Zwischen Scherben und Schmodder

Sie putzt das Klo am Hauptmarkt, damit Gäste auch auf dem stillen Örtchen einen guten Eindruck von der Stadt haben. Er achtet in der Basilika darauf, dass nicht Touristen in Badekleidung die Andacht stören. Hunderte von Trierern arbeiten gerade in den Sommermonaten jeden Tag dafür, Tausenden von Gästen einen schönen Urlaub zu ermöglichen. Ihnen widmet der TV eine Serie.

 Georg Dietz, Mitarbeiter des Grünflächenamts, bei der Arbeit. Im Sommer wird der Trierer Palastgarten fast täglich gereinigt. TV-Foto: Dorothee Quaré

Georg Dietz, Mitarbeiter des Grünflächenamts, bei der Arbeit. Im Sommer wird der Trierer Palastgarten fast täglich gereinigt. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Touristen wie Einheimische sollen bei Spaziergängen im Palastgarten nicht in Glasscherben treten oder über Müll steigen müssen: Das ist die Mission von Georg Dietz. Der Mitarbeiter des Grünflächenamts befreit den Park regelmäßig von Unrat.

Noch liegt sie still in der frischen Morgenluft, die Liegewiese im Palastgarten. Hier und da sind helle Häufchen zu erkennen, die Mülltonnen quellen über: Arbeit für Georg Dietz. Der Mitarbeiter des städtischen Grünflächenamts ist zuständig für die Pflege öffentlicher Anlagen in der Innenstadt, in Trier-Süd und in Mariahof. Zu seinen Aufgaben gehören neben dem Müllentsorgen auch Mäh- und Gießarbeiten sowie die Reinigung und Wartung von Brunnen. Arbeitsbeginn: morgens kurz nach sieben.

Systematisch arbeitet sich Georg Dietz mit seinem Mitarbeiter, einem Ein-Euro-Jobber, in Richtung Kaiserthermen vor. "Nach dem Wochenende ist die Vermüllung oft extrem, ein Problem ist vor allem der Glasbruch", sagt er. Spritzen finde er in den vergangenen Jahren seltener. Im Sommer werde der Palastgarten durch das Grünflächenamt dreimal in der Woche gereinigt, die Wege würden vom Stadtreinigungsamt mit einer Kehrmaschine abgefahren, berichtet Dietz' Vorgesetzter Michael Feiten. Am Wochenende und an Feiertagen komme im Sommer zusätzlich der Bürgerservice zum Einsatz: "Das sind immense Kosten, die da anfallen." 3,94 Millionen Euro werden dieses Jahr für die Straßenreinigung in Trier veranschlagt, wie Stadtsprecher Ralf Frühauf sagt. "Aufwendungen für Parkanlagen werden nicht gesondert erfasst."

Der Gestank vertreibt den Appetit



"Wenn wenigstens die Behältnisse angenommen werden, können wir damit leben", meint Michael Feiten. Das ist allerdings nicht immer leicht: Je nach Art des Mülls - etwa bei Essensresten oder Windeln - ist der Gestank im Sommer so intensiv, dass Georg Dietz beim Aufladen der Appetit vergeht: "Wir haben das ja offen auf dem Wagen." Weggeworfene Lebensmittel sieht er nicht gern. "Das tut mir weh, es gibt ja genug arme Leute auch in Deutschland."

Aufgewachsen ist Georg Dietz in Trier-Nord, hinter dem Stadion. "Die Tennisanlagen und die Mosel waren für mich ein riesiger Spielplatz", erinnert er sich. "Meine Kindheit konnte ich abenteuerlich ausleben, ich habe Baumhüttchen und Sandhöhlen gebaut, es war wunderschön. Mit einem selbst gebastelten Floß hab ich Freunde in Biewer besucht." Im Gegensatz zu heute habe Alkohol bei den Jugendlichen kaum eine Rolle gespielt: "Es ging uns um gute Freundschaften." Auch Tennis habe er gern und erfolgreich gespielt. Nach Abschluss der Schule machte Georg Dietz eine Ausbildung als Bäcker, arbeitete zuletzt mehrere Jahre in Ober emmel. Als sein Meister nach einigen Jahren in Rente ging, beschloss er, einen Neuanfang zu wagen, und bewarb sich spontan auf eine Anzeige des Grünflächenamts in der Rathauszeitung. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie mich nehmen, aber im August 1998 konnte ich anfangen", berichtet der 47-Jährige lachend. Im Großen und Ganzen macht er die Arbeit gern. "Was sollten zum Beispiel japanische Touristen denken, wenn Trier nicht sauber wäre?", meint Georg Dietz. Dies sehen offenbar auch viele Einheimische so: "Oft sagen uns die Leute: ,Finden wir super, dass ihr das macht!'"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort