Zwei Umzüge und ein Standortproblem

Trier · In zwei der größten Gebäude Triers kommt Bewegung: Die Staatsanwaltschaft zieht Mitte Oktober vom Irminenfreihof in die ehemalige Bahndirektion am Balduinbrunnen. Neuer Nachbar des Verwaltungsgerichts am Irminenfreihof 10 wird die Fachhochschule, die gerne das komplette Gebäude belegen würde.

Trier. Wenn alles klappt wie geplant, dann arbeitet die Staatsanwaltschaft Trier in zwei Monaten am neuen Standort. "Der Umzug soll am 13. Oktober starten und binnen vier Tagen einschließlich des Wochenendes über die Bühne gehen", kündigt der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer an. "Eine gewisse Freude" über den bevorstehenden Ortswechsel mag der 54-Jährige nicht verhehlen: "Am Irminenfreihof sind wir leider nicht angemessen untergebracht. Wir arbeiten unter sehr beengten Verhältnissen. Außerdem fehlen Archivflächen."
Daran wird es in der ehemaligen Bahndirektion nicht mangeln. Die 95 Beschäftigten der Staatsanwaltschaft werden die beiden oberen Geschosse beziehen; zum Lagern von Akten stehen geräumige Kellerflächen zur Verfügung. Alles in allem fast 4000 Quadratmeter. Damit ist die Staatsanwaltschaft größter Einzelnutzer in Triers größtem Bürohaus (10 000 Quadratmeter). Nachbarn sind unter anderem das Mehrgenerationenhaus mit dem Verein Nestwärme, zwei Fortbildungseinrichtungen, der Verein Palais e. V. sowie die SPD-Regionalgeschäftsstelle.
Novum: Erstmals ist die Anklagebehörde nicht in einer landeseigenen Immobilie untergebracht. Die einstige Bahndirektion gehört seit 2006 dem Trierer Immobilien-Riesen Triwo AG, der sich zugunsten des neuen Mieters von seinen ursprünglichen Luxuswohnungsbau-Plänen verabschiedet hat. Darüber freut sich auch das Denkmalamt, das nun nicht die Loggien und Balkone in Dächern hinnehmen muss, die zu bauen nach einem anderthalbjährigen Rechtsstreit das Verwaltungsgericht der Triwo erlaubt hatte (der TV berichtete).
Laut Triwo-Vorstand Peter Adrian (54) ist die Umnutzung der fast 90 Jahre alten Ex-Bahn-immobilie "so gut wie abgeschlossen. Es sind nur noch einige kleinere Büroflächen frei". Positiv fürs Stadtbild: Der von außen muffig-trist wirkende Komplex erhält bald einen neuen, freundlichen Fassadenanstrich.
Im Justizgebäude am Irminenfreihof, 1961 als Finanzamt erbaut, wird nach dem Auszug der Staatsanwaltschaft die Fachhochschule (FH) Trier neuer Nachbar des Verwaltungsgerichts. Das erklärte gestern der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) auf TV-Anfrage.
FH will gesamtes Gebäude


FH-Präsident Jörg Wallmeier (63) findet diese Co-Nutzungs-Lösung nicht sehr glücklich: "Wir möchten die Fachrichtung Architektur in diesem Gebäude unterbringen. Dazu benötigen wir es aber in Gänze." Also auch die Flächen in den beiden unteren Geschossen, auf denen sich derzeit die Sitzungssäle und Büros des Verwaltungsgerichts (27 Mitarbeiter) befinden.
Die FH will sinnvollerweise alle bislang über drei Standorte (Schneidershof, Paulusplatz, Irminenfreihof) verteilten sechs Gestaltungs-Fachrichtungen in der City zusammenführen. Was aber bei dem derzeitigen Stand der Dinge nicht realisierbar ist. Wallmeier: "Solange sich das Verwaltungsgericht am Irminenfreihof 10 befindet, müssen viele Gestalter auf dem Schneidershof bleiben - was nicht nur wegen der schwierigen Verkehrsverhältnisse auf der Bitburger Straße eine große Belastung bedeutet."
Laut LBB aber gibt es "derzeit keine Überlegungen bezüglich eines Standortwechsels des Verwaltungsgerichts". Auch Gerichtspräsident Georg Schmidt (54) geht davon aus, "dass wir am Irminenfreihof bleiben. Mir ist nichts Gegenteiliges bekannt." Das in den vergangenen zwei Jahren kursierende Gerücht, aus dem ehemaligen Finanzamt am Irminenfreihof könnte ein reines Gerichtsgebäude werden, ist nun endgültig gegenstandslos. Die zentrale Voraussetzung - der Auszug der Staatsanwaltschaft - wird zwar erfüllt. Da aber die Fachhochschule die frei werdenden Räume nutzen wird, sind das Sozialgericht und das Arbeitsgericht als vermeintlich potenzielle Nachbarn des Verwaltungsgerichts aus dem Rennen. Sie bleiben weiterhin im Justizgebäude Dietrichstraße 13 (Höhe Nikolaus-Koch-Platz). rm.

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