36-Jähriger gibt Missbrauch eines Elfjährigen zu

Trier · Das Trierer Landgericht hat einen 36-jährigen Schreiner aus dem Hochwald wegen sexuellen Missbrauchs zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Zuvor hatte er vor dem Trierer Landgericht gestanden, einen elfjährigen Jungen übers Internet gedrängt zu haben, Nacktfotos von sich zu machen und sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Er gab auch zu, sich mit dem Jungen getroffen und ihn dabei zwei Mal missbraucht zu haben.


Es dauert über zwei Stunden, bis er das sagt, was ohnehin schon alle im Gerichtssaal vermuten: Er habe im Juni vergangenen Jahres einen Zwölfjährigen aus dem Kreis Trier-Saarburg missbraucht und ihn zuvor über ein Jahr lang im Internet dazu gedrängt, eindeutige Fotos von sich zu machen und sie ihm zu schicken. Dem späten Geständnis sind eindringliche Appelle des Vorsitzenden Richters Albrecht Keimburg vorausgegangen, die Wahrheit zu sagen. Keimburg: „Die Beweislage ist erdrückend.“ Und der Angeklagte hat immer wieder Gespräche mit seinem Verteidiger Christian Kruchten geführt, der ihn zu überzeugen versucht, die Taten einzuräumen.

Doch der 36-jährige Schreiner, der bereits wegen ähnlicher Taten vorbestraft ist, hat zunächst immer wieder behauptet, der Junge habe ihm von sich aus die Fotos geschickt und den Kontakt mit dem über 20 Jahre älteren Mann übers Internet gesucht. Erst als Kruchten droht, die Verteidigung abzugeben, weil er seinem Mandanten nicht glaube, und kurz bevor der vor dem Gerichtssaal wartende, mittlerweile 13-jährige Junge vernommen werden soll, gesteht der aus dem Hochwald stammende Mann alles. „Ich brauche Hilfe, ich habe Angst vor mir selber“, sagt er. Er räumt ein, pädophil zu sein und übers Internet gezielt Kontakt zu Jungen gesucht zu haben.

Mit mehr als 30 Kindern, darunter wohl auch etlichen Klassenkameraden des Jungen, habe er auf verschiedenen Internetplattformen in Kontakt gestanden und sie in Mails und Chats zu sexuellen Handlungen aufgefordert. Laut Staatsanwältin Kristina Speicher ist das kein Einzelfall. Immer öfter suchten Männer in der Anonymität des Internets gezielt sexuellen Kontakt zu Kindern. Vom Amtsgericht Hermeskeil ist der 36-Jährige im vergangenen Jahr deswegen zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Kurz nach dem Urteil hat er sich mit dem Jungen getroffen und ihn im Wald und in einer öffentlichen Toilette missbraucht. Aufgeflogen ist der über ein Jahr dauernde Internetkontakt zu dem Jungen, als im Rahmen des Hermeskeiler Verfahrens die Wohnung des Mannes und seines mittlerweile von ihm getrennt lebenden Partners von der Polizei durchsucht wird und dabei nicht nur Tausende Kinderpornos auf seinem Computer gefunden werden, sondern auch Bilder, Filme und die Adresse des Jungen aus Trier-Saarburg. Seitdem sitzt der 36-Jährige in Untersuchungshaft. Ihr Sohn sei ein Jahr „völlig von der Rolle gewesen“, sagt die Mutter vor Gericht aus. Er leide noch heute, sei in Behandlung. „Sie haben sich in die Welt des Jungen reingeschlichen“, wirft die Anwältin des Jungen, Ruth Streit, dem Angeklagten vor. Er habe den Jungen über ein Jahr „ferngesteuert“, sagt Richter Albrecht Keimburg später in seiner Urteilsbegründung. Die psychiatrische Gutachterin bescheinigt dem Mann eine auf Jungen bezogene Pädophilie. „Die werden Sie nicht los, Sie werden sie bis zum Tod mit sich tragen“, macht sie dem Mann klar. Trotzdem sind die Voraussetzungen für die Unterbringung in einer Psychiatrie nicht gegeben.

Das Urteil lautet schließlich auf viereinhalb Jahre Haft. Das Gericht bleibt damit deutlich unter dem möglichen Strafmaß von bis zu zehn Jahren und zwei Monaten, wie es die Staatsanwältin gefordert hat. Verteidiger Kruchten hat zuvor eine dreieinhalbjährige Haftstrafe beantragt. Angeklagter wie Staatsanwältin akzeptieren das Urteil noch im Gerichtssaal. Es ist damit rechtskräftig.

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