260 Kilo Drogen für Hells Angels in Trier: Angeklagter legt Teilgeständnis ab

Trier · Ein 52-Jähriger hat am Landgericht Trier gestanden, jahrelang im großen Stil Haschisch und Marihuana aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert zu haben. Empfänger sollen unter anderem Mitglieder des Rockerclubs Hells Angels Trier gewesen sein.

Es gibt Angeklagte, die gar nichts sagen. Und manche, bei denen das Gericht mühsam nachfragen muss. Der 52-jährige Niederländer, der am Montag vor der Dritten Großen Strafkammer aussagt, läuft hingegen regelrecht heiß und legt eine Lebensbeichte ab.

Drogenkonsum: Nach eigener Aussage fängt der Angeklagte mit 13 an zu kiffen. Später raucht er 200 bis 300 Wasserpfeifen mit Haschisch pro Tag. Mit 23 verfällt er dem Alkohol, trinkt täglich fast eine Kiste Bier.

Drogenhandel: Der Bauingenieur arbeitet mal als Angestellter, mal als Selbstständiger oder gar nicht. Zusätzlich vertreibt er - in den Niederlanden legal - Cannabisprodukte. Sein Vergehen: Er schmuggelt Drogen nach Deutschland. Kuriere verstecken den Stoff meist im doppelten Kofferraumboden. "Ich wusste, dass das verboten ist. Aber ich habe darauf vertraut, dass die Niederlande keine Händler an Deutschland ausliefern." Als sich diese Praxis zu ändern drohte, habe er den Export eingestellt.

Hells Angels: Zu seinen Kunden in Deutschland gehörten 2001 laut Anklageschrift auch Mitglieder des damaligen Motorradclubs Hells Angels, Charter (Ortsgruppe) Trier. Das Charter ist wegen krimineller Machenschaften längst aufgelöst worden, doch die Details lassen noch heute aufhorchen. So sollen Clubmitglieder bei dem 52-Jährigen 500 Kilo Haschisch bestellt haben. Das Megageschäft kam zwar nicht zustande. Doch später soll der Niederländer mehrfach Haschisch oder Marihuana nach Trier geliefert haben, insgesamt 260 Kilo.

Verhaftungen: 2002 wird er in den Niederlanden erstmals verhaftet und verbringt 16 Tage im Gefängnis. 2010 folgt die zweite Verhaftung, diesmal für 30 Tage. "Danach b in ich abgetaucht, denn ich wollte nicht nach Deutschland ausgeliefert werden." Im Dezember 2014 stellt er sich den Behörden, da er an einer schweren, je nach Ausmaß tödlichen Krankheit leidet. Seit Juni 2015 wartet er in deutscher Untersuchungshaft auf seinen Prozess.

159 Fälle: Allein das Verlesen der 159 Anklagepunkte durch Oberstaatsanwalt Wolfgang Bohnen dauert über eine halbe Stunde. "Etwa ein Drittel der Fälle stimmt", sagt der Angeklagte. "Mit den anderen Dingen habe ich nichts zu tun." Punkt für Punkt geht Vorsitzender Richter Armin Hardt die Anklageschrift durch. Bestätigungen oder Dementi werden jeweils notiert. Das Gericht wird später entscheiden, ob einzelne bestrittene Vorwürfe in die Beweisaufnahme kommen oder eingestellt werden.

Die Aussichten: Die angeklagten Verbrechen verjähren erst nach 25 Jahren. Nach einer möglichen Verurteilung würde der 52-Jährige an die Niederlande ausgeliefert, wo seine Strafe voraussichtlich in eine wesentlich mildere umgewandelt würde. Die Verhandlung am Landgericht Trier geht am Dienstag, 22. Dezember, weiter.

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