Zwischen Hoffen und Bangen

Nach seiner Wahlschlappe beim Parteitag der Trierer FDP hat Karl-Josef Gilles Gespräche über ein mögliches Ampel-Bündnis im Stadtrat begrüßt. Gleichzeitig kritisierte er "hinterhältige Reaktionen" junger Liberaler. Einen möglichen Austritt aus der Stadtratsfraktion hält sich Gilles offen.

Trier. (cus) Der turbulente FDP-Kreisparteitag vom Freitagabend wirkt nach. Zwar kündigten SPD, Grüne und Liberale unverdrossen Bündnis-Verhandlungen an (der TV berichtete), vorangegangen war ein entsprechendes Votum des neuen FDP-Vorstands. Doch die künftige Rolle von Karl-Josef Gilles ist völlig unklar. 16:16 Stimmen bei der Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden ohne Gegenkandidaten - der Stachel der Enttäuschung bei Gilles sitzt tief.

Im Gespräch mit dem TV begrüßt der 59-Jährige zwar grundsätzlich die Bündnis-Verhandlungen. Entscheidend seien allerdings die Ergebnisse, die dabei herauskämen. Dem beim Parteitag wiedergewählten FDP-Kreisvorsitzenden und Fraktionschef Thomas Egger (39) versicherte Gilles seine Loyalität. "Enttäuscht bin ich allerdings vom Verhalten einzelner Parteimitglieder, insbesondere einiger junger Liberaler. Hinterhältige Reaktionen helfen niemandem weiter", kommentierte Gilles sein Wahlergebnis, vor dem kein kritisches Wort gefallen war.

Träte Gilles aus der Fraktion aus, käme ein Ampel-Bündnis nur noch auf 28 von 56 Ratsmandaten. Sein Ratsmandat will er jedenfalls behalten, zur Not als Einzelkämpfer oder sogar als Mitglied einer anderen Fraktion. Die neuste Variante: Wenn Egger demnächst zum Wirtschaftsdezernenten gewählt würde, bräuchte die FDP einen neuen Fraktionschef. Und diese Rolle könnte ausgerechnet Karl-Josef Gilles zufallen.

Meinung

Sommertheater geht weiter

Wer geglaubt hat, mit dem Abend der Kommunalwahl sei in Trier alles gelaufen, irrt sich gewaltig. Denn das Wahlergebnis birgt zwar verschiedene Optionen neuer Mehrheiten, allerdings jeweils nur denkbar knapp oder mit gewagtem politischen Spagat. Wenn es sich eine Partei wie die FDP dann noch selbst unnötig schwer macht und einen Leistungsträger demontiert, schlagen die Wogen umso höher. Ob wie von Gilles vermutet der aufstrebende Parteinachwuchs dahinter steckt oder nicht: Die künftige Rolle des 59-Jährigen muss so zügig wie eindeutig geklärt werden. Ein Wirtschaftsdezernent Egger bräuchte einen Nachfolger als Fraktionschef. Dafür sind die FDP-Neulinge im Rat schwer vorstellbar. Über viel Erfahrung verfügt nur Gilles. m.hormes@volksfreund.deZUR PERSON Karl-Josef Gilles trat 1999 in die CDU ein. 2004 zog er für die FDP in den Stadtrat ein, ebenso 2009. 2007 scheiterte Gilles bei der Urwahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Neumagen-Drohn an Christiane Horsch (CDU). Der 59-Jährige ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Rheinischen Landesmuseum Trier. (cus)

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