Ab 2019 sollen die Kürenzer hier wieder feiern können

Trier-Kürenz · Jahrelang nagte der Zahn der Zeit ungehemmt an der Orangerie des Kürenzer Schlossparks. Jetzt hat der Baudezernatsausschuss einstimmig die schrittweise Generalsanierung beschlossen, die das Denkmal zudem für öffentliche Veranstaltungen und private Feste nutzbar machen soll. Die Runderneuerung soll rund 142 000 Euro kosten.

 Teil der Denkmalzone Kürenzer Schlösschen: die Orangerie. Sie grenzt ans Gelände der Kirche St. Bonifatius. TV-Foto: Roland Morgen

Teil der Denkmalzone Kürenzer Schlösschen: die Orangerie. Sie grenzt ans Gelände der Kirche St. Bonifatius. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier-Kürenz. "Was macht die Orangerie?" Dies sei eine der häufigsten Fragen, die ihm als Kürenzer Ortsvorsteher gestellt werde, sagt Bernd Michels. Vier Jahre lang konnte er wegen ausstehender Entscheidung nur vertrösten. Das Schulterzucken kann sich der 69-jährige CDU-Kommunalpolitiker künftig sparen. Der Baudezernatsausschuss hat die Generalsanierung beschlossen. Einstimmig. Nach Ansicht von Michels ein Erfolg nicht nur für die beharrlichen Bemühungen des Ortsbeirats, "sondern für unseren gesamten Stadtteil. Die Orangerie ist nicht nur irgendein altes Gemäuer, das jetzt endlich vor dem weiteren Verfall bewahrt ist. Sie ist ein bedeutsames Stück Alt-Kürenz, ein Identifikationspunkt."
200 Jahre alter Park


Mit großer Vergangenheit. Sie gehört zum vor mehr als 200 Jahren angelegten Park des sogenannten Schlösschens, einstmals Wohnsitz des französischen Präfekten in Trier, Verwaltungschef des Saar-Departements.
Mit Napoleons Niederlagen endete die Franzosenherrschaft in Trier. Zwischen 1815 und der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wechselten Schlösschen und Park mehrfach den Besitzer, dann kaufte die Stadt das Areal. Seit 1977 ist das Wohngebäude wieder in Privatbesitz, Grünanlagen samt Orangerie und Teehäuschen gehören weiterhin der Stadt.
Während das kleine Teehäuschen (4,5 mal 6 Meter Grundfläche) 2015 immerhin eine Dachsanierung erfuhr, nagt der Zahn der Zeit ungehemmt an der Orangerie (13,8 mal 6 Meter). Letzter Nutzer war bis Ende 2012 die Jugendfeuerwehr.
Nun erhört die Stadt das Flehen des Ortsbeirats und macht Nägel mit Köpfen, um den fortschreitenden Verfall zu stoppen. Vorgesehen ist eine Generalsanierung in zwei Schritten. Bauabschnitt eins (veranschlagte Kosten: rund 66 000 Euro) beinhaltet im wesentlichen Dachdeckungs- und Klempnerarbeiten sowie den Einbau von Isolierglas-Fenstern hinter den bestehenden Stahlfenstern. In Abschnitt zwei (geschätzte Kosten: 76 000 Euro) sollen die Erneuerung von Heizung, Wasser- und Elektroinstallationen sowie der Toiletten folgen.
Bis der Wunsch des Ortsbeirats sich erfüllt, dass die auf Vordermann gebrachte Orangerie wieder als Gemeinschaftsraum und sozialer Treffpunkt für die Ortsgemeinschaft von Alt-Kürenz (3700 Einwohner) und für private Feste wie Taufen, Geburtstage und Hochzeiten dienen kann, werden notgedrungen noch etwa drei Jahre vergehen. Denn finanziert ist bislang nur der erste Bauabschnitt. Wann und wie es weitergeht, hängt davon ab, ob der Ortsbeirat auch weiterhin mit einem kräftigen Finanzierungsanteil im Boot ist.
Auch wenn die Beschlüsse noch ausstehen, geht Michel davon aus, "dass das Formsache ist. Es besteht Konsens im Ortsbeirat, dass die Orangerie höchste Priorität besitzt".
Das auch über die reine Sanierung hinaus. Denn dann fehlt noch die Einrichtung, die wohl komplett aus Kürenzer Mitteln bezahlt werden muss.
Spätestens 2019, so hofft der Ortsvorsteher, hat Alt-Kürenz "ein Schmuckstück, das auch genutzt werden kann". rm.
Extra

Den Begriff Orangerie gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Er bezeichnete zunächst eine Sammlung von nicht winterfesten exotischen Gewächsen. Im 18. Jahrhundert entstanden an europäischen Fürstenhöfen die ersten großen wintergartenähnlichen Gebäude, die der Überwinterung zum Beispiel von Zitrusbäumchen in Pflanzkübeln dienten. Heute werden die historischen Gebäude auch zu repräsentativen Zwecken oder als Veranstaltungs-Locations genutzt. Bekannteste Trierer Beispiele sind die Orangerien im Nells Park und auf dem Weißhaus-Gelände. rm.

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