinen eigenen Friseurladen in der Bruchhausenstraße, seit 2003 einen weiteren in der Neustraße. Der zweite Sohn Payman hat in Kaiserlautern einen Friseursalon eröffnet. Beide Familien sprechen genauso gut Deutsch wie Iranisch. Sie hören iranische Musik und sehen iranische Filme - Menschen, die ihre Wurzeln nicht vergessen und doch in Trier eine neue Heimat gefunden haben.

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