36 Jahre am Blaulicht

TRIER. (ald) Nach 36 Jahren ist Brandamtsrat Peter Jochem in den Ruhestand verabschiedet worden. Ein Feuerwehrmann, dem Ordnung und Werte nach eigenem Bekunden immer wichtig waren – und der trotzdem das Gesetz brach, um helfen zu können.

"Es ist ein Stück Feuerwehrgeschichte, das sich heute verabschiedet", formuliert der Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer in seiner Rede. Tatsächlich gehört Brandamtsrat Peter Jochem nach so langer Zeit beinahe schon zum Inventar. Im Dezember 1969 fing er bei der Berufsfeuerwehr in Trier an, nachdem er zuvor seit 1961 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr gewesen war. Am Mittwoch wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Lange Zeit war Jochem als Bauverwalter zuständig für die Gebäude der Feuerwehr, achtete auf die Einhaltung von Standards bei Neubauten und verhandelte mit der Stadt. Stolz erzählt er, dass inzwischen neun der elf Löschzüge "eine brauchbare Unterkunft" bekommen haben. Für die anderen beiden werden Lösungen angestrebt. Wenn er an die Veränderungen im Lauf der Jahre denkt, weiß er kaum, wo er mit dem Erzählen anfangen soll: "Es hat sich so viel verändert!" Neben neuerem Gerät und besserem technischem Know-how nennt er vor allem die Erwartungen der Bürger, die gestiegen seien. "Die Leute finden vieles selbstverständlich." Unzählige Einsätze hat Jochem in seiner Zeit bei der Feuerwehr miterlebt, doch einer ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: Am 22. April 1975 wurde er zu einem Zugunglück gerufen, doch kein Notarztwagen war erreichbar. Bis auf einen, der neu und noch ohne Zulassung war. Jochem zögerte nicht lange, setzte sich mit seinen Kollegen ins Fahrzeug und war als Erster vor Ort, um zu helfen. Eine Entscheidung gegen das Gesetz - und für die Menschen.Bilanz: 10 000 Einsätze in zwölf Jahren

Im Notarztwagen fuhr Jochem insgesamt zwölf Jahre, die Zahl seiner Einsätze schätzt er auf 10 000. Und das, obwohl er "nie in den Notarztwagen" wollte. Nach einer Weile habe ihm diese Aufgabe aber Spaß gemacht. "Wir waren ein gutes Team, und man hat den Erfolg gesehen." Von jetzt an wird Jochem die Einsätze und die Weiterentwicklung "seiner" Feuerwehr von außen weiter verfolgen. Doch an ein beschauliches Rentnerdasein denkt er nicht: "Ich habe bestimmt keine Langeweile," sagt er und erzählt von seinen drei Enkelkindern. Und von den drei Pferden, die zu Hause im Stall stehen. Mit einem Freund sei er schon zweimal bis nach Weimar geritten. "Vielleicht haben wir jetzt Zeit, das wieder zu machen."

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