Abschied von einem großen Trierer

Kassel/Trier · Er hat nur ein Viertel seiner Lebenszeit in Trier gelebt, aber es sei "mit die schönste Zeit" gewesen, sagte Felix Zimmermann 2013, als er 80 wurde. Der Wunsch, die alte Wahlheimat wiederzusehen, erfüllte sich. Er starb am vergangenen Freitag - und wird als großer Trierer in Erinnerung bleiben.

Kassel/Trier. Sein letzter Arbeitstag im Rathaus am Augustinerhof liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Doch von Felix Zimmermann spricht Trier immer noch. So Anfang Januar, als Bob Bolen, früherer Bürgermeister von Fort Worth starb. Mit ihm hatte Zimmermann 1988 die trierisch-texanische Städtepartnerschaft ins Leben gerufen. Zimmermann war Thema beim Ordensfest der KG Wieweler am 2. Februar, schließlich hatten die Karnevalisten ihn 1984 als erstes Stadtoberhaupt mit ihrem begehrten "Orden gegen den Trierischen Ernst" ausgezeichnet. Und am vergangenen Freitag auch bei der Weinprobe der Bischöflichen Weingüter zugunsten der Nachwuchsarbeit der Stadtgarde Augusta Treverorum, die ihren Gönner ehrenhalber in den Generalstand berufen hatten. Was zu diesem Zeitpunkt niemand in Trier wusste: Zimmermann lebte nicht mehr. Er war am späten Freitagnachmittag in einem Kasseler Krankenhaus gestorben. "Er ist friedlich eingeschlafen, mit sich, seiner Familie und der Welt im Reinen", berichtet sein Sohn Stefan Zimmermann (54) im Gespräch mit dem TV. Der in München lebende Theaterleiter und Produzent hatte, "einer inneren Eingebung" folgend, seinen Vater Ende Januar spontan in Kassel im Krankenhaus besucht. "Ich konnte nicht ahnen, dass es unsere letzte Begegnung sein würde. Er war wie immer geistig topfit und körperlich in einer den Umständen guten Verfassung. Er freute sich darauf, bald wieder in seine Wohnung in der Seniorenresidenz Augustinum zurückkehren zu können."
Highlight: 2000-Jahr-Feier


Beim letzten Telefonat am vergangenen Donnerstag habe Felix Zimmermann seinem Sohn in "bester Laune berichtet, dass die Blutwerte fast wieder im ,grünen Bereich\' seien".
In Trier ist Felix Zimmermann schon lange eine Legende. Der von seiner Partei aus Augsburg zurückgeholte und zum Rathaus-Chef gekürte frühere Stadt werke direktor und Schwiegersohn des renommierten Trierer Architekten Alfons Leitl erfüllte die großen Erwartungen. Der Schöngeist mit künstlerischer Ader und ausgeprägtem Faible für kulinarische Freuden war der richtige Typus Politiker, den man damals brauchte. Trotz seiner barocken Erscheinung immer ein Stückchen über den (Verwaltungs-)Dingen schwebend, ein weltmännischer Repräsentant, eine Identifikationsfigur, die Deutschlands älteste Stadt zur 2000-Jahr-Feier 1984 bestens repräsentierte.
In einem Interview mit dem TV zum 80. Geburtstag bedauerte Felix Zimmermann, Trier 1989 verlassen zu haben. Sein letzter Besuch in der alten Wahlheimat war im Oktober 2012. Er verband die Teilnahme am Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Trier-Weimar mit der Vorstellung seiner augenzwinkernden Memoiren "Ein OB tischt auf" (Verlag Michael Weyand). Obwohl schon damals wegen seiner "diversen Zipperlein" (Zimmermann) auf den Rollator angewiesen, versprach er, wiederzukommen ins "schöne Trier, wo ich noch viele Freunde habe". Der Geist war willig, der Körper schaffte es nicht mehr.
Mit seiner Familie, zu der auch vier Enkel im Alter zwischen 24 und 29 Jahren - je zwei Kinder seines Sohnes und seiner 2011 gestorbenen Tochter - und ein Urenkel gehören, werden viele Trierer trauern. Die Beisetzung wird in Kassel sein. Der Termin stand am Wochenende noch nicht fest. In Trier wird dereinst eine Straße nach Felix Zimmermann benannt - so wie es Usus bei verstorbenen ehemaligen Stadtoberhäuptern ist.Extra

Felix Zimmermann, geboren am 25. August 1933 in München, wuchs auf am Bodensee und studierte Jura in München und Köln. Nach beruflichen Anfängen als Rechtsanwalt und Justiziar wurde er Leiter der Stadtwerke Trier, dann Direktor der Stadtwerke Augsburg. Von 1980 bis 1989 war Zimmermann Oberbürgermeister von Trier, anschließend für zehn Jahre Hauptgeschäftsführer des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) in Köln, dem heute mehr als 1400 Energie-, Wasserversorgungs- und Abfallunternehmen angehören. Mit seiner zweiten Frau Bärbel Hengst lebte der im Ruhestand erfolgreiche Maler in Kassel, wo er am 7. Februar 2014 starb. Triers Stadtoberhäupter seit dem Zweiten Weltkrieg: 1945/46 Friedrich Breitbach (von der US-Militärverwaltung eingesetzt), 1946 bis 1949 Heinrich Kemper (CDU), 1949 bis 1963 Heinrich Raskin (CDU), 1964 bis 1976 Josef Harnisch (CDU), 1976 bis 1979 Carl-Ludwig Wagner (CDU), 1980 bis 1989 Felix Zimmermann (CDU), 1989 bis 2007 Helmut Schröer (CDU), seit 1. April 2007 Klaus Jensen (SPD). rm.

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