1,7 Millionen für Toni-Chorus-Halle

Trier · Statt der bislang geschätzten 900 000 Euro kostet die Sanierung der maroden Toni-Chorus-Sporthalle rund 1,7 Millionen Euro. Wann und ob die Halle allerdings überhaupt saniert wird, steht noch in den Sternen. Ein ähnliches Schicksal könnte weiteren Trierer Sportstätten drohen.

Trier. 37 Stunden Schulsport finden pro Woche in der Toni-Chorus-Halle statt. Dazu kommt das Training von 21 Sportgruppen des Postsport Vereins (PST) - vom Judo übers Kinderturnen bis zum American Football.
Doch die in den 1960er Jahren gebaute Halle ist mittlerweile so marode, dass ihre Schließung droht. Ob das Aus für die Halle tatsächlich schon dieses oder nächstes Jahr bevorstehen könnte, wollte die SPD bei der jüngsten Stadtratssitzung von Sportdezernentin Angelika Birk wissen. Deren Antwort fiel vage aus: "Kurzfristig sind umfangreiche Dachabdichtungs- und Klempnerarbeiten sowie die Erneuerung der Fenster- und Türanlagen dringend erforderlich."
Zumindest Dach, Fenster und Türen müssten "zeitnah" erneuert werden, heißt es auch in dem Gutachten, das der PST, dem die Halle gehört, bei einem Architekten in Auftrag gegeben hat. Sollte das nicht passieren, müsse "in naher Zukunft" mit der Schließung der Halle gerechnet werden, schreibt der Architekt.
Kurzfristig, zeitnah, in naher Zukunft: Was das konkret für die Hunderten PSTler, die in der Halle trainieren, und die rund 800 Schüler, die dort Sportunterricht haben, bedeutet, weiß auch PST-Geschäftsführerin Hiltrud Schilz nicht: "Ob da ein Zeitraum von wenigen Wochen oder mehreren Monaten gemeint ist, ist ungewiss." Einen Plan B hat der PST nicht: "Die anderen Sporthallen der Stadt sind so stark belegt, dass wir da keine Ausweichmöglichkeit finden werden", sagt Schilz.
Im September hatte der städtische Sportausschuss beschlossen, der Umwandlung des Irscher Fußballplatzes in eine Kunstrasenanlage den Vorzug vor der Sanierung der Toni-Chorus-Halle zu geben (der TV berichtete). Im Entwurf des städtischen Haushalts für die Jahre 2013 und 2014, den Oberbürgermeister Klaus Jensen diese Woche veröffentlicht hat, ist daher auch nicht ein Euro für die Hallensanierung eingeplant. Noch wenige Wochen Zeit haben Sportausschuss und Stadtrat, das zu ändern und statt des Kunstrasenplatzes (rund 800 000 Euro Baukosten) die Toni-Chorus-Halle in den Haushaltsplan aufzunehmen. Bis zum 11. November muss beim Land das bevorzugte Sanierungsobjekt angemeldet werden. Dass Mainz beide Projekte bezuschusst, ist mehr als unwahrscheinlich.
Warum die noch im September mit 900 000 Euro bezifferten Sanierungskosten für die Toni-Chorus-Halle auf 1,7 Millionen Euro gestiegen sind, erklärt PST-Geschäftsführerin Schilz: "Wir hatten die Sanierung der Halle bereits 2008 bei der Stadt beantragt. Damals hatte ein Vereinsmitglied und Diplom-Ingenieur die Kosten grob auf 900 000 Euro geschätzt. Aber seitdem sind die Bauschäden natürlich größer geworden und die allgemeinen Kosten gestiegen." Das neue Gutachten hat der PST im Frühjahr in Auftrag gegeben, das Ergebnis liegt erst seit kurzem vor.Extra

Die SPD-Fraktion wollte in der Stadtratssitzung von Dezernentin Birk außerdem wissen, welche Trierer Sporthallen außerdem Bauschäden haben, die in den nächsten Jahren behoben werden müssen. Die Antwort Birks: "Bei einem großen Teil der städtischen Sporthallen besteht erheblicher Sanierungsbedarf. Neben Generalsanierungen sind Fassadenerneuerungen und Betonsanierungen in einigen Turnhallen erforderlich. In anderen Turnhallen müssen beispielsweise Dächer saniert und Böden erneuert werden." Welche Hallen genau betroffen sind und wie hoch die Baukosten sind, die auf die Stadt zukommen, konnte Birk nicht sagen. Dass es bislang keine detaillierteren Aufstellungen von Sanierungsbedarf und Kosten gibt, hängt laut Birk auch damit zusammen, dass "die Priorität der Sanierung unserer Schulen gilt - für die Hallen wäre ohnehin kein Geld da." woc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort