Zwölf Millionen Euro für acht Minuten: Bauarbeiten für neue Feuerwache im Trierer Hafen

Trier · Die Erdarbeiten des mit großem Abstand teuersten öffentlichen Trierer Bauprojekts der letzten Jahre haben begonnen. Das zwölf Millionen Euro teure Brand- und Katastrophenschutzzentrum in Ehrang soll im ersten Halbjahr 2016 fertig werden. Auch das Technische Hilfswerk will 2015 im Hafen neu bauen.

Trier. Die Bagger rollen, die Hochbauarbeiten werden laut Mitteilung des städtischen Presseamts im März folgen. Der Neubau einer zweiten Wache für die Trie rer Berufsfeuerwehr soll ein grundsätzliches Problem der Brandbekämpfer lösen: die Einsatzfrist von acht Minuten.

Das Problem: Spätestens acht Minuten nach dem Alarm soll die Feuerwehr am Brand- oder Unfallort sein - so steht es in der Feuerwehrverordnung Rheinland-Pfalz. Doch in Trier sieht die Situation anders aus. 25 000 Menschen in den Höhenstadtteilen und an den Stadträndern leben zu weit weg von der alten Hauptwache am Barbaraufer. Ihre Häuser, Geschäfte, Firmen und Einrichtungen können nicht innerhalb von acht Minuten erreicht werden.
Die Lösung: Ein Neubau am Trierer Hafen soll die Feuerwehr in die Lage versetzen, die acht Minuten einzuhalten. Auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerks in Ehrang wird das seit vielen Jahren größte öffentliche Bauprojekt der Stadt Trier entstehen. 12,6 Millionen Euro wird das Brand- und Katastrophenschutzzentrum mit einer zweiten Wache für die Berufsfeuerwehr kosten. Der Stadtrat hat diesen Bau bereits im November 2012 beschlossen und wenige Tage später zusammen mit Innenminister Roger Lewentz einen symbolischen Spatenstich gefeiert. Doch erst jetzt beginnen die Bauarbeiten, denn das Projekt musste viele Hürden nehmen.

Der Konflikt: Der Stadtvorstand wurde vom Architektur- und Städtebaubeirat hart kritisiert, der sich von der Verwaltung komplett übergangen fühlte. Der Tenor der Kritik: Die Stadt lässt uns als Beirat bei privaten Bauvorhaben Qualitätskriterien einfordern, umgeht uns aber bei ihrem eigenen Großprojekt. Der Beirat forderte außerdem einen Architektenwettbewerb. Feuerwehrdezernent Thomas Egger reagierte auf diese Kritik und legte schließlich den Plan vor, die Architekturleistungen für das Brand- und Katastrophenschutzzentrum europaweit auszuschreiben und dann drei Büros zur Präsentation eines Vorentwurfs einzuladen. Dieser muss sich an den verwaltungsinternen Regelentwurf und natürlich auch an das Projektbudget halten.

Der Zeitplan: All diese Schritte bewirkten eine Verzögerung des ursprünglichen Zeitplans. Die Fertigstellung des Brand- und Katastrophenschutzzentrums wurde zuerst für 2014 angekündigt, dann auf Herbst 2015 verschoben. Die dritte Verschiebung soll die letzte sein: "Die Wache soll im ersten Halbjahr 2016 in Betrieb genommen werden", sagt Ralf Frühauf vom Trierer Presseamt auf Anfrage des TV.

Die Kosten: Aus derzeitiger Sicht werde der ursprünglich geplante und beschlossene Investitionsrahmen eingehalten, sagt Frühauf. Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich mit fünf Millionen Euro. Im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt Trier, der kurz vor seiner Abstimmung steht, ist das Brand- und Katastrophenschutzzentrum mit 7,1 Millionen Euro gelistet.
Das zweite Projekt: Aus dem Neubau im Trierer Hafen könnte ein Doppelprojekt werden. Auch das Technische Hilfswerk (THW) will dort einen neuen Stützpunkt errichten. "Direkt bei der Feuerwehr", bestätigt Werner Vogt, der THW-Landesbeauftragte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. "Diese Entscheidung ist verbindlich, die Beschlüsse sind gefasst."
Das neue Gebäude, das vollkommen separat von der Feuerwache geplant, gebaut und finanziert wird, soll eine Fahrzeughalle, Räume für den Ortsverband Trier und eine Geschäftsstelle umfassen. "Der Bau kann in diesem Jahr beginnen", erläutert Vogt. "Der Vertrag steht, ist aber noch nicht unterschrieben." Eine rechtliche Prüfung stehe noch aus.
Möglich wird das neue Zentrum durch ein Sonderbauprogramm für das THW, das der Haushaltsausschuss des Bundestages im November beschlossen hat. Bis 2018 soll dieses Programm bundesweit 23 Millionen Euro für Sanierungen und Neubauprojekte ausschütten.Extra

Die Stadt Trier ist gesetzlich verpflichtet, eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten und mit den erforderlichen Gebäuden und Einrichtungen auszustatten. Die Stadt muss demnach dafür sorgen, dass die Feuerwehr die Einsatzfrist von acht Minuten einhalten kann. Doch die Lage der Hauptwache am Barbara ufer lässt das oft nicht zu. Außerdem ist das 60 Jahre alte und sehr marode Gebäude absolut kein modernes Zentrum der Brandbekämpfung, dessen Zustand den möglichen Katastrophen und Gefahren einer Großstadt gerecht wird. Einen Neubau der alten Wache kann sich die Stadt zurzeit nicht leisten, doch Diskussionen über einen neuen Standort gibt es bereits seit Jahren. Schon 2013 hat die Verwaltung eine Standortanalyse vorgelegt, in der das Gelände zwischen dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und der Kleingartenanlage Trier-Ost an den Straßen Spitzmühle und Metzer Allee als geeigneter Platz für den Bau einer neuen Hauptwache der Berufsfeuerwehr Trier genannt wird. Dieses Areal biete genug Raum und ermögliche schnelle Einsatzzeiten auch in den Höhenstadtteilen. jp

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