Zweite Saison ohne Dach

Erst Ende Oktober beginnt in der Trierer Eislaufhalle die Saison. Denn bislang war die Sonne noch zu stark, um in der dachlosen Halle die Eisfläche aufbereiten zu können. Trierer Vereine wollen mit Benefizaktionen selbst für die Dachsanierung sorgen.

 Was tun ohne Dach? Wolfgang Kinzig vom ESC Trier ruft zu Spenden auf. TV-Foto: Klaus Kimmling

Was tun ohne Dach? Wolfgang Kinzig vom ESC Trier ruft zu Spenden auf. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Eigentlich wollte der Eissportclub Trier (ESC) am 1. November die Konkurrenz aus Bitburg zum ersten Ligaspiel der Saison empfangen. "Aber wir können uns ja gar nicht vorbereiten", klagt ESC-Vorsitzender Wolfgang Kinzig. Denn im Trierer Eisstadion fehlt das Eis. Statt Anfang Oktober soll die Halle erst "voraussichtlich Ende des Monats" öffnen, erklärt das städtische Sportamt auf TV-Anfrage. Wegen hoher Temperaturen und Sonneneinstrahlung sei das Herstellen der Eisfläche bislang unmöglich gewesen.

Aderlass beim Eishockey-Nachwuchs



Dabei hatte der ESC gehofft, nach zwei Auszeiten diesmal wieder in der Rheinlandliga starten zu können. Denn als die Trierer Eissporthalle in der Diedenhofener Straße im November 2007 kurzfristig wegen erheblicher Sicherheitsmängel in der Dachkonstruktion geschlossen wurde, musste der Verein seine erste Mannschaft aus dem Ligabetrieb abmelden. Mit einer Seilkonstruktion wurde das Dach gesichert, die Halle öffnete wieder. Doch im Herbst 2008 musste das gesamte Dach runter.

"Mittlerweile haben sich 40 bis 50 Kinder und Jugendliche wegen der schlechten Trainingsbedingungen abgemeldet", sagt Kinzig. Von ehemals vier Nachwuchsmannschaften sind noch insgesamt 20 Kinder und Jugendliche übrig. Denn die Eisfläche ist abends zwar mit Flutlicht beleuchtet, bei Regen muss das Training aber ausfallen. Auch Schulklassen und andere Nutzer hält das Witterungsrisiko vom Besuch der Halle ab, die bis 2007 jährlich 35 000 Besucher lockte.

Außer dem ESC gibt es in Trier noch den Eishockeyverein "Plätt Devils" mit einer Herren- und einer Damenmannschaft. "Aber die sind mittlerweile nach Dillingen ausgewichen. Um dort zu trainieren, nehmen sie nicht nur 70 Kilometer Fahrt, sondern auch 160 Euro pro Trainingsstunde Nutzungsgebühr in Kauf", sagt Kinzig.

Die Trierer Eiskunstläufer trainieren schon seit Längerem in Bitburg. "Dass wir auch noch in Bitburg trainieren, ist nicht möglich, weil die Halle sehr stark belegt ist und es kaum freie Trainingszeiten gibt", bedauert Kinzig.

Um den Vereinen entgegenzukommen, verzichtet die Stadt in dieser Saison auf die sonst übliche Eismiete. Eismeisterraum, Kiosk, Beschallungsanlage sowie die Spieler- und Strafbänke wurden mit regensicheren Überdachungen ausgestattet. Die Holzbande um die Eisfläche und die Sitzbänke im Tribünenbereich wurden mit Schutzlasuren angestrichen, um sie vorm Verrotten zu schützen. "Der Gesamtzustand der Halle leidet trotzdem darunter, dass das Dach fehlt", sagt Kinzig.

Nachdem die Landesregierung die Sanierung der Halle von der Trierer Wunschliste für das Konjunkturpaket II gestrichen hat, ist keine Lösung in Sicht. Weil Oberbürgermeister Klaus Jensen 67 Millionen Euro Miese im städtischen Haushalt erwartet, ist das für die 1979 gebaute Halle vorgesehene Geld dem Rotstift zum Opfer gefallen. ESC, "Plätt Devils" und Eiskunstlaufverein haben mit dem Förderverein "Eis Friends" eine Initiative gestartet (siehe Extra). EXTRA "Rettet die Eishalle": Sponsoren können für 60 Euro einen Quadratmeter des avisierten neuen Hallendachs "kaufen". Die Namen der Spender werden auf einer Tafel verewigt. "Knapp 80 Quadratmeter sind schon verkauft, hauptsächlich an Vereinsmitglieder", sagt Wolfgang Kinzig. Weiteres Geld soll bei Benefizkonzerten und Sammelaktionen zusammenkommen. Denn selbst, wenn der Verein sämtliche 2200 Dach-Quadratmeter los wird, kommen so nur 132 000 Euro zusammen. Die einfachste Satteldachkonstruktion ist erst für 350 000 Euro zu haben. (woc) Infos: www.eissporthalle-trier.de

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